Eines Morgens
Eines Morgens wacht er auf und weiß, etwas ist anders.
Er steht auf, geht in die Küche, setzt Kaffee auf.
Er geht zurück ins Schlafzimmer, zieht sich an, geht zum Bäcker.
Er kommt zurück in die Wohnung, deckt den Frühstückstisch, sie ist gerade im Bad.
Sie kommt in die Küche, schmiegt sich an ihn, will einen Kuss von seinen noch weichen Lippen rauben.
Er lässt ihren Wunsch gewähren, spürt ihrer beider Lippen sich berühren, nimmt wie immer ihren Kopf in seine Hände.
Sie spürt das Beben ihrer Lippen, ihr fehlt das Beben seiner Lippen, es ist früh am Morgen.
Er nimmt seine Hände von ihr, schnell wollen sie weg, das Unbehagen mit dem Aufschneiden der Brötchen verdecken.
Sie schaut ihn an, hofft auf die Kraft seiner lächelnden Augen, kann nur seinem Blick auf den Tisch folgen.
Er beißt in den weichen Teig, sieht auf den Teller, spürt seinen Körper sich entfernen.
Er sitzt reglos da, sein Geist und sein Magen geraten in einen Strudel, entfernen sich immer weiter von diesem Tisch.
Er blickt auf ihre Hände, wünscht sich, er würde sich wünschen, sie jetzt zu berühren.
Er kann nicht, steht auf, geht ins Bad.
Eines Morgens geht er aus dem Haus und weiß, etwas ist anders.
3 Kommentare:
Es gibt Leute, die nennen sowas den normalen Werdegang des Lebens... Fuck, ich nenn das verdammten Schmerz...
diese zwischenphase, etwas ist nicht in ordnung, mensch spürt es, aber spricht es nicht aus, keine trennung, aber nicht mehr so zusammen wie früher, das graduelle weg -- das ist das schlimmste. ein plötzliches ende hat für mich schon lange nicht mehr schrecken.
In dieses Unausgesprochene nichts sprechen zu können aus Furcht, der nur spürbare Riss würde dann sichtbar, die Ausweglosigkeit, finde ich das Allerschlimmste. Das geht nicht mehr.
Die zarte Hand, die Gegenwart des anderen zu suchen und, obwohl sie da ist, greifbar, dort keinen Halt zu finden. Allein und fremd in Gegenwart dessen, mit dem man nackt das Bett geteilt hat.
Da mach ich nicht mehr mit.
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