"Das Gute an schlechten Zeiten: Pferde satteln. Weiterreiten."
Eines Morgens wachst du auf und weißt, du hast es hinter dir. Du spürst noch ein klein bisschen dieser Wehmut. Du ahnst, dass da noch ein Rückfall kommen wird. Ort und Zeit dafür kennst du schon. Die innere Ankündigung macht es leichter. Die innere Ankündigung macht es leichter? Wohl kaum. Die Ankündigung macht es vielleicht schneller wieder vergehen. Du hast deinen Gedanken nachgehangen. Hast deinen Schicksalsmoment akzeptiert. Hast zugelassen, dass die Emotionen so sind, wie sie sind.
Du hast irgendwanneinmal gesagt: "Das Leben ist für mich nur dann vollständig, wenn ich Freude und Trauer in ihren Extremen erlebe. Denn wie kann ich die Freude in ihren Höhen wertschätzen, wenn ich die Trauer in ihren Tiefen nicht kenne? Wenn ich nur eins der beiden aus meinem Leben ausschließe, werde ich mich innerlich einebnen, nivellieren. Das Empfinden wird dann eine Mittelmäßigkeit erlangen, die am unerträglichsten von allem ist."
"Du opferst deine Gefühle, aber du überlebst." Davon wolltest und willst du dich fernhalten.
Du hast dich wieder an die Worte von damals erinnert. Ja, du bist wieder auf einen Menschen getroffen, bei dem du das Gefühl nicht loswurdest, hier passt etwas zusammen. Eine Mischung aus sich Ergänzen und Gemeinsamkeiten, Gegensätze und das gleich-und-gleich, die die Chance haben, ineinanderzugreifen und die Welt zu erobern. Du hattest das schon einmal. Dein Lebensweg aber sollte anders verlaufen. Damals hast du für einen Augenblick deinen Glauben an die Zukunft verloren. Aber es war eine Zeit, in der du viele besondere Menschen kennengelernt hast. Eine Zeit, in der du gelernt hast, Freundschaften aufzubauen und vermeintliche Freundschaften in der Vergangenheit ruhen zu lassen. Du hast andere dabei beobachtet, wie sie die gleichen Erfahrungen machten. Jeder für sich und dabei gemeinsam habt ihr den Optimismus beim Schopfe gepackt, habt euch den Glauben an die Zukunft zurückgeholt.
Jetzt stehst du wieder an diesem Punkt. Du wolltest schon wieder den Glauben an die Zukunft verlieren. Du hast geweint. Du hast dein Schicksal verflucht. Die Möglichkeiten anders zu handeln, vielleicht doch zu kämpfen, waren keine Alternativen für dich. Du bist keine Schlampe, die Menschen wie Spielzeuge behandelt. Und du bist kein armseliges Würstchen, das anfängt zu betteln. Doch etwas in dir drin hat dich davon abgehalten, den Glauben zu verlieren. Deine Erfahrung. Deine Gegenwart. Deine Erinnerungen. Deine Kraft. Die Zeit, die es braucht, bis du wieder sagen kannst: "Ja mach mal, da ist noch genug zum Leben da" ist kürzer geworden. Du bist in der Lage, Dinge zu überblicken. Du streckst langsam deine Fühler wieder aus und hast jetzt eine Erinnerung mehr im Päckchen.
Das ist dann wohl das, was die Leute als "leichter" bezeichnen.
1 Kommentar:
sehr hübsch geschrieben, eine situation, die wohl jeder von uns kennt...
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