2008-12-30

Shoe-tossing in der Nachbarschaft.

Ich frage mich mich gerade, ob unser Haus ein Drogenumschlagplatz ist. Vielleicht wohnte hier auch lange Zeit ein Prenzlberg-Gangster, der nun das Zeitliche gesegnet hat. War der gezündete Böller gestern abend möglicherweise sein letztes Geleit. Oder vielleicht ist einfach nur so jemand gestorben und dieses Paar Schuhe soll nun die bösen Geister fernhalten. Irgendwie niedlich ist hingegen die Möglichkeit, ein junger Herr in unserem Hause hat in der vergangenen Nacht seine Unschuld verloren.

schuhe

PS: In Berlin hat's nicht so viele Überlandleitungen. Da muss mensch dann schnell mal auf andere Aufhängmöglichkeiten ausweichen und den Part mit dem Werfen durchs Schnüren ersetzen.

2008-12-21

Die Freude am Endkunden.

Seit einigen Jahren nun betreue ich die Kundenanfragen bei einem Onlineversandhandel. Wie das so ist, wenn man wo mit Menschen arbeitet, kommen einem die seltsamsten Anfragen unter. Eine der großartigsten Emails habe ich ja schonmal kundgetan.

"Hello!
Please tell me something about my order of xx/xx/xx..."

Das war's. Mehr schrieb er nicht. Nachfragen (das wusste ich schon) bringt nichts bei nur rudimentär englischsprechenden und -verstehenden Italienern. Dann wird es Zeit für meine persönliche Übungsstunde: Welches ist die relevanteste Info, die zu einer Bestellung zu finden ist? Welches ist - gemessen am Zeitpunkt der Email und der vermuteten Informationslage beim Kunden - der Wissensstandpunkt des Kunden und worauf wird seine Frage wohl abzielen? Das ist gelebte Semiotik, Kommunikationswissenschaft und Linguistik in Einem.

Nächster Fall und in meiner persönlichen Hitliste der WTF-Anfragen ungeschlagen auf Platz eins:
Email ohne Name, kein Text in der Betreffzeile, keine Name unter dem Text. Keine Bestellnummer angegeben. Und dann wurde die Bestellung unter einer anderen Mailadresse aufgegeben... Natürlich ist es überaus dringend, sofort und am Besten noch gestern zu erfahren, wo die Ware denn bleibt. Das wird durch Satzzeichen nicht unter 10 Ausrufezeichen deutlich gemacht.
Irgendwo zwischen Tischkante und einem Kopfschütteln, das jedem Metaller auf der Bühne zur Ehre gebührt, überlege ich kurz, ob ich solche Mails nicht einfach durch Nicht-Antworten strafe. Klar, geht so natürlich auch nicht. Also wird in süßlicher Höflichkeit darum gebeten, doch bitte die Bestellnummer oder irgendeinen anderen konkreten Hinweis auf die betreffende Bestellung zu geben. Ansonsten sei eine genaue Auskunft gar nicht usw.usf. Ich stelle mir dann immer vor, wie die Menschen vor ihrem Bildschirm hochrot anlaufen, weil sie einsehen, dass die erste Anfrage wohl etwas faktenlos war. Aber vielleicht ist das auch nur eine Wunschvorstellung meinerseits.

Nicht unweit davon entfernt findet sich folgende Art der Anfrage.
"Ein Teil ist vor ein paar Wochen angekommen. Da fehlt aber die Hälfte. Wann kommt die?" Punkt. Ende der Anfrage. An dieser Stelle kommen dann wieder Tischkante und Kopfschütteln zum Einsatz, denn leider ist es dem realen Kundensupport (egal in welchem Unternehmen) derzeit nicht möglich, Zauberstab und magische Glaskugel rauszuholen, um auf den Gabentisch des Empfängers zu schauen, welcher Teil der Bestellung denn nun bereits eingetroffen ist. Da hilft nur Zähne zusammen beißen, den Satz "Haben Sie vielleicht schonmal daran gedacht, dass ihre komplette Bestellung bereits versandt wurde und es hier ein Problem mit der Post o.ä. geben könnte?" runterschlucken und nachfragen, was genau eigentlich noch fehlt.
Sehr schön sind solche Anfragen übrigens auch von Kunden, die regelmäßig alle 2-3 Wochen bestellen. Da stellt sich dann nämlich als allererstes die Frage, von welcher Bestellung hier eigentlich die Rede ist.

Im Laufe der Zeit habe ich nur eine sinnvolle Erklärung dafür gefunden, was in den Köpfen solcher Leute vorgehen könnte. Sie gehen offenbar wirklich davon aus, dass nur ein Teil abgeschickt wurde und irgendwo in den Akten sorgsam verzeichnet ist, was noch fehlt und es nur verschlampt wurde, den 2. Teil auch noch abzuschicken. Dass alles raus ist und es da möglicherweise ein Problem bei der Zustellung gibt, will sich als Option einfach nicht einstellen.
Wenn irgendjemand hier eine philanthropischere Antwort hat, bitte her damit. Ich finde es nämlich fürchterlich, so dermaßen negativ über einen Teil der versammelten Kundschaft denken zu müssen. Denn bei allem Wohlwollen und Verständnis und bla und keks, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, einige denken, sie wären die Einzigsten, die bei uns bestellen.

