2007-06-30

Zwei junge Damen mit Respekt und einem Holz in der Hand

cosmocroc wirft mit Stöckchen, ach was red ich, Photonenlaserholz um sich, das in seiner Oberflächenstruktur an den gemeinen Erdapfel in lecker gestreifter Form erinnern kann.

Eine belgische Kartoffel – Das Surrealistische Wurfholz

1 - Nehmen wir an du stehst auf einem Feld. Links neben dir eine Kuh, rechts ein kleiner grüner Außerirdischer mit einer Todesstrahlenkanone. Welche der beiden Plagen würdest du lieber reiten wollen?
Reiten? Eine Plage zu reiten käme in etwa der Vorstellung gleich, ich könne als eine Art Orchesterdirigent eine Schar unbändiger kleiner Kanalratten in Reih und Glied den Champs-Elysée entlang marschieren lassen. Weil mir diese Vorstellung gefällt, schnappe ich mir das kleine, grüne Etwas, versuche das Photonenlaserholz gegen die Todesstrahlenkanone einzutauschen, um diese dann als Dirigierstock gegen unwillige, kleine Ausbüchser einzusetzen.

2 - Wir schnitzen zwei Schlüssel aus guatemaltesischem Hartholz, welche anschließend von taubstummen Marori unter Wasser zu Gold geklöppelt werden. Würdest du damit lieber eine Tür zu unermesslichen Reichtümern, oder eine Tür zum ewigen Glück aufschließen?
Nachts ist´s kälter als draußen. Weil das auch vor 3000 Jahren noch so sein wird, sind unermessliche Reichtümer an die Bedingung des täglichen Ausreitens der Kuh geknüpft, während ewiges Glück in der Endkonsequenz bedeutet, dass mein Geist sich befreien wird, ich dann aber mit ebenfalls geistbefreiten Wesen mein Dasein fristen muss. Ich nehme einen der Schlüssel und verschenke sie an die Marori. Vielleicht können die ja was damit anfangen. Zu Beispiel mit Eisen legieren und als den Schlüssel zum Geheimen Garten verticken.

3 - Treffen sich zwei Kosmonauten. Beide Grün. In Bezug zur aktuellen quantenmechanischen Gegebenheit, welche Farbe hat deine Unterhose?
Die Restunbestimmtheit der Zustandsparameter in dieser Konstellation lässt mich dummerweise nur annäherungsweise das Grün meiner Überautomatentsorgungsgenitalüberbrückungsritualhose als von Sonne durchtränktes, glücklich lachendes Grasgrün beschreiben. Wie ein junges Reh im Frühling.

4 - Rem Ten Gnu Go
Mit dem Diskretisierungsverfahren zur Berechnung von Anfangs- und Randwertproblemen mit partiellen Differentialgleichungen konnte festgestellt werden, dass Nitropenta als Hauptverursacher der vom MfS Grenzverletzten mit der Fluggesellschaft eingeschifft wurde.

5 - Zwei Schweine sitzen auf einer Bank. Das eine trägt ein rosa Kleidchen, das andere hält eine Atombombe in der Hand. Was würdest du sie fragen?
Ich bin gerade als fahrender Ritter auf dem Weg zu meiner wöchentlichen Swing-Tanzstunde mit den Walrossen, habe K.I.T.T. das Fahren überlassen, der allerdings mit Stacy Sheridan am Flirten war und die Abfahrt verpasst hat, steige aus und höre mir folgenden Dialog an.
Schweinchen mit rosa Kleidchen: (mit den Wimpern klimper) Weißt du noch, was du mir gestern versprochen hast?
Schweinchen mit atomarem Bömbchen: (zärtlich das Bömbchen streichelnd) Hmmm. (Einen Fleck wegrubbelnd und sich dann auf dem glänzenden Metall betrachtend) Was denn?
Schweinchen mit rosa Kleidchen: (plötzlich tritt eine tiefe Furche auf die Stirn) Du hast mir versprochen, wir jagen das Haus meiner Eltern in die Luft, sobald du die Bombe hast. Daran kannste dich jetzt wohl nicht mehr erinnern, was? Du bist sowas von ein eitler Fatzke. Guck mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede. Ich will, dass wir jetzt sofort das Haus in die Luft jagen. Ich will, ich will, ich-
Ich: (mit meinem breitesten Lächeln) "Schönen Guten Tag. Wo geht´s denn hier zum Melrose Place?"
Die Schweinchen: (im Chor) "Da müssen Se wieder umdrehen. Dann fahren Se immer gradeaus und an der dritten Galaxie rechts rein. Am Ende des Universums dann links und schon sind Se da."

6 - Du sitzt an einer Bushaltestelle. Ein Bus mit der Nummer 42 hält und ein Radfahrer mit zwei Playboy-Models steigt aus. Was tust du?
Es ist Jan Ullrich und ich bitte ihn um ein Autogramm, für meine kleine Nichte. Die Models kann er behalten. Dürfte als Dopingmittel erlaubt sein, oder?

7 - Es ist Zeit. Wofür?
42.

8 - Wenn 1×1 39 ist, dann ist 37 x 1,5 wieviel?
Ich empfehle hierzu die allseits prädestinierte lebende Rechenmaschine Nummer 5. Sie lebt!

