2008-06-30

Magische Orte I.

Längere und kürzere Sätze zu den Ereignissen der vergangenen Tage: die Fusion des Jahres 2008.

Donnerstag: Treffen am Gesundbrunnen. Schnell noch nen Kasten Alster kaufen. Rauchen auf dem Vorplatz. Eine kleine Tradition. Immer, wenn ich vom Gesundbrunnen aus losfahre, stelle ich mich noch kurz oben hin, genieße die Sonne und den Anblick der Menschen und das bisschen Bahnhofsatmosphäre, das es dort gibt. Fahren und Sitzen quer durch den Waggon verteilt. Den Menschen, die müde und geschafft von der Arbeit einfach nur noch nach Hause wollen, sieht man an, dass sie ein genervt sind von der guten Laune und Entspanntheit, die wir alle versprühen.

Neustrelitz: Bahnhof. Zwei Gleise und ein Bahnhofshäuschen. Alles in fröhlichem Gelb gestrichen. Aber wehe, mensch geht die drei Meter neben das eigentlich Bahnhofsgelände, z.B. zu dem kleinen Toilettenhäuschen. Das Alter der Bahnanlagen springt einem förmlich auf die Schultern. Ein kleiner Backsteinbau, innen nicht verputzt. Die Türen der Kabinen in passendem Ochsenblut lackiert. Ein sanfter Willkommensgruß auf dem Weg aus der Zivilisation heraus. Aber es stinkt nicht und der Boden ist sauber. Irgendwer kümmert sich dennoch um die Räume. Es ist die sympathischere Ecke.

Neustrelitz: Bahnhofsvorplatz. Die Mengen warten auf die Shuttlebusse, die sie zum Festivalgelände bringen werden. Alle versuchen das Fleckchen zu finden, an dem der Bus halten wird, um nur ja mit einem "Erster!" ihren Sitzplatz einnehmen zu können. Ein Kopfschütteln meinerseits. Die Fusion "ein Marktplatz der Utopien und der Träume von einer Welt, die nicht von Rücksichtslosigkeit, Intoleranz, Egoismus und Geldscheffeln bestimmt ist"? Noch merke ich nichts davon. Das soll erst später kommen. Noch sind wir außerhalb des Festivalgeländes. Ein zynisches "Oh, hier draußen passt ihr euch aber perfekt in die Ellbogenmentalität ein!" geht mir durch den Kopf. Diesen Gedanken habe nicht zum ersten Mal - und sicher auch nicht zum letzten Mal -, schließe ihn ein in meine Erkenntnisschatulle und entgegne dem Gejammer und Geschiebe mit innerer Entspanntheit. Und spätestens auf der Fahrt und in dem Moment, in dem wir allesamt gerickroll´d werden, ist die Welt wieder in Ordnung.

Ankommen am Gelände. Mitten im Nirgendwo. Wald und Wiesen ahoi. Ich atme tief ein. Blicke über die Landschaft aus Zeltdächern. Und vergesse mit einem Schlag alles, was in meinem Leben in der Großstadt präsent ist. It´s festivaltime, baby! Dreieinhalb Tage weg von zu Hause. Dreieinhalb Tage einfach nur das tun, wonach mir der Sinn steht.
Ankommen ist einer schönsten Momente bei Festivals. Das eigene Frohlocken ob der kommenden Stunden und Tage prägt die Wahrnehmung. Völkerwanderungen zwischen den Zeltplätzen. Gute Laune allerorten. Es wird aufgebaut, auf den Lageplan geschaut, auf den Rest der Gruppe gewartet oder einfach immer weiter gelaufen. Das Alster fest in der Hand.

Der erste Abend beginnt mit einem musikalischen Opener der deluxe-Variante. Turbostaat rocken die Rote Bühne.
The Notwist: Sie sind gut. Aber die Kälte können sie mit ihrem Sound dann doch nicht aus meinen Knochen vertreiben. Es tut mir nach wie vor in der Seele weh, diesen Moment nicht ausgekostet haben zu können.
Treffen am Zelt. Gemeinsam wieder aufbrechen und einige der magischen Orte entdecken. Das Cabaret at the End of the World ist die leibhaftige Welt, wie sie auch Baz Luhrmann liebt. Ein Ort in Plüsch, Seidenvorhängen und weltentrückter Verspieltheit. Es ist die erste Station, die die Magie der Phantasie leibhaftig werden lässt.
Am Lagerfeuer Wärme und Dubsounds. Feuerkünstler verlieren sich in ihren Bewegungen. Das Auge folgt und der Geist verliert sich mit.
Die Entdeckungsreise geht weiter. Neuland und Second Fusion und all die Kleinigkeiten dazwischen. Das alles bei Nacht. Die Second Fusion ist die wieder analoggewordene digitale Welt. Großer Spaß: Zweite Welt. Auf einem Tisch ist eine Landschaft zusammengebastelt, ähnlich der von Modelleisenbahnen. Für das Spiel gilt es, sich einen Avatar zu basteln, Aufgaben zu lösen, Materialien zu sammeln und das Gesammelte gegen Realien einzutauschen.
Zurück zur Hangar Bühne. Che Sudaka locken mit großartigem Ska.
Die letzten Tage und kurzen Nächte in der Heimat zerren an mir. Mein Körper will Schlaf.

