2007-03-27

Wo wir schon dabei sind

Des öfteren bekommt man in Bezug auf neue Bands zu hören und zu lesen, das sei ja nichts neues. Das hätten andere auch schon gebracht. Hier kommt dann meist ein Verweis auf Musik, die 10 bis 20 Jahre früher entstanden ist.
Fragt sich, was die Konsequenz daraus ist. Nur noch Musik hören, die originell ist bzw. als originell gesehen wird? Dann dürfen die Menschen, die solche Ansprüche stellen, schätzungsweise 3 Alben pro Jahr kaufen/für gut befinden/hören. Wenn überhaupt. Und dann auch nur über sämtliche Genres verteilt, inklusive Weltmusik, Schlager und E-Musik.
Nehmen wir die Beatsteaks. Deren Album "Smacksmash" erinnert über weite Teile stark an The Clash. "48-49", "Launched" und "Living Target" sind Rock'n'Roll, immer mit leichtem Hang zum Hardcore. Alles nichts neues also. Dennoch begeistern sie die Musikhörer quer durch die Republik. Es kommt also auf etwas anderes an. Darauf, wie die jeweilige Musik begeistern kann, wie sie Emotionen hervorruft oder Beine unwillkürlich zum Zappeln bringt. Wenn ein Gitarrenriff oder der Klang einer Melodie den eigenen Körper elektrisiert, dann ist Musik gut. Scheißegal, wie originell das dann ist.

musikalische Schubladen II - oder

wie man es schaffen kann, mal so richtig ins Klo zu greifen.

Am Wochenende hatte ich nach langer Zeit mal wieder den Tagesspiegel in der Hand. Geschah lange nicht, und dann wusste ich auch schnell wieder, warum. Beim Umwickeln diverser Tassen und Teller stieß ich im Kulturteil auf einen Artikel zu den Klaxons, welche in der vergangenen Woche das Lido bespielten. Nachdem sich die Autorin Nadine Lange bei mir bereits mit den Worten unbeliebt machte, all die vielen englischen Gitarrenbands, die derzeit die Lande bevölkern, seien eigentlich nur blass und wollen versuchen, cool zu sein (zwischen den Zeilen gelesen: aber können nix) - nachdem sich die Gute also damit Skepsis meinerseits zuzog, kam dann Folgendes. Die Klaxons bezeichnen ihre Musik als New Rave. Dazu schreibt Frau Lange: "...und beriefen sich auf eine Phase der britischen Popgeschichte Anfang der Neunziger, die bislang noch kein Revival erlebt hat. Darüber geriet beinahe aus dem Blick, dass ihre Musik nichts mit Rave zu tun hat. Sie spielen Rock mit einem gewissen Dance-Punk-Appeal." ... Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Mit klappte erstmal der Unterkiefer gen Kniekehle. Punkt 1: die Phase, auch genannt Madchester oder Manchester Rave, begann Ende der Achtziger. Punkt 2: Diese Ära erlebt seit gut 2 Jahren ein extrem fettes Revival in Gestalt von Kasabian. Punkt 3: Rock mit Dance-Punk-Appeal (wo zum Geier lernt man solche Formulierungen? Hat was von: Du musst das in so´nem London-Kontext sehen...), Rock mit Dance-Punk-Appeal ist - mit etwas gutem Willen beim Verstehen dieser Worte - genau das, was Madchester Rave ausmacht. Herzlichen Glückwunsch, Frau Lange, Sie haben´s erfasst. Vielleicht wäre ein bisschen Recherche in Form von Musik anhören dennoch angebracht gewesen. Bei den Stone Roses, Primal Scream, den Inspiral Carpets, den Charlatans oder Happy Mondays beispielsweise. Denn Rave wurde nicht nur von Marusha und Westbam fabriziert. Soviel zum Thema das oblatendünne Eis des halben Zweidrittelwissens.

