2007-04-08

Allein mit seinen Gedanken

Allein mit seinen Gedanken. Die Wohnung ist leer. Die beiden anderen sind 1 Zugstunde entfernt bei ihrer Familie. 4 Tage liegen vor mir, an denen ich rein theoretisch nicht das Haus verlassen müsste. An 2 davon gehört mir diese Wohnung ganz allein. Ich wollte sie damit füllen, die Wohnung für mich zu erobern, sie mit zu meiner Wohnung zu machen. Bis ich merkte, das brauche ich gar nicht mehr. Das habe ich in den vergangenen 6 Monaten schon gemacht. Es braucht nicht mehr 1 Jahr zusammenwohnen, bis ich von der Mitbewohnerin, die in dem Zimmer rechts wohnt, zur Mitbewohnerin, die in dieser Wohnung lebt, werde. Mir wird klar, ich bin gewachsen.
4 Tage, die mit 4 Vorhaben gefüllt sind. Alles nichts großartiges. Würde ich mich jeden Tag hinsetzen, wären sie morgen abend erledigt. Doch das 5. Vorhaben fehlt: entspannen. Der letzte Urlaub war vergangengen Oktober. 1 Woche Hiddensee. Davor letzten Februar. 1 Woche Darß. Davor... ich weiß schon gar nicht mehr. Es gibt Dinge, die mich bedrücken. Dinge, die hier nicht ihren Ort haben, ausgesprochen zu werden. Dinge, deren Worte schon wieder viel zu lange nicht von mir laut geformt wurden. Der Kampf, solche Worte auszusprechen wird so lange dauern, wie ich Atem in diese Welt hauche. Vorher wird er nicht aufhören.
Ich schaue auf Wände, die mit jedem Blick eine Delle, ein altes Bohrloch, einen gespachtelten Flecken zeigen. Sie sind mir sympathisch. Nicht zuletzt, weil ein Großteil davon von mir verursacht ist. Im Innern dieser Wände steckt der Teufel. Ein gefallener Engel, der mich mit Kieselsteinen und Bauschutt daran hindert, alle Regale an die Wand zu bringen. Der mich davor bewahrt, hier keine Luft mehr zum Atmen zu haben, weil alle Wände mit Regalen zugepflastert sind.
Ich zünde mir ein Zigarette an, hänge ein paar Bilder von Edward Hopper auf und starte meinen PC. Die Geschichte eines Mannes, der eine zweite Chance in seinem Leben bekommt, liegt neben mir und wartet geduldig. Die Musik tröstet mein geschundenes Herz. Let´s dance to the bit of the drum.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schön. Und traurig. Auch wenn ich Dich nicht gut genug kenne, um zu wissen, worum es geht.

Aber wenn Du mal Hilfe brauchst, sag Bescheid. Mario (und Haynes) kennen sich aus mit Bohrlöchern und widrigsten Wänden - damit wenigstens diese Dinge aus der Welt geschafft sind.

Frohe Ostern!

Björn Grau hat gesagt…

come on, feel.
Ich freu mich auf die drei intensiven Tage mit dir!
Da wirst Du Deine Wohnung kaum sehen, also seid lieb zu einander.