The Art of Wart'
Ok. Der war jetzt ganz schlecht. Aber ich bin auch grad nicht zurechnungsfähig.
Mentaler Zustand: Warten.
17:17 las ich die E-Mail. 17:20 kam der Anruf. Zahl des Tages: 0041.
Seitdem warte ich. Warten, so auch die Erfahrung des Herrn Grau, ist heute das Motto des Tages. Warten ist eine Zeit, in der mensch wie auf heißen Kohlen sitzt, steht, läuft. Der Moment der Erlösung liegt definitionsgemäß in der Zukunft.
Während ich warte, macht anderes warten auch gar nichts weiter aus. Meta-warten könnte ich das nennen. Oder auch: die doppelte Portion mit extra Käse. Während des Wartens kann mensch sinnvolle Dinge tun. Zur Bank gehen und einkaufen.
Um dorthin zugelangen, musste ich soeben am S-Bahnhof Frankfurter Allee unter der Brücke hindurch laufen. Der Fußweg ist seit Wochen eingeengt, weil die eine Hälfte als Schaustelle dient. Der Weg ist jetzt noch etwas schmaler, weil nun auch an der Brückenwand Baumaterial gelagert wird. Schweres Baumaterial, das selbstredend zur Feierabendeinkaufszeit kurz nach 18 Uhr per Kran über den Fußweg gehieft werden muss. Die Bauarbeiter waren so freundlich, ein manuelles Ampelsystem einzurichten. Die legoförmige Baustellensicherung wurde vor das pöbelnde Fußvolk gesetzt. Der Kran beförderte einen Metallcontainer in der Größe einer Mehrfamilienhausmülltonne samt Inhalt über den Weg. Auf beiden Seiten nun glotzendes Fußvolk. Ich lehne mich amüsiert an die Absperrung. Dann wurden die Legobausteine wieder beiseite geräumt.
Ab ins Einkaufscenter. Es ist, wie gesagt, Feierabendeinkaufszeit. Lange Schlangen an den Kassen. Ich kann nur noch schmunzeln. Das Motto des Tages ist, wie gesagt, warten. Mich wundert überhaupt nicht, dass ich in der Kaufhalle an der Schlange stehe, wo's am längsten dauert. Bei der Schlange neben mir geht's ungelogen doppelt so schnell. Hier zahlen alle mit Karte. Da geht der Kassiererinnenwechsel vergleichsweise schnell voran.
Raus aus dem Center. In 8 Minuten kommt die Bahn. Für 2 Stationen. Das laufe ich. Normalerweise. Doch heute ist, ja genau, warten meine Tätigkeit. Ich setze mich und genieße eine Zigarette. Es beginnt zu regnen. Schön so, irgendwie. Der Moment der Erlösung liegt definitionsgemäß in der Zukunft.
4 Kommentare:
Sicherlich kennst du das Musical "Linie 1". Da gibs nen Song, der 'Warten' heißt. Könnt in gewisserweise Passen.
"Die Tür schnappt zu, der Zug fährt ab,
zurückbleiben, mal wieder zu knapp.
Es war immer so, zurückbleiben und warten.
Die Schaukel auf dem Hof, das Karussel,
zurückbleiben, ich kann nicht so schnell.
Es war immer so, zurückbleiben und warten.
Die Wohnung mit Balkon, die Frau für‘s Leben, der echt gute Job schon vergeben schon vergeben,
zurückbleiben, es ist immer zu knapp, die Tür schlägt zu, der Zug fährt ab.
Ich hab die Regeln längst kapiert,
zurückbleiben und warten.Warten! Auf den nächsten vollen Zug,
Warten! Auf den nächsten kleinen Schluck, Warten! Auf die Säcke im Betrieb, auf ein Leben leer wie ein zerissenes Sieb. Warten! Dass dieser Tag vorbei geht,
Warten! Dass meine Pumpe durchdreht.
Warten! Auf den letzten großen Knall, auf Rheuma, Krebs, Gehirnzerfall. Warten! Warten, auf was denn schon? Warten! Auf irgendeine Explosion. Warten! In versyphtem U–Bahn Schacht, während draußen supergeil die Sonne lacht.
Warten!"
@ndi, hast recht. das kann man tatsache da mit reinlesen. heute aber ist warten eine sehr schöne tätigkeit. ähnelt der vorfreude an weihnachten.
Weihnachtwas? ;-)
Ich konnt warten noch nie wirklich ausstehen. Hatte ich z.b. ein Geschenk für jemanden, gab ich es meist vor dem "Anlass" an die Person. Weil ich es halt nicht warten konnte. Die Personen waren dann meist ziemlich verwirrt.. und ich erleichter.
Okay.. Erst Vorschau, dann Veröffentlichen. So kann man Rechtschreibfehler beheben.
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