2008-06-26

Auf zur Fusion 08

Morgen abend um diese Zeit werde ich im trauten Mecklenburg-Vorpommern chillen. Die Fusion ruft und in diesem Jahr folge auch ich. So richtig will sich die Stimmung noch nicht einstellen (da muss noch viel mehr Arbeit vorher weg), aber zumindest mein kleiner, gelber Glücksbringer ist schon eingepackt. Mein kleiner, gelber Glücksbringer ist meine Regenjacke. Denn immer, wenn ich sie einpacke, dann nehme ich sie umsonst mit. Und so hoffe ich auch dieses Mal, dass der kleine Sonnenschein sein Dasein dreieinhalb Tage am Rucksack fristen wird.

Jetzt geht's auch gleich wieder zurück an den virtuellen Schreibtisch. 'Ne grantige miss sophie soll ja keiner ertragen müssen.

[Nachtrag] Feinfein. Mein Rucksack läuft gleich mit mir durch die Straßen zu den Gleisen zu dem Wagen, der uns in den Norden bringt. In den letzten Minuten klingt Bratze in den Ohren. Gettin' ready. Gettin' started.

2008-06-22

Meine neuen Füße.

Mein armes Fahrrad. Wenn sich das Board hier demnächst tatsache häufiger mal in meinem Besitz befindet, dann wird mein liebes, kleines Zweirad noch anfangen zu weinen. Ich werde es dann im Hinterhof stehen lassen. Müssen geradezu.

longboarrrd

Zweieinhalb Wochen ist es her, dass ich das erste Mal auf einem Longboard stand. Meine bisherigen Erfahrungen mit den Brettern dieser Welt beschränkten sich auf ein BilligSTskateboard, das ich im Alter von ca. 12 Jahren mein Eigen nannte. Auf Grund von Unfahrbarkeit (das Teil sah mehr aus wie ein Regalboden und so fuhr es sich auch) landete es nach gut einer Woche zusammen mit den Phantasien von Downhillfahrten oder Halfpipehüpfern wieder in der Ecke und später im Müll. In der Neunten gönnte ich mir vom Klassenfahrtsgeld einen Tag Snowboarden. Sich auf dem Idiotenhügel alle Nase lang hinzupacken und selbst von 5-Jährigen auf ihren Skiern gekonnt überholt zu werden, ist aber nun wahrlich nicht das, was mensch einen Anreiz zum Weitermachen nennen würde.

Mit diesen, erfolgreich verdrängten, Erfahrungen im Hintergrund stand ich nun also vor zweieinhalb Wochen am oberen Ende des Schwedter Stegs und bestieg obiges Longboard. Das lief in etwa so ab: Draufstellen. Die ersten Meter relativ sicher gradeaus rollen. Fragen, wie das mit dem Bremsen eigentlich so funktioniert. Um dann keine halbe Stunde später die erste Abfahrt auf dem Schwedter Steg zu meistern. Ohne Hinpacken wohlgemerkt. (Für alle, die die Brücke nicht kennen: Die ist 200 Meter lang und hat eine Steigung von geschätzten/gefühlten 5%. Runterwärts kann man da schon gut an Fahrt gewinnen.) Mir kam das in dem Moment irgendwie alles sehr leicht und natürlich vor. Gestandene Longboarder kann man damit schon mal aus dem Konzept bringen.