2007-03-26

Zwischen den Wohnungen

Ich lebe gerade in einer halb leer geräumten Wohnung. In meinem Zimmer stapeln sich die Umzugskartons. Die Küche enthält noch den Kühlschrank, den Tisch, ein paar Stühle und die Arbeitsplatte, auf der der Rest meines Küchenhabundguts steht. Im Bad ist alles weg und mein kleiner Rest auf dem Badewannenrand verteilt. Auf dem Weg ins Bad komme ich am Zimmer meiner nicht-mehr-Mitbewohnerin vorbei. Vom Flur aus sind nur noch ihr Sessel und ein paar vereinzelte Tüten zu sehen. Einzig der Flur ist wie immer mit Zeugs vollgestellt.
Als ich gestern abend das erste Mal in diese halbleere Wohnung kam, draußen war es schon dunkel, fühlte ich mich ziemlich verloren. Die Küche hallt, wenn ich von der Tür zur Arbeitsplatte laufe, um mir den letzten Müsliriegel zu holen oder einen Kaffee zu kochen. Die Lampe im Bad steht jetzt auf dem Boden, beleuchtet das Waschbecken von unten aus und dabei muss ich immer an das Licht einer Baustellenlampe denken. Wenn ich in meinem Zimmer auf der Wäschetruhe sitze - was ich sehr gerne und häufig tue, da ich an diesem Ort wundervoll den Gedanken nachhängen kann - fällt mein Blick auf die leeren Bücherregale. Eigentlich wollte ich heute schon mal die ersten Poster in meinem neuen Zimmer aufhängen. Ich habe mich dagegen entschieden. Zu trostlos ist die Aussicht, auf eine weiße Wand zu starren.
Ich glaube, ich nehme gerade Abschied von den Räumen, die dreieinhalb Jahre mein Zuhause waren.
Einer der Gedanken, die mir gestern beim Sitzen auf der Truhe durch den Kopf gingen, war übrigens der, dass mein neues Zimmer den schönsten Ausblick in der ganzen Wohnung bietet. Wenn man auf der linken Seite des Fensters sitzt - dort wird mein Schreibtischstuhl stehen -, hat man einen freien Blick in den Himmel und die Sonne kann ungehindert ihre Wärme ins Zimmer ergießen. Darauf freue ich mich mit am meisten. Und dann wird die Zeit zwischen den Wohnungen eine Erinnerung werden.

2007-03-24

Das Internet, diese Pest

Herr Kolbrück hat schlecht geschlafen, und musste dabei offenbar einiges aufarbeiten...

[...] Schlecht geträumt. Im Traum in Second Life gewesen und nicht wieder raus gekommen. Einsam auf einer Bank im Pixelpark gesessen. Aufgewacht. Augen völlig verpixelt. Wieder eingeschlafen. Hundeblog und Katzenblog eingerichtet. [...]

das neue Fritz

motor.fm ist so großartig. Grade läuft ein Song, den ich mal auf tape gebannt habe an einem Donnerstag abend vor vielen, vielen Jahren. Ich hatte es damals versäumt, auf den Künstler zu achten. Dummbatz ich. Ein wundervolles Lied über einen Brief an Lulu Mae. Martin Petersdorf kündigte es damals an mit den verschmitzt klingenden Worten "Achtet mal auf´n Text". Und nun, nach all den Jahren kann ich wieder beruhigt schlafen.
Es handelt sich um Jay-Jay Johanson und sein "A Letter To Lulu-Mae", zu finden auf dem Album "Tattoo" von 1999. Den Song kann ich nirgends auftreiben, aber die lyrics sind u.a. bei lyred.com nachzulesen.
Die Schweden, ich sach´s euch. laut.de bezeichnet ihn als "Tapferen Ritter der Melancholie". Und zum Selbstüberzeugen gibt´s hier "Humiliation", auf dem Album "Poison" von 2000. Viel Spaß.



(DirektMelancholie)

Für alle last.fm-User: Bei Gefallen lohnt sich eine Suche im online-Radio. Johanson ist dort mehrfach gehört.

2007-03-22

musikalische Schubladen

Gerade lief bei motor.fm ein kleines Feature zu Tele. Laut motor.fm machen Tele "Autorenpop" (Text des Features leider nicht online). Was ist das denn bitte? Musik, die entsteht, wenn alle 6 Bandmitglieder gleichberechtigt an den Songs mitschreiben? Der neue Begriff für wenn melodische Klänge gepaart mit interessanten Geschichten und Gedanken zu Ohrwürmern verbunden werden?
Musikbiz-Menschen denken sich aber auch komische Dinge aus...