Dieser Gedanke kommt mir auch regelmäßig, wenn jemand nur und ausschließlich seinen Nachnamen angibt. Man muss nicht MüllerMeier-Schulze heißen, um zu ahnen, dass es vielleicht noch andere Menschen mit dem gleichen Nachnamen geben könnte, die nicht zur Familie gehören. Ich meine, jeder von uns guckt doch irgendwann mal nach, wie oft und wo es den eigenen Familiennamen gibt. Ist es da zuviel verlangt, für Nachfragen bei einem weltweit operierenden Versandhandel mal auf die Idee zu kommen, dass es noch andere Kunden mit dem gleichen Nachnamen gibt? Und nein, über die Emailadresse lässt sich so etwas leider nicht immer auflösen. Nämlich dann nicht, wenn die Leute von einer andere Mailadresse aus schreiben.

Tischkante. Kopfschütteln. Weitermachen. Denn zum Glück sind das im Großen und Ganzen doch die Ausnahmen.

2008-12-10

Eine andere Perspektive.

Plus, the next generations will literally grow up documenting their entire lives online. It’s unrealistic to expect them to erase their histories off the internet once they reach a certain age. Employers must learn to judge job applicants not by their past but by what they can bring to the company.
(Teresa Wu: "Generation Y in the Workplace Explained"; Hervorhebung von mir. via)

Noch letzte Woche sprach ich mit einem alten Freund, der seit neuestem Schüler in der Mittelstufe unterrichtet, über die Nachteile, die Jugendliche bei der Azubistellensuche haben können, wenn ihre youtube-Videos den älteren Semestern allzu krass erscheinen mögen und allzu leicht zu finden sind. Meine Meinung ist bislang die: Jeder wie er/sie will, hauptsache man ist sich der Konsequenzen bewusst. Dabei bleibe ich. Aber das allein reicht nicht. Eine solche Sichtweise legt die absolute, die alleinige Verantwortung in die Hände desjenigen, der sein Leben und seine Daten ins Netz stellt.

Informationsverbreitung, mithin Kommunikation, aber hat nicht nur den Sender, sondern auch den Empfänger. Und ebenso wie der Sender über eine gewisse Medienkompetenz verfügen soll, soll auch der Empfänger diese haben. Nur gerecht. Für den Empfänger bedeutet dies, immer im Hinterkopf zu behalten, dass das Internet - trotz allem - nur ein Ausschnitt der gesamten Person darstellt. Und im Zweifelsfall eine lang zurück liegende Vergangenheit lebendig erhält, die in Diskrepanz zur aktuellen Persönlichkeit steht.

2008-12-09

nom24 - ein ganz nomales Fernsehwochenende.

Zitat:

Wir bloggen!

24 Stunden!

Fernsehen!

Live!

Bämm!


Frau Anne, der Herm, der Philipp, der René, der Jeriko, Frau Paradies, Herr Grau, Herr Nickel (fka Der Tierpfleger), der Herr pasQualle, der Nilz, der Peter und meine Wenigkeit werden das werte Publikum 24 Stunden mit unseren Gedanken zu dem erfreuen, was sich gemeinhin das deutsche Fernsehen schimpft. Sonnabend bis Sonntag von 6-6, jeweils abends.

Dazu dann bitte hier entlang: nom24

2008-12-07

TadiTada. Die Post ist da.



Und ich geh jetzt weiter "Himmel, ist das knuffig!" vor mich hin brabbeln.

2008-12-05

Naheliegende Erkenntnis

In diesem Artikel der NZZ rund um die Mumbai-Geschehnisse kommt sehr schön zum Ausdruck, wie sich Twitter und redaktionelle Onlineangebote in der Verbreitung von Information ergänzen.

Ergänzen. Das ist der springende Punkt.

Und es wäre ganz traumhaft, wenn sich diese Erkenntnis so langsam mal in den Köpfen und Beiträgen aller Journalisten und (Micro-)Blogger festsetzen könnte. Es gibt hier kein "die einen sind besser als die anderen"! Die jeweiligen Angebote bieten verschiedene Möglichkeiten und haben unterschiedliche Nutzen. Twitter (oder welcher Microbloggingdienst auch immer) ist das schnelle Medium, das die nahezu sofortige Info über das Geschehen bzw. Stattfinden eines Ereignisses in die Welt bringen kann. Dass Twitter mit seinen 140 Zeichen keine Hintergrundanalysen ermöglicht, ist ja wohl offensichtlich. Dass diese Hintergrundanalysen dann auf Wikis und den Onlineportalen journalistischer Provenienz stehen, ist jetzt auch nicht sonderlich überraschend. Und dass die Verbreitung über die Existenz dieser Hintergrundanalysen dann wiederum via Twitter passiert, ist - na? genau! - ebenso naheliegend.

Warum zum Geier gibt es also stets und ständig dieses bekloppte, kindische Konkurrenzgeschreibe. Die Diskussion geht doch jetzt echt schon lange genug, dass die Erkenntnis der gegenseitigen Fruchtbarkeit sich vielleicht mal einstellen könnte.

(Artikel via @furukama)