Es macht mir Angst.
Davon zu lesen, wie Menschen einen anderen Menschen einen anderen Menschen verlieren. Wie die Präsenz der Verstorbenen nur noch in den Erinnerungen verbleibt. Davon zu lesen, wie es sich anfühlt, mit anderen in einem Krankenhaus zu sein und den Unwägbarkeiten unserer Gene zu begegnen.
Es macht mir Angst, weil ich all dies bisher nie kennenlernte. Meine zwei Krankenhausaufenthalte waren lapidar. Ein paar Medikamente und Blutabnahmen hier, eine kleine oberflächliche Operation am Knie dort. Auch die anderen Menschen in meinem Krankenzimmer waren vergleichsweise "leichte Fälle", Routinebehandlungen für die Ärzte.
In meiner Familie ist bislang nur mein Opa gestorben. Herzinfarkt. Ich war nicht dabei und ich fühle bis heute keinen Verlust. Zu sehr bestanden seine "Unterhaltungen" aus reinen Beleidungungen. Das einzige, das schmerzt, ist der Vorwuf meiner Oma, weil ich bei der Beerdigung nicht anwesend war.
Es macht mir Angst, dass ich bisher verschont geblieben bin. Denn ich weiß, eines Tages werde ich auch an solch einen Punkt gelangen. Einen Punkt, an dem Trauer oder Schmerz oder beides oder etwas ganz anderes meine Hilflosigkeit in erstarrten, stumpfen Schrecken münden lässt. Ich hoffe, ich werde dann sorgende Menschen an meiner Seite haben. Denn dann weiß ich, ich werde die Kraft haben, damit zu leben. Aber die Ungewissheit des "Irgendwann bin auch ich fällig", sie macht mir Angst.
3 Kommentare:
Keine Angst haben, Miss Sophie, es gibt Menschen, die nie "fällig" sind. Genau das wünsche ich Dir.
Sina
Seltsam, grade zu dem Thema bloggte ich gestern nacht noch den Gernhardt. Mir gehts leicht anders wie dir, viel zum Wegsterben ist da nich mehr, und so schlimm es klingt, wenns passiert, kommt irgendwo Kraft her. Was dann konkret auch nicht viel zu helfen scheint, aber man kommt irgendwann drüber weg. Wenn ich weiter drueber nachdenke, weiss ich da seltsamerweise nie, ob ich das beruhigend oder irgendwo auch schlimm finden soll.
...weiss ich da seltsamerweise nie, ob ich das beruhigend oder irgendwo auch schlimm finden soll.
Es ist beides, beruhigend und irgendwie erschreckend. Erschreckend, wenn wir noch leben, unser Leben weiter leben und mit der Zeit an andere Menschen und Dinge denken. Beruhigend, wenn wir genau das können. Und es ist wohl auch gut so, wenn Erinnerung und Weitermachen in einer gewissen Balance stehen.
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