Die Sache mit der Nachvollziehbarkeit

Wie an dem kleinen Logo am Ende der Sidebar zu sehen ist, habe ich einen Account bei blogscout.de und erfreue mich daran, täglich die Bewegungen auf meinem kleinen Blog nachzuvollziehen. Als technisch nur halb bis viertel, wenn überhaupt soviel, versiertes Menschenkind bin ich da so mansches Mal auch ein bisschen erschreckt darüber, wie Daten nachverfolgt werden können. Beispielsweise arbeitet eine Freundin bei einem großen Unternehmen, deren Hostname den Firmenname enthält. Das versetzt mich in die Lage zu wissen, wann besagte Freundin auf ihrer Arbeitsstelle das Internet zu privaten Zwecken nutzt (bislang immer vor Beginn der Arbeitszeit oder während der Mittagspause, also gänzlich unbescholten das alles).
Das Spannendste sind aber eigentlich die google-Suchanfragen, die Menschen dazu verleiten, auf diesen Blog hier zu klicken. Scheinskram war bislang nicht darunter. Darüber bin ich auch nicht wirklich traurig - hält mein positives Weltbild aufercht. Recht häufig suchen Menschen allerdigns nach alten und aktuellen Fritzmoderaten. Den Text von Mike Lehmanns "Wir reiten bis zum Horizont" wurde gestern auch gesucht. Als erstes dachte ich mir: "Wie schade. Das Menschenkind wird wohl ein bisschen enttäuscht gewesen sein, als es in meinem Fritz-Post nichts dazu fand außer einer kleinen Erinnerung." Vielleicht konnte sich das Menschenkind aber kurz darüber freuen, dass wer anderes auch an die alten Zeiten bei Radio Fritz zurück denkt.
Wenn jemand demgegenüber die Worte "Sophie Reizen" bei google eingibt, sitze ich doch etwas konsterniert vor meinem Bildschirm und frage mich, wo das denn hinführen soll. Ja, das Menschenkind wird schon wissen, was es sucht. Vielleicht handelt es sich hierbei ja um einen Namen. Aber komisch ist das schon.
Aber nach ein paar Sekunden und diesem Post hier, geht´s weiter im Text.

2007-03-19

Die Zeit, die Zeit, das teuflische Kind

Zeit ist etwas, wovon mensch immer und grundsätzlich zu den falschen Zeiten zu wenig hat. Ich verbringe gerade einen Großteil davon, in meinem neuen Zimmer Schaumstofftapete und das dahinter klebende Papier der Reihe nach abzurupfen. Scheiß Arbeit das, geht nämlich nur langsam voran. Vorteil von dit Janze is aba, dass ick ma wieda Zeit zum Nachdenken haben tu.
Unter anderem darüber, wie sich das denn mit dem Indie-Begriff so verhält. Angeregt durch den Indie-Test des Herrn Grau sowie darauf folgenden Kommentar des Fräulein Anne widmete ich mich abermals dieser heißen Frage: Was ist Indie?.
Gestern morgen las ich die ersten Kommentare zum Peter-Alexa-Post bei spreeblick. Regte mich auf über die Menschen, die nicht den Eindruck erwecken, als würden sie auch nur eine Sekunde über das nachdenken, was Alexa angesprochen hat. Dass es in den 1960er Jahren in der BRD ein weitreichendes Wahrnehmen von fehlender geschichtlicher Aufarbeitung, ungerechtfertigter Außenpolitik der westlichen Nationen gab und dem Wunsch, den Statuten der jungen Republik endlich gerecht zu werden. Dass daraus eine Handvoll Menschen sich erhoben haben und den entscheidenden Schritt weiter gegangen sind, der für viele eine Grenzüberschreitung darstellt. Ein Schritt, der von Menschen gegangen wurde, die in der Runde der Unzufriedenen gelebt haben. Deren Unzufriedenheit und der folgenden extremen Handlungen sich aus den gleichen gesellschaftlichen Missständen generiert. Wenn es in der aktuellen Debatte rund um Klars Gnadengesuch heißt, die RAF seien "spinnerte Terroristen. Basta!", dann gibt es kein Interesse an einer differenzierten Aufarbeitung der Beweggründe von Baader, Meinhof und Co. Ohne Aufarbeitung sind auch keine sinnvollen Parallelen zu unserer heutigen Lebenssituation zu ziehen. Und die Wahrscheinlichkeit ist da, dass es wieder Menschen aus "unserer Mitte" geben wird, die zu extremen Mitteln greifen, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. Und die Verwunderung derer, die alle extrem Handelnden als Unmenschen abtun, die mit uns braven, demokratischen Bürgern nichts mehr gemein haben, wird wieder umso größer sein.