9 - Salvador Dalí ist ...
Ja genau, tot. Und seine Reinkarnation ist die belgische Kartoffel. Vielelicht aber auch der kleine, grüne Außerirdische mit der Todesstrahlenkanone. Ich frag da nochmal nach.

10 - 38 wild gewordene Spartaner rennen, wie vom Ochsen gejagt, durch deinen Vorgarten und werfen hierbei mit Blindschleichen um sich. Auf welchen deiner Blogposts würde diese Beschreibung am besten zutreffen?
Hach. Ich liebe meine neue WG.

11 – Ich, derjenige der diesen Stock erhalten hat, bin …
gerade in einem Zimmer, in dem viel zu viele Bierflaschen stehen. Dis[sic!] führt mich zu der Frage: Wo zur Hölle ist hier der Ausgang? K.I.T.T.??? E.T. nach Hause telefonieren. Ich wil zuo min muoter. Und wer spricht hier eigentlich mittelhochdeutsch? Kacke!

Das Photonenlaserholz hat sich ausgeholzt. Aretha und zwei Alster haben die Macht übernommen.

Und nun, liebe Freunde der Sangeskunst, singen exklusiv für Sie: Herr Stein, Miss Uschi und korrupt.

2007-06-28

mentale Repräsentation

Ich stelle mir mein Gehirn immer mal wieder so vor: Es ist ein Netzwerk, eine Verbindung aus verschiedenen Knotenpunkten. Die Knotenpunkte sind einzelne Wissenselemente. Bei einem einzelnen Wort wie z.B. Lautsprecher sind diese Knotenpunkte Plaste, Stoff, An-Schalter, Rädchen, Kabel usw. Dazu gibt es ein Bildchen im Kopf. Das alles ergibt dann in seiner Gesamtheit meine mentale Vorstellung von /Lautsprecher/. Das alles ist dann mehr als die Summer seiner Teile.

Der nächste Schritt ist die Relation einzelner Wörter mit anderen Wörtern. Das ist ein Wortknoten, aus dem einzelne Stränge herausgehen und mit einzelnen Punkten anderer Wortknoten in Verbindung treten. Das kann dann so etwas wie die Verbindung von Lautsprechern mit dem PC sein. Am PC hängt wiederum anderes dran, wie Tastatur, Bildschirm und Maus. Das alles zusammen ergibt dann den eigentlichen Rechner.

Wenn ich, aus welchem Grund auch immer, auf einen Reiz hin so etwas wahrnehme, werden die entsprechenden Punkte aufgerufen. Ich würde sagen, bewusst ist lediglich der Oberbegriff da bzw. das entsprechende Bild, das die Gesamtheit zeigt. Ich sehe also den Rechner im Ganzen, nicht nur mehrere Bildchen der einzelnen Bestandteile. Im Hintergrund aber sind alle relevanten Teilchen geladen. Alle diese Wissenselemente in den Knotenpunkten sind im Arbeitsspeicher meines Hirns versammelt.

SO geht das dann im weiter. Die geladenen Knotenpunkte werden komplexer und so sammelt sich immer mehr davon im Arbeitsspeicher an. Dann kommen andere komplexe Knotenpunkte hinzu. Die suchen sich eine andere Ecke im Arbeitsspeicher aus. Dann kommen Knotenpunkt drei, vier und fünf hinzu. Die Knotenpunkte sind dann jetzt z.B. Job eins mit der derzeit, nicht sehr erfolgreich, laufenden Rechercheaufgabe, Job zwei mit mehr Routineinhalten, aber vielen verschiedenen Anfragen, Butlers "Unbehagen der Geschlechter", Grice' Theorie der Bedeutung (die nichts mit Zeichentheorie zu tun hat und darum umso schwerer für mich zu fassen ist), Erzähltheorie und die alte Frage nach dem Erzähler, welche Rolle spielt die Wahrnehmung in unserer Kultur (wie kommen einzelne Elemente in einem System zweiter Ordnung aufgenommen, welcher Bruch der Zeichenkonfigurationen findet dabei statt), das Treffen mit der Frau Mama am Sonnabend und das Filmteam am Sonntag, eine Freundin, die derzeit ihre Freunde um sich braucht, weil sie auf einen Menschen getroffen ist, der ihr sehr weh getan hat, und und und. Und zwischendrin flitzen immer wieder vereinzelte Punkte durch die Menge an komplexen Knotenpunkten, die mein Überleben ganz basal (essen, schlafen, warm anziehen) und in dieser Gesellschaft (duschen und so) sichern.

Das Problem: die geladenen Programme können sich nicht selbst beenden. Wenn ich nicht mit genügend Hingabe an den einzelnen Programmen arbeite, lassen sie sich nicht beenden. Sie haben einen Schutzmechanismus gegen frühzeitiges wieder Ablegen im Archiv. Sie sind wie kleine Kinder, die erst ins Bett gehen, wenn sie ihre Gute-Nacht-Geschichte bekommen haben. Also bleiben sie alle im Arbeitsspeicher meines Hirns, weil der Tag hat ja nur 24 Stunden. Sie bleiben dann solange geladen, bis nix mehr reingeht. Dann bleibt der Kühlschrank leer, die Mails unbeantwortet und dieses schale Gefühl, mit dem ich durchs Leben gehe, wird immer schaler. Dann muss ein neuer Knotenpunkt her. Er hat den Oberbegriff /Pass auf dich auf, übernimm dich nicht/.