Dann erstmal Pause. Heute das zweite Mal auf'm Board gestanden und gleich beim Cruisen durch die Innenstadt mitgemacht. Huiuiui. Vor einer ums Verrecken nicht bremsenwollenden Straßenbahn flüchten zu müssen, wo doch eigentlich komplett die Erfahrung fehlt für solche Situationen... Alter Schwede! Aber der Anblick von rund 20 Longboardern, die an der Ampel eine komplette Autospur dichtmachen, um dann gemütlich links abzubiegen, ist einfach göttlich. Das dachten sich wohl auch die vielen Fußgänger, Rad- und wenigen Autofahrer, die das Spektakel mit belustigter Miene verfolgten. Und das entschädigt denn auch für all den ausgestandenen Nervenkasper, aber sowas von-

Nun also vier statt zwei Räder. Nicht immer. Aber immer öfter.

2008-06-20

Inside Out - The Kooks in der Columbiahalle

Eins vorweg. Die Kooks haben so mit das beste Publikum, das seit der Erfindung der The-Bands in einer Konzerthalle aufgetaucht ist. Junge, waren die heiß. In der Umbaupause wurden die jeweiligen Pausen zwischen den Konservenliedern mit einem leisen Anschwellen der Jubelrufe gefüllt. In jeder Liedpause wurde es ein bisschen lauter. Bis die ersten Takte von Arctic Monkey's When The Sun Goes Down angespielt wurden. Bämmm. Überrascht warf ich einen Blick auf die Bühne. Leer. Das Entzücken des Publikums war derart groß, dass ich für einen kurzen Moment schmunzelnd überlegte, ob sie gar die Bands verwechselt hatten. Aber nein, hatten sie nicht. Die Masse wogte und zappelte und musste einfach schonmal rauslassen, was da an Energie brodelte.

Dann. Licht aus. Lightshow an. Von der Sorte Anlehnung an Stadionrock. Es war ein Versprechen und das Publikum löste es ein. Jeder, aber auch wirklich jeder Song fand seine Mitsänger vor der Bühne. Da wurde getanzt, gefeiert und gesungen. Das ist umso erstaunlicher, als die vier Jungs und insbesondere der Sänger Luke Pritchard gar nicht sonderlich viel gemacht haben. Es gab ein fröhliches "Hallo!", ein kurzes Lachen und dann ging's los. Kein unnötiges Blabla, kein wildes Rumgehampel auf der Bühne, keine Ankündigung der einzelnen Songs. Letzteres brauchte es auch gar nicht. Die Jungs und Mädels im Zuschauerraum haben sowieso alles an den ersten Takten erkannt.

Ich glaube, es ist die Musik der Kooks, die so etwas möglich macht. Egal ob Ballade oder Up-Tempo, die Stimme von Pritchard legt in alles ein leicht beschwingtes Element hinein, die Akoustik-Gitarre lacht dazu - ja, genau das macht sie, sie lacht. Und all das bringt an einem Abend Menschen zusammen, die gerne lachen und Spaß haben. Großartig, das.

Und jetzt noch ein wenig Musik.
The Kooks - She Moves In Her Own Way

DirektSelberbewegen

2008-06-18

Heute abend: The Kooks

Für einen kurzen Moment wünsche ich mir, die Kooks spielten heute abend im Lido oder besser noch im Knaack oder im Bang Bang oder gar im Privatclub oder so. Es passte um so vieles besser zur Musik und zur Band. Ich könnte gemächlich meinen Muskelkater (slacklinen - später mehr) auskurieren und der um die Ecke lugenden Erkältung einen heftigen Schwinger verpassen. Die Klänge hätten einen kurzen Weg von der Decke zurück in meine Füße. Der Schweiß hätte einen kurzen Weg von den Körpern der Menschen hin zur Decke und zurück. Alle wären noch ein wenig aufgeregter. Alles wäre kuschliger. Und würde in etwa so aussehen:


The Kooks: Matchbox

Genug der Wunschträumereien. Heute abend ab irgendwann nach neun gibt's die Kooks. Und das wird hoffentlich der Hammer werden. Liebe Aufregung, bitte starten Sie jetzt Ihre Arbeit.

2008-06-09

Auf Entdeckungsreise.

Letzte Woche auf'm Longboard gestanden. Das erste Mal. Und wenn ich groß bin, will auch mal in so einem Parkhaus durch die Etagen heizen.

DirektAbfahrten


Und nächste Woche kommt dann das hier dran.

DirektSeilkasper

2008-06-02

Eine Dekade an Tagen.

Mal ein bisschen die Rolle vorwärts rollen lassen. Die labels der Gegenwart anpassen. Aufs Barcamp verweisen. Mir dabei das erste und hoffentlich letzte Mal pink ins Haus holen. Und ansonsten nicht viel zu sagen zu haben. So sieht's aus. Ich hoffe, euch geht's gut. Mir nämlich auch. Bis später.