2007-05-18

Helden des deutschen Basketball - Henning Harnisch

1993 trat er das erste Mal so richtig ins Bewusstsein des europäischen Basketballs. 1993 besiegte Deutschland im Finale mit einem denkbar knappen 71:70 Russland und wurde Basketball-Europameister. Schon vorher hatte er sich mit seinen langen Zotteln (auch Haare genannt) und seinen krachenden Dunkings als Flying Henning Harnisch in die Herzen der Fans gespielt und es zum Basketballer des Jahres gebracht.
Sympathisch nicht nur auf Grund seiner Buchhändlerlehre und seinem Filmwissenschaftsstudium. Er war immer einer, den mensch gerne im Interview hat reden hören. Unter anderem, weil die Antwort auf Fragen à la "Wie fühlen Sie sich jetzt" direkt im Anschluss an ein Spiel in seinem Seitenblick auf den Reporter lag: "Was? Du bist auch einer von denen, die nie Sport im Wettkampf erlebt haben und deswegen jetzt so dumme Fragen stellen müssen?" Und weil die ausgesprochene Antwort auch gerne mal den Reporter dumm hat dastehen lassen.
Was haben wir uns hier in Berlin ein Loch in den Bauch gefreut, als Henning Harnisch, der Große des deutschen Basketballs, 1996 zu Alba wechselte. Und wie groß war der Respekt, als er nach der Saison 1997/98 sein Karriere-Ende verkündete. Grund: Sein Körper begann in dieser Saison die ersten Kämpfe mit den Anforderungen des Profisports, mehrwöchige Pausen kamen häufiger vor. Er wollte nie zu denen gehören, die sich fit spritzen, nur um möglichst lange dabei zu bleiben. Er hörte auf, als sein Körper ihm signalisierte: Es ist soweit.

Danach blieb er in Berlin. Ich habe ihn ein paar Mal an der Uni gesehen. Noch während seiner Zeit bei Alba schrieb er eine Kolumne in der taz. Mittlerweile ist er Team Manager und Vizepräsident bei Alba und kümmert sich um organisatorische Belange bei der Spielerwahl und betreut auch die aktuellen Spieler.

Hennning Harnisch hat immer ein bisschen mehr wahrgenommen als das Spielfeld und die Bank, hat immer ein bisschen weiter geschaut als bis zum nächsten Spieltag. Da passiert es dann, dass auch mal eine Ode an den Berliner Frühling bei rauskommt. Schön, wenn das dann einen Platz auf der Seite des Arbeitgebers findet.

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