Manchmal wäre es mir sehr lieb, es gäbe ein mechanisches Warnsignal, das immer dann angeht, wenn mein kognitiver Arbeitsspeicher zu ca. 70% gefüllt ist. Es wäre mir lieber als permanent den Knotenpunkt /Pass auf dich auf/ laden zu müssen.

2007-06-26

Aufruf an alle in Berlin Lebenden - der Landwehrkanal braucht eure Präsenz

Ab 19 Uhr an der Admiralsbrücke (vom Kottbusser Damm in Richtung Urbankrankenhaus die erste Brücke)!

Die meisten werden sicher schon davon gehört haben: im westlichen Kreuzberg am Tempelhofer Ufer ist das Ufer des Landwehrkanals so stark ausgehöhlt, dass das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) mit Unterstützung der Bezirksverwaltung die Fällung der dort stehenden Bäume plant.

Kurz zum Hintergrund: Das große Problem dabei ist zum Einen, dass wieder ein kleines Stück Grün aus dem Stadtbild verschwinden soll. Das eigentlich Skandalöse jedoch ist die Verschleppung des Problems. Bereits in den 1990ern, als der Landwehrkanal für noch mehr Schifffahrt geöffnet wurde, hätte der Verschleiß der Uferwände beobachtet werden können, um entsprechend gegen zu wirken.
Nun ist die Aushöhlung aber da. Einen kleinen Einblick in die beteiligten und betroffenen Gruppen gibt der heutige Artikel in der Berliner Zeitung. Die WSA argumentiert, eine Fällung der Bäume sei die einzige Möglichkeit. Allerdings gab es in den 1970ern das gleiche Problem auch am Corneliusufer. Damals konnte eine Fällung der dort stehenden Bäume verhindert werden, indem das ausgehöhlte Ufer wieder aufgefüllt wurde. Das kostet natürlich mehr...

Gegen die Fällung der Bäume hat sich eine Bürgerinitiative zusammen gefunden, die sich jeden Abend um 19 Uhr an der Admiralsbrücke treffen, um aktuelle Infos auszutauschen und Aktionen zu planen. Mitstreiter kann es natürlich nicht genug geben.
Für heute abend hat sich der rbb mit einem Ü-Wagen angekündigt und will für die Abendschau einen Bericht vor Ort bringen. Dazu wäre es natürlich wundervoll, wenn möglichst viele Menschen dort präsent sind. Also: kommt zur Admiralsbrücke!

2007-06-25

Jetzt ist es amtlich - ich habe bin ETFS

Dem Pausenbrot ziehe ich allzeit bereit den kleinen Psycho-Test vor. Den neuesten Fund habe ich nun dem Herrn Krenz zu verdanken. Zum TypenTest geht´s dann hier entlang.

Und weil das schon wieder soviel Text ist, gibt´s wieder musikalische Untermalung. (Heute mit eingeschränkter Haftung: Ich sitze an einem Rechner ohne Lautsprecher und kann nur anhand des Videoclip-Designs erhoffen, dass die Soundqualität halbwegs ok ist.)
Ladys and Gentlemen: Die Sterne mit ihrem 1996er Song "Was hat dich bloß so ruiniert" aus dem Album "Posen".


(DirektFragen)

Zurück zum Thema: Mein Ergebnis.

Du agierst Extrovertiert
Denkst Theoretisch
Entscheidest Fühlend
Lebst Spontan

Diese vier Buchstaben stehen für Deinen Typ:
ETFS, der KOMIKER (Gehört zur Gruppe der Idealisten)

Eigenschaften: Spontan, emotional, locker, freundlich, optimistisch, charmant, enthusiastisch, hilfsbereit, selbstständig, individualistisch, kreativ, lebhaft, spontan

Beschreibung: ETFS Komiker stehen gerne im Mittelpunkt und sind oft wie große Kinder:
Sie sind neugierig, energiegeladen, charmant und kreativ. Sie lieben die Interaktion mit anderen und finden überall neue Freunde. Essentiell für sie ist, über ihre vielen Möglichkeiten und Ideen zu reden und sie umzusetzen.

"Ein bisschen Spaß muss sein"

ETFS sind sehr neugierig, locker, optimistisch, hilfsbereit und kontaktfreudig. Wie Komiker Stefan Raab sind sie kreativ, innovativ, haben einen guten Sinn für Humor und scheinen immer gut gelaunt. Sie sind so enthusiastisch und voller Energie, dass sie scheinbar nie zum Ende kommen, denn sie lieben das Leben und wollen alles aus ihm herausholen. Sie achten auf Ihr Äußeres und fühlen sich zum extravaganten hingezogen. Individualismus ist wichtig für sie, sie empfinden sich oft als 'anders' als der Rest der Gesellschaft. Wie Romancharakter Harry Potter können sie ihren Optimismus und ihre Motivation gut auf andere übertragen und generell gut mit Menschen umgehen. Aufgrund ihres hohen Energielevels können sie aber auch anstrengend für ihre Umgebung sein.