Ich geh jetzt mal weiter Tapete abrupfen.

2007-03-12

Berlin ist pleite...

...und ich bin schuld. Schöner Spruch. Ich musste immer lächeln, wenn ich jemanden mit dem T-Shirt habe rumlaufen sehen. Ähnliches müssen sich führende Heuschrecken im Hause O2 World auch gedacht haben. Nur auf den Teil mit der Schuld haben sie keinen Bock. Deswegen kooperieren sie ganz fleißig mit dem Herrn Anschutz und haben neben den Namensrechten für die Halle auch gleich noch den Platz drumrum zum "O2-World Platz" erkoren. Nachzulesen auf der Seite des Boney M. Musicals, dem ersten großen Ding am Ostbahnhof.
Wer sich jetzt fragt, was das Land Berlin davon hat... O2 World investiert und da haben alle was von, samt Erhöhung der Pulsfrequenz. Bis zur nächsten RezessionBis in alle Ewigkeit. Hoffen wir, dass viele Events statfinden mit vielen Menschen, die dabei Geld ausgeben, das dann auch ein paar Firmen bekommen, die dann auch ein paar Steuern bezahlen.

Da auch gerade das Thema der Werbung (und dessen Nicht-/Bekämpfung) hier groß gehandelt wird. Auch ich habe den Kopf geschüttelt, als der deutsche Fußball von AOL- und Allianz-Arena heimgesucht wurde, konnte aber die Aufregung nur dezent nachvollziehen. Im europäischen Basketball (meine bevorzugte Sportart) ist es seit mindestens 20 Jahren gang und gäbe, dass der Hauptsponsor auch Namensgeber für den Verein ist. Ich bin sozusagen damit groß geworden. Die Benennung von Arenen ist allerdings eine ganz neue Qualität, mit der sich das Stadtbild jeweils prägt. Dass der Platz rund um die große Arena an der East Side Gallery und die Arena selbst nun gerade "O2 World" heißen werden, ist am Ehesten noch ein Problem für die Aussprache. Am Schlimmsten ist die schleichende Gewöhnung. Die Gewöhnung daran, dass große Konzerne ihr Geld derart ausspielen, dass sie auch an der Oberfläche die neuen Stadtherren werden. Die Gewöhnung daran, überall, aber auch wirklich überall von Firmen und deren Produkten umgeben zu sein. Die Abstumpfung, die gegenüber diesen Reizen einsetzt. Das verstärkte Engagement seitens der Firmen, gegen diese Abstumpfung ankämpfen zu wollen. Teufelskreis, spinn dein Rädlein.

Ich bin auch ganz dringend für subversive Aktionen à la "Werbung raus aus der Uni".

2007-03-09

Leben mit Kunden

Gerade hereingeflattert. Eine E-Mail eines Kunden aus Italien.

Betreff: order no. xxxxx
TEXT:
"Hello!
Please tell me something about my order of xx/xx/xx..."

Sollte ich ihm ein Gedicht verfassen? Über die sinnlichen Rundungen der Verpackung, das feuchte Apfel-Aroma, da seine Wirkung in langsamem Genuss entfalten wird, den Minz-Kick für die Minuten danach, den beerigen Touch, der ihm seinen Tag versüßen wird?

Ich werde ihm leider sagen müssen, dass seine Kreditkartenzahlung nicht geklappt hat. Der Arme.

"Tach, isch suche..."

Meine zukünftige Mitbewohnerin lernt gerade in einer großen Kette das Buchhändlerdasein, im Bezirk der Reichen und Schönen. Zum Schreien ist nicht nur die Filialleiterin, die nichts gebacken kriegt. Natürlich sind auch die Kunden die reinste Freude.

Mittelalte Frau: Guten Tag. Ich suche "Der Dativ ist dem Genitiv sein Feind".
Schüler: Tach. Isch suche "Dativ macht Genitiv fertisch".

