Also gut. Reden wir übers Wetter
Macht ja sonst auch fast keiner...
In Zeiten, in denen der moderne, mit technischen Errungenschaften überfrachtete Mensch seine Unabhängigkeit von der Natur feiert (gut, der Teil hat jetzt mit dem 20. und 21. Jahrhundert nur bedingt was zu tun) und immer weiter vorantreibt, ist es witzig zu beobachten, wie das Wetter uns nach wie vor fest im Griff hat. Als Smalltalk-Thema jedenfalls ist das Wetter alles anderes als vom Aussterben bedroht.
Seit Wochen will es irgendwie nicht so richtig Frühling werden. Und Frühling heißt hier ganz klar nur eines: Sonnenschein. Das Grau des Himmels verbeißt sich in unseren Gemütern. Auch die bunten Häuser nicht viel dazu beitragen, ein wenig Sonne ins Herz zu bringen. Eher schon kommt die morbide Faszination am Verfallenen noch viel stärker zum Vorschein. Die Freude an der Struktur abgeblätterter Farbe. Das interessierte Beobachten der Nuancen vom Dunkelweiß alter Bürobauten über das Sandfarbene der Erdhügel an den Baustellen hin zum Grau der Fahrbahnen. "Ist das nicht dasselbe Grau wie da hinten links am Himmel?"
Bei dem bisschen Lichte betrachtet, das uns derzeit bleibt, sind solche Gedanken trotz der Schönheit des Beobachtungsmoments nicht einfach nur deprimierend. Eine Spur hilflosen Wahnsinns mischt sich unter. Hilflos, weil es nun mal eben DIE NATUR ist. Weil es irgendwie allen so geht. Weil jeder für sich kämpft und alle nur darauf warten, dass es besser wird. Wahnsinn, weil das Leben sich mit jedem Tag mehr wie ein Treten im Hamsterrad anfühlt. Weil jeder noch so kleine Strohhalm mit einem Blick aus dem Fenster geknickt und in der Mitte entzweigebrochen wird.
Und nein, ich bin nicht in der Lage, hier ein Gegenbild zu dieser bescheuerten Grundstimmung zu setzen.
ps: Lieblingsverschreiber bei diesen Post: Frühlich.
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