ETFS sind mit ca. 6% der Bevölkerung durchschnittlich stark vertreten.

Bevorzugte Berufe für ETFS Komiker: Berater, Computer-Spezialist, Lehrer, Journalist, Politiker, Psychologe, TV-Reporter, Schauspieler, Unternehmer, Wissenschaftler, uvm.

Beste Partner: ETFS-Komiker, ITFS-Träumer , ETFG-Lehrer

Fiktive Beispiele für ETFS Komiker:
Harry Potter ( Romanfigur, Harry Potter )
Frodo ( Filmfigur, Herr Der Ringe )
Spongebob ( Trickfigur, Spongebob )
Commander Riker ( Serienfigur, Star Trek - The Next Generation )

Prominente Beispiele für ETFS Komiker:
Stefan Raab ( Entertainer, Moderator, Comedian, Musiker )
Anke Engelke ( Comedian )
Barbara Schöneberger ( Moderatorin )
Keanu Reeves ( Schauspieler )
Robin Williams ( Schauspieler )
Cher ( Musikerin, Sängerin, Schauspielerin )
Peter Ustinov ( Schriftsteller, Schauspieler )
Xzibit ( Rapper, Moderator )


Das war´s. Bis später.

'alle anders - alle gleich'

Unter diesem Motto veranstaltet das Deutsche Nationalkomitee für internationale Jugendarbeit (kurz DNK) die diesjährige Antidiskriminierungstour quer durch Deutschland.

Es soll darum gehen, spielerisch dafür sensibilisiert zu werden, welche Formen von Diskriminierung es gibt und möglicherweise von jedem Einzelnen als alltäglich und somit nicht wahrgenommen werden. Das in aller Kürze.

Der Auftakt fand am Sonnabend in Hamburg statt und diese Orte folgen:

26.06.07 Rostock
27.06.07 Lübeck
30.06.07 Magdeburg
01.07.07 Forst
02.07.07 Hoyerswerda
03.07.07 Werder (Havel )
04.07.07 Mittweida
05.07.07 Gera
07.07.07 Hildesheim
06.07.07 Kassel
10.07.07 Kehl
12.07.07 Freiburg
13.07.07 Bingen
14.07.07 Kaiserslautern
15.07.07 Böblingen
17.07.07 Siegen
18.07.07 Solingen
19.07.07 Münster

Wohnt ihr selbst in einer dieser Städte oder drumrum: Geht hin!
Kennt ihr Leute in einer der Gegenden: Gebt Ihnen Bescheid!
Und alle anderen dürfen das hier gerne in die Welt hinaus tragen :-).

Vielen Dank und viel Spaß und Mut zur Erkundung den vor Ort Seienden.

ps: Spannend ist auch die Idee der Lebendigen Bibliothek.

2007-06-24

Frage

Auf die Frage, was ich denn blogge, antwortete ich einst mit den Worten: "Dinge, die mich bewegen."

Wenn ich nichts schreibe, bewegt mich dann nichts?

2007-06-21

Mein Baby war beim Friseur

"Mein schönstes Friseur-Erlebnis" kommt gleich. Wer mag, kann sich dazu ein wenig musikalische Untermalung gönnen (passenderweise ohne Schnitt und nur mit Blick aufs Cover).


(DirektSchnitt)

Kurz vor zehn machte ich mich auf den Weg zur S-Bahn, um zur Friedrichstraße zu fahren. Erinnerungen an die re-publica kamen hoch. Damals hatte ich zur gleichen Uhrzeit das Haus verlassen und, am Bahnhof Friedrichstraße angekommen, ebenfalls den Weg nach Norden eingeschlagen. Sogar die Sonne ließ sich kurz blicken.

Pünktlich halb elf betrat ich den Laden, wurde mit einem herzlichen Lächeln und einem Glas Wasser begrüßt und sogleich mit 3 Mappen FrisurModelFotos ausgestattet. Da wurde geblättert, beraten und gegrübelt. Nein, Pony bis an die Augen ran ist keine gute Idee, da würde ich wie ein Mops aussehen. Ganz kurze Haare, mhm, nee, 'n Mondgesicht muss nicht auch noch auf dem Präsentierteller landen. Strubbelfrisur, hm, braucht morgens ne halbe Ewigkeit, damit das so aussieht wie auf den Bildern, und die Models werden schließlich dafür bezahlt, dass sie das über sich ergehen lassen.

Dann war er gefunden, mein neuer Schnitt. "Onge" heißt er (französisch gesprochen). Ja, meine Frisur hat jetzt einen Namen. Nicht mehr einfach "Vorne so ca. bis zu den Augen und dann nach hinten abstufen bis zu diesem rausstehenden Nackenwirbel". "Onge" - so einfach kann die Welt sein.