Eine ältere Dame mit Freude an koffeinhaltigen Getränken: Guten Tag. Ich suche das Buch von Frau Eduscho.
Bestellt haben Sie ihr dann die Geschichte der Familie Jacobs.

Noch mehr Geschichten dieser Art gibt´s bei Acivasha.

2007-03-08

die Neunziger

Herr Grau hat im Grunde schon alles gesagt, was es zu zeigen gibt. Doch ließen meine Erinnerungen so dermaßen viele Künstler aufploppen, dass ich das jetzt dringend teilen möchte :-).
Auf geht´s:


DirektHauchen



DirektSelbstmitleid



DirektJungschwuppenNachmachTanz



DirektEntschweben



DirektSelbsterkenntnis



DirektEngel



DirektMöchterGernMädchen



DirektZicken



DirektHänger



DirektEsoterik


Wann haben wir unser nächstes Selbsthilfetreffen?

Auch eine Art, Arbeitsplätze zu schaffen

Heute habe ich mich zur Zwischenprüfung für mein eines Nebenfach angemeldet. Schöner Moment, so für sich betrachtet. Hat ja auch nur gute 6 Jahre und den Wechsel des Faches gebraucht, bis ich nun zu mittlerweile zwei Dritteln dem Grundstudium entronnen bin.

Interessant war der Weg dorthin. Ich meine jetzt nicht, die ganzen 6 Jahre. Die waren auch interessant, aber gehören hier nicht her. Gemeint sind die Schritte zwischen "Ich habe alle Scheine und Stunden beisammen" bis zu "Dame im Prüfungsbüro: 'Gut, Sie sind dann jetzt zur Zwischenprüfung angemeldet. Schönen Tag noch.'"
Der Weg begann mit ersten Informationseinholungen sowie dem Download zweier Formulare im Netz. Damit bin ich zu meinem Prüfer, um mir beide Formulare unterschreiben zu lassen.
Formular 1 enthält meine persönlichen Daten sowie das Fach, in dem ich die Prüfung ablegen will. Formular 2 enthält alle erforderlichen Seminare in einer Übersicht, wo man dann ankreuzen soll, ob man im jeweiligen Seminar teilgenommen hat, einen Leistungsschein erworben hat oder einfach nur ein Testat (Unterschrift des Dozenten bei Hören seiner Vorlesung) bekommen hat. Mit diesen beiden Formularen ging´s erstmal ab ins Institutssekretariat. Dort wurde ich als kommender Prüfling in eine Liste eingetragen, die Formulare wurden gestempelt und der nächste Schritt auf dem Weg zur erfolgreichen Anmeldung mitgeteilt.
Dieser nächste Schritt führte mich dann zum für Magister zuständigen Prüfungssauschuss. Dort legte ich dann (frei nach der alten Sparkassen-Werbung) meine Scheine, meine Studienbuchseiten, meine Formulare auf den Tisch. Als die Sachbearbeiterin das Vorhandensein der Scheine mir dem Ankreuzzettel (Formular 2) verglich und die Vollständigkeit beglaubigte, setzte es wieder 2 Unterschriften und 2 Stempel und den Hinweis, damit jetzt zum Prüfungsamt zu gehen.
Dort angekommen, stellte ich mich gleich erstmal in der falschen Schlange an und schaute Menschen dabei zu, wie sie Formulare ausfüllten. Als ich dann in der richtigen Schlange stand, fragte ich mich, ob die allen Ernstes erst von den Sachbearbeitern ausgegeben werden. und ja, werden sie. Man steht dann am Pult und füllt erstmal ein Formular mit seinen persönlichen Daten aus... Ja, das hatten wir schonmal und ja, genau dieses Blatt (Formular 1 nämlich) habe ich auch zum Prüfungsamt getragen. Aber gut, Formular 3 ausgefüllt, über den Tresen gereicht, Formular 4 in Empfang genommen. 4 Seiten "Antrag auf Zulassung zur Zwischenprüfung". Häh? Naja, die werden schon ihr System für all das haben. Und da ich selbst seit Jahren Hörsaalschmarotzerin und somit Steuergeldverschwenderin bin, hab ich in ganz eigenem Interesse da mal nicht weiter drüber nachgedacht. Auf den 4 Seiten "Antrag auf Zulassung..." wird dann übrigens das Prozedere meiner Prüfung auf Verwaltungsebene dokumentiert. Dann wollte die Sachbearbeiterin noch meinen Personalausweis, ging damit zu ihrem Rechner, um alles in die Datenbank zu häcken und mir einen (nicht mehr lesbaren) Durchschlag von Formular 3 zu überreichen. Damit verabschiedete sie mich mit den Worten: "Gut, Sie sind dann jetzt zur Zwischenprüfung angemeldet. Schönen Tag noch." Ich bedankte mich artig und ging.

Das alles für 15 Minuten mündliche Prüfung.

Ob das strategisch geplant ist, die Studierenden so aufs Leben in deutschen (Bürokratie-)Landen vorzubereiten?

2007-03-02

Irgendwann mal...

Irgendwann mal unterhielt ich mich mit einem Kumpel darüber, wie wir eigentlich so musikalisch sozialisiert wurden. Er erzählte von teils älteren Kumpels, Dorfkneipen, Veranstaltungen in der Gegend und dem darauf folgenden Austausch per Mixtape. Ich hatte dem nur eins entgegen zu setzen: das Radio.
Ich bin ja in der glücklichen Situation, meine Jugend und alles danach in einer Umgebung zugebracht zu haben und zuzubringen, die immer mindestens einen guten Radiosender bereit hält: Berlin/ Brandenburg. Besagter Kumpel kommt aus einem Kaff in der Nähe von Heilbronn und konnte mit meiner Begeisterung fürs Radio herzlich wenig anfangen. Er ist allerdings auch zu jung, um die alten Zeiten des SWF3 (Südwestfunk) kennen zu lernen. Sagenumwoben sollen die gewesen sein - hab ich mir sagen lassen. Er hingegen ist in einer Zeit groß geworden, wo das Radio in Baden-Württemberg nur Charts und Schlager im Angebot hatte.
Berlin bzw. Potsdam war da um einiges glücklicher. Nachdem DT64 abgestöpselt wurde, ging 1993 Radio Fritz auf Sendung. Und wurde innerhalb kürzester Zeit the station to listen to. Das wurde dann auch meine Musik-Sozialisation. Martin Petersdorf mit seinem Soundgarden am Donerstag vorne weg. Trevor Wilson und... - verdammt, der Name seines Kompagnons will mir ums Verrecken nicht mehr einfallen - in der englischsprachigen Sendung "Puttin´ on the Fritz", selbst Nachrichten und Wetter wurden von den beiden Herren in schönstem british english vorgetragen. Die Fußballergebnisse der Premier League gab´s dann immer in der zweiten Hälfte - und da wundere sich nochmal einer, warum ich´n England-Trikot besitze. Mike Lehmann: Wir reiten bis zum Horizont und wieder zurück. Die Morgensendungen mit Steffen Hallaschka und Holger Klein, "Horkheimer und Adorno der Radiolandschaft". Anfangs aufgewacht mit Robert Skupin und Volker Wieprecht, bevor sie zu RadioEins gingen. Fritz spielte damals auch den Song von den beiden Pöbel-Puppen, die in den Neunzigern bei MTV eine Art Pendant zu Beavis und Butthead im british style waren. Weiß einer, was ich meine? Jingles mit subtilem und absurdem Humor. Kuttner, der das Astronautenlied über Jurij Gagarin spielt und immer noch ne halbe Stunde mit Johnny gequatscht hat, als der noch seinen Soundgarden am Dienstag hatte. Sonntag mittags lief immer das Frühstyxradio.

Aufgekommen sind diese Erinnerungen in den letzten Stunden, als ich Max Spallek auf motor.fm lauschte. Und wieder seine Vivid-Anekdote brachte. Hat er auf Fritz damals auch schon gebracht. Spallek kommt aus Salzgitter, ein Ort an dem nichts, aber auch gar nichts außer Industrie und kleinbürgerliches Leben zu finden ist. Selbst mit der Kultur is es da nich weit her. Und eines Tages erscheinen Vivid auf der Bildfläche und der Spallek kann allen erzählen, dass er da auch herkommt.

Das Radio, mit dem ich Fritz kennen gelernt habe, leistet mir übrigens auch heute noch gute Dienste.