Das Haare-Waschen: Kopfmassage inklusive. Traumhaft. Dann ab auf den Schneidestuhl. Hier wurde mir klar, dass das Friseurhandwerk nicht einfach nur ein Handwerk ist, sondern mit entsprechender Theorie und ihren Begriffen unterlegt ist. Erst die Basis schneiden (hinten am Nacken), damit anhand der Basispunkte alles weitere die richtige Länge bekommt. Dann der mittlere Teil mit einem großen Piquage zurecht gemacht (für Menschen mit weniger viel Haar auf dem Kopf wäre dann hier der kleine Piquage zur Stelle gewesen). Zum Abschluss das Deckhaar: eine Strähne 90° von Kopf weg hochhalten, mit dem Schneiden anfangen und dann, während des Schneidens, die Strähne nach unten an den Nacken heran ziehen. Dabei immer darauf achten, dass die Haare in Bewegung sind. "Da muss noch viel mehr Bewegung rein! Und du musst die Haare fühlen. Jedes Haar fällt anders. Die Theorie ist immer die eine Sache. Aber jedes Haar fällt anders. Da musst du mit Feeling ran." O-Ton: die Chefin. Eine natürlich junge, natürlich hippe Frau, deren Horror das halbseidene "Waschen, Schneiden, Legen" wäre. Eigentlich würde sie viel besser auf die Hairstylistenstrecke der Bread&Butter passen.

Feeling und Action, darauf kommt´s an. Mitte halt. Sowas hatte ich mir erhofft und ich wurde nicht enttäuscht.

Stöckchen-Klau

Herr Stein und Herr Grau haben sich an den Rand des Netz-Diskurses begeben und erproben sich darin, eine Grenze unserer Formation zu bilden. Und weil das wabernde Treiben am Rande immer auch die Verletzung der im Kern geltenden Regeln in sich trägt, klaue ich mir jetzt einfach mal das kursierende Hunde-Stöckchen und werde es danach ebenfalls nicht weiterwerfen.

Kein Zweifel – Sie sind ein allseits beliebter und fröhlicher Golden Retriever.

Sie werden von allen bewundert, sind extrovertiert und voller Enthusiasmus. Mit Ihrer liebenswürdigen Art ziehen Sie Menschen an wie ein Magnet. Als bester Freund des Menschen verbringen Sie sehr gern Zeit mit Ihren Freunden und Ihrer Familie. Sie gehen gern zu Partys und in Restaurants. Überhaupt sind Sie für jeden Spaß zu haben. Dadurch lernen Sie ständig neue Leute kennen und erweitern Ihren Freundeskreis um neue Gesichter. Abgesehen davon, dass Sie zur Crème de la Crème der Gesellschaft gehören, sind Sie auch ein treuer und harmoniebedürftiger Vierbeiner, mit dem man immer bestens auskommt. Sie verfolgen Ihre Ziele nicht nur mit Ausdauer und Ehrgeiz, sondern sind obendrein ein Vierbeiner mit sonnigem Gemüt und gewinnender Art. Kurz: Sie sind jedermanns Liebling. Wuff!


Und ich sag euch: everybody´s darling zu sein, kann manchmal seeehr anstrengend werden. Diese chamäleongleiche Anpassungsfähigkeit der eigenen Person an die verschiedensten anderen Personen und Situationen...scheußlich.

Ein Vormittag in Berlin-Mitte

Dieser Hunde-Psycho-Test auf bluewin.ch brachte ja unter anderem folgende Charakterisierung zu Tage:

Überhaupt sind Sie für jeden Spaß zu haben.


Und was soll ich sagen: Das trifft grade, naja... nicht wie die Faust aufs Auge, eher wie das Haarspray auf das Kopfdesign.

Ich wurde gestern an der Friedrichstraße von einer jungen, hippen Friseuse Hairstylistin angesprochen. Es gäbe da einen Salon die Straße hoch und sie suchen immer wieder Haarmodels, an denen sie ihre neuesten Kollektionen üben können. "Keine Sorge, wir sind alle ausgelernt und da kommt auch nichts total Abgefahrenes bei raus. Also keine blauen Strähnen samt 70s-Glamrock-Style, oder so."
In dem Moment wusste ich, warum ich bei meinem letzten Friseurbesuch nur die Spitzen schneiden ließ. Ich war noch nicht reif und sowieso und überhaupt habe ich eh keine Ahnung, was ich eigentlich haben will, wenn schon anders. Das lasse ich jetzt andere entscheiden. Bequeme Situation. Gefällt mir. Und ich bin frohen Mutes, dass ich das dann auch in gut 3 Stunden sagen werde, wenn ich nach vollbrachter künstlerischer Tätigkeit in den Spiegel schaue.

2007-06-19

Balsam für die Seele

Es ist ein sommerlicher Morgen in der Stadt. Die Vögel zwitschern. Im Hintergrund rattert die Straßenbahn über die Hügellandschaft, auch bekannt als Kreuzung. Die Sonne scheint und der Himmel ist ein tiefes Blau.

fenster zum hof

Den soundtrack zu diesem Morgen liefern die Decemberists mit ihrem im letzten Jahr erschienen Album "The Crane Wife".

Lady and Gentleman, please welcome... The Decemberists and their smash hit "O Valencia":



(DirektInDieHändeKlatschen)

2007-06-18

i hate mondays

Kann mir mal einer verraten, wie mensch das aushalten kann, an einem Tag 1) 6:40 aufstehen, 2) ca. 1 Stunde für Job 1 arbeiten, 3) nach 20 Minuten Badpause auf dem Weg zur S-Bahn Bankgeschäfte erledigen, 4) in der S-Bahn auf dem Weg in die Uni einen Seminartext lesen, 5) ca. 2 Stunden für Job 2 arbeiten, 6) *puh* 45 Minuten Pause mit Kind angucken, 7) zurück zu Job 2 und Kurzbesprechung mit Chefin vorbereiten (Ergebnis: unser Präsi hat Englisch gelernt...ich geh dann erstmal essen... heyhey), 7) selbst essen gehen, dabei einen alten Freund treffen und über seine anstehende Pragmatik-Klausur sprechen, d.h. den Mund nicht halten können und mit zuviel Wissen angeben müssen, 8) Kurzbesprechung mit Chefin abhalten und nochmalebenschnell in die Bibliothek verschwinden, dort aber bei der Suche nach weiteren Nadeln im Heuhaufen enttäuscht werden, 9) ab ins Café, um meine montägliche Schicht zu absolvieren und währenddessen, 10) den Seminartext aus 4) weiterlesen, 11) Café oberflächlich putzen, so dass keiner das Gefühl bekommt, ihn würde der Dreck sofort anspringen und nicht erst nach einem bösen Blick, 11) nochmalebenschnell ins Büro und die letzten beiden Punkte fürs morgige Referat vorbereiten, 12) in die Bibliothek, diesmal fürs Zuendelesen des Textes aus 4) und 10), 13) oh, das war´s für heute; is ja auch erst 22 Uhr, als ich die Tür daheim aufschließe. Und dazwischen: Bilder, bei denen ich froh bin, dass sie nicht an meiner Stirn ablesbar sind. Wie oft denkt ihr Jungs pro Tag so an Sex? Würd gern wissen, ob ich mir Sorgen machen sollte.

Hach

Ich liebe meine neue WG.

2007-06-16

Die Gedanken.

Die Gedanken. Sie rauschen umher. Wollen nicht stehen bleiben. Nicht lange genug, um sich in ihren Zusammenhängen zu zeigen. Die Verbindungen im kognitiven Netzwerk wollen unerkannt bleiben. Strukturen, der Logik der Begriffe folgend, bleiben im Dunkel verborgen. Seme blitzen hier und da auf. Nicht möglich, sie festzuhalten. Nur möglich, ihr Erscheinen zu beschreiben. Die Metaebene war noch nie das Problem. Nur ihr ständiges Dasein ist es. Dazwischen: Bilder, Filme, in High8 gedreht. Träume und Erinnerungen, die mein Hier und Jetzt bestimmen.

Now I'm hunched over a typewriter
I guess you'd call that paintin' in a cave
And there's a word I can’t remember
and a feeling I can not escape
And now my ashtray's overflowin'
I'm still starin' at a clean white page

Treiben in der Luft.

Lasst die Gedanken wie Wölkchen schweben
(Abschließender Gruß in der E-Mail eines Freundes.)

Wölkchen haben offenbar gerade wieder Konjunktur in unser aller Wahrnehmung. Gestern geschah es, dass ich ein Seepferdchen mit Drachenflügeln und langem Indianer-Zopf bei seinem Flug am Firmament entlang beobachten durfte. Und daneben ein wild gewordenes Kaninchen, in dessen Stammbaum definitiv ein Löwen-Anteil zu finden ist.

2007-06-15

demographische Weisheiten

Ohne die ganzen FU-Studenten an der Lankwitzstraße wäre das Durchschnittsalter der Lankwitzer dreistellig.
Soeben auf motor.fm.

Die Melancholie eines Morgens

blumentropfen

2007-06-14

Ich hab sie!

Gefunden! Ich hab sie! Ich hab die Nadel im Heuhaufen gefunden!

2007-06-12

Lokalpatriotismus

Der Berliner Senat und die Berlin Partner GmbH suchten einen Slogan, mit dem sich unser süßer kleiner Moloch in der großen weiten Welt bewerben lässt. Herausgekommen ist:

Die ganze Welt in einer Stadt - Berlin!

Meine Favoriten aus den Spreeblickkommentaren und der taz vom 8.6.:

Alles Opfer, außer wir

Berlin - Fuer Asbe-hes-te im Ma-hann.

Berlin, nimmt den Geruch auf wo er entsteht.

Berlin - Warum das kleinere Übel wählen?

Berlin - Wenn einem so viel gutes widerfährt, das ist den Länderfinanzausgleich wert.

Visit Berlin: Book one, get two.

Wenn Ihnen Berlin nicht gefällt, fahren Sie einfach zwei Strassen weiter.

das neue berlin: jetzt zweimal so nervig wie herkömmliche großstädte!

Berlin ist, wenn man trotzdem lacht.


Meine Top-3:

Berlin - Brandenburgs Raucherlunge

Berlin - wir können alles außer freundlich

Berlin - Milliarden Fliegen können sich nicht irren


2007-06-10

Heiligendamm - die heiße Phase: Polizeieinsätze

Wer sich sonst noch gefragt und gewundert hat, warum die Polizei gegenüber den Blockierenden mit einem "Solange ihr friedlich seid, ist alles schick" agiert hat, dem sei das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum geplanten Sternmarsch am Donnerstag zur Lektüre empfohlen. Dort heißt es unter anderem:

Dass die Behörde einen entsprechenden Schutzraum in der Nähe des Ortes des G8-Gipfels geschaffen und mit dafür geeigneten Schutzvorkehrungen versehen hat, ist aus verfassungsrechtlicher Sicht nicht zu beanstanden. Verfassungsrechtlich bedenklich ist es aber, diesen Schutzraum bis an die Grenze der Verbotszone II auszudehnen und ein absolutes Demonstrationsverbot in der gesamten Zone am Tage vor und während der Durchführung des Gipfels vorzusehen. Es stößt auf verfassungsrechtliche Bedenken, ein solches Versammlungsverbot - wie es insbesondere das Oberverwaltungsgericht getan hat - im Wesentlichen unter Verweis auf das Sicherheitskonzept der Versammlungsbehörde zu rechtfertigen. Die Überlegungen, die diesem Sicherheitskonzept zugrunde liegen, tragen dem Grundrecht der Versammlungsfreiheit nicht Rechnung.
[...]

An diesen das Sicherheitskonzept referierenden Aussagen des Oberverwaltungsgerichts, dem Protokoll des Erörterungstermins sowie den Verfügungen und den weiteren Schriftsätzen der Polizeidirektion Rostock in den gerichtlichen Verfahren entnommenen Überlegungen ist an keiner Stelle erkennbar, dass in das Sicherheitskonzept auch Anliegen der Durchführbarkeit von Demonstrationen, insbesondere solcher mit einer inhaltlichen Stoßrichtung gegen den G8-Gipfel, eingeflossen sind. Auch die auf Anforderung des Gerichts erfolgte Darstellung des Sicherheitskonzepts durch die Polizeidirektion Rostock geht in keinerlei Hinsicht auf die Frage der Berücksichtigung berechtigter Belange zur Durchführung von Demonstrationen ein.

Nach den vorliegenden Unterlagen ging es in dem Sicherheitskonzept ausschließlich darum, Sicherheit gegen Demonstranten und gegen die möglicherweise im Umfeld der Demonstration sich aufhaltenden potentiellen Gewalttäter zu ermöglichen. So betrachtet, war das den Schutz des G8-Gipfels dienende Sicherheitskonzept zugleich zumindest objektiv ein gegen die Durchführbarkeit von Versammlungen in der Verbotszone gerichtetes Konzept.
(Hervorhebungen von mir)


Neben der Fünf-Finger-Taktik und der Frage, wo sich eigentlich die 16.000 Polizisten alle aufgehalten haben, dürfte dies ein weiterer Puzzlestein für den Erfolg der Protestaktionen sein.

2007-06-09

Heiligendamm - die heiße Phase: Bundeswehreinsatz

Gegenüber der Jungen Welt wurde bezüglich des Bundeswehreinsatzes von offizieller Seite davon gesprochen, dass lediglich 1 Hubschrauber im Einsatz gewesen sei. Protestler hatten gegenüber den Reportern von 3 Hubschraubern gesprochen, die sie identifizieren konnten.
Am Donnerstag abend haben wir eine Flotte von 5 Bundeswehr-Hubschraubern über Rostock fliegen sehen. Gefolgt von einem kleineren Hubschrauber, den wir dann doch eher der Polizei zugeordnet haben.

Heiligendamm - die heiße Phase: der Donnerstag II

Unser Donerstag war ja sehr entspannt.

Anders sah es da schon am Westtor aus. In Börgerende-Rethwisch gab es immer wieder Durchsagen, dass die Polizei dort mit Wasserwerfern gegen die Protestler vorginge. Ich fragte mich schon währenddessen, wie es sein kann, dass die Polizei so unterschiedlich an den jeweiligen Orten agiert. Und nach der Lektüre eines Artikels auf indymedia frage ich mich das umso mehr. Soweit ich das bisher nachlesen konnte, waren auch am Donnerstag die ca. 2000 Menschen in Hinter Bollhagen eine bunt durchmischte Gruppe.
Am Osttor und in Börgerende-Rethwisch hat die Polizei vergleichweise gelassen auf die friedlichen Aktionen zivilen Ungehorsams reagiert. Es kam am Mittwoch zwar zunächst zu diversen Katz- und Mausspielen zwischen Protestlern und Polizei, doch am Ende haben sich beide Seiten arrangiert. Und damit Merkels "Wunsch", Protest solle friedlich erfolgen, in alle Richtungen ermöglicht. Von Seiten der Staatsmacht wurde der Protest innerhalb der Demo-Verbotszone 2.5 Tage nicht geräumt. Von Seiten der Protestler wurden alle Aktionen unter dem Primat des zivilen Ungehorsams durchgeführt. Ein kurzer Einblick in die Einnahme des Osttors im blockblog (von der taz).

Laut Pressemitteilung der Polizei Mecklenburg-Vorpommern gab es am Westtor Steine- und Flaschenwerfer, woraufhin dann mit "starken Kräften und zeitweilig mit Einsatz von Wasserwerfern" reagiert wurde. Ich habe keine Ahnung, ob und wenn ja, wieviele Leute da gewaltbereit waren. Aber das Auffahren von 9 Wasserwerfern erscheint mir doch arg übertrieben. Selbst wenn davon nur 1-3 in Gebrauch gewesen sein mögen, ist die Eskalation, die durch die Präsenz der weiteren Wasserwerfer gegeben ist, unnötig. Und widerspricht in meinen Augen auch der eigentlich gewollten Deeskalationsstrategie.

Wer mehr Infos dazu hat, bitte her damit.

Heiligendamm - die heiße Phase: der Donnerstag I

Und es wurde heiß. Gefühlte 30° trotz lauer Meeresbrise. Keine Wolke weit und breit.

In diesem Wetter machten wir uns auf nach Börgerende.
Erstmal mit dem Zug und vielen anderen nach Bad Doberan. Der Großteil hat sich von dort aus Richtung Osttor aufgemacht. Wir haben uns einer Gruppe von ca. 50-70 Leuten angeschlossen. Wir waren ein buntes Grüppchen. Ein paar Hippies, ein paar Indies, ein paar Gewerkschafter mit verdi-Fahne, eine Kleinfamilie mit Kinderwagen, Menschen die nach Sozialpädagogik aussahen usw. An der L12 entlang auf dem Ostsee-Fernradwanderweg nach Norden. 1.5 Stunden wandern durch Felder und kleine Dörfer. Fast wie Urlaub. Oder wie der Herr Grau sagte: "Das is wie Herrentag. Nur das Bier fehlt noch."

Zwischendrin stand ein Aufnahmewagen des NDR am Straßenrand und filmte uns. Wir trafen auf 2 Protestler, die gerade aus Börgerende kamen und uns über den Stand der Dinge aufklärten: alles ruhig, ihr kommt über die Straße bis zur Blockade, lediglich Autos werden angehalten.

Etwa auf dem letzten Drittel hatte dann die Polizei 2 VW-Busse frei, die sie uns zur Begleitung bereit stellte. Die anfänglich aufkeimende Sorge, jetzt könnte es doch eng werden mit dem Durchkommen bis Börgerende, löste sich bald in Wohlgefallen auf. Da brauchte wohl nur jemand ein bisschen Beschäftigung. Ist ja auch doof für die Polizisten: viele Wochen Vorbereitung mit worst-case-Szenarien, 3 Tage Daueranspannung während des G8-Treffens und dann sind da nur so liebe Protestler unterwegs.
Denn aufkeimenden, blinden Aktionismus haben wir sofort unterbunden. In unserer Gruppe waren 3 spät-pubertierende, mit Bier gefüllte Jungs dabei, die auf die glorreiche Idee kamen, weit vor Börgerende, mitten in der Pampa, auf der Straße rumzuhampeln und die Polizei zu einem kleinen Einsatz zu locken. Wurde nix draus. Die fehlende Anerkennung von unserer Seite hat den 'Plan' dann wohl weniger reizvoll gemacht.

An der Kreuzung in Rethwisch, Richtung Börgerende, verdichtete sich die Polizeipräsenz. Aber das sah alles immer noch mehr nach Wandertag aus. Die Autos nach Börgerende wurden angehalten, aber als wir gerade da waren, wurde auch alle durchgelassen. Nur der VoKü-Wagen musste vorne an der Kreuzung bleiben. Wir also erstmal eine Kiste Grünkern-Burger nach Börgerende getragen. Die Blockade war eigentlich am Ortsausgang von Rethwisch, direkt am Hotel Ostsee-Perle, falls das einer kennt.
Dort saßen und standen vielleicht 500 Menschen auf der Straße und der Wiese daneben. Der 'solid-Wagen spielte Musik und einer der Organisatoren von Block-G8 verkündete immer wieder die neuesten Ergebnisse der Plena und Entwicklungen bei den anderen Bockaden. Wir setzten uns in die Sonne, trafen auf 3 Freunde (die quer durch Wald, Feld und Güllegräben vom Osttor rübergestiefelt kamen und derweil in 2 Personenkontrollen geraten sind, während wir - zur Erinnerung - problemlos über die Straße laufen konnten) und wussten doch nichts so recht mit uns anzufangen. Die Lage war dermaßen ruhig - was gut ist, keine Frage -, als wäre die Festival-Stimmung aus den Camps mitgenommen worden.
Da ich am nächsten Morgen früh wieder nach Berlin gefahren bin und die Nacht gerne mit ein paar Stunden Schlaf gefüllt im Camp verbringen wollte, haben wir uns kurz nach 6 quer durchs Roggenfeld nach Nienhagen aufgemacht, um von dort mit dem Bus wegzukommen. Die Freunde hatten sich bereits eine halbe Stunde eher auf den Weg gemacht. Was uns nicht davon abhielt, trotz kurzer Abkühlung des Herrn Grau in der Ostsee, die 3 an der Bushaltestelle wieder einzufangen.

Erkenntis des Tages war dann auch, dass meine Haut am Besten mit der ganzen Sonne zurechtgekommen ist.
Nein, war natürlich nciht di Erkenntnis des Tages. Aber dazu später mehr.

Nachtrag: Die Stimmung in Börgerende-Rethwisch beim Abschied der Protestler am Freitag ist im Blog von Matthias Maruhn sehr schön eingefangen.

Heiligendamm - die heiße Phase: war so heiß gar nicht

Also war sie schon. 4 größtenteils erfolgreiche Blockaden (die Bäderbahn "Molli", das Westtor, das Osttor und die Alternativzufahrtsstraße über Börgerende), viele kleinere Aktionen, 2000 Leute beim Alternativgipfel. Insgesamt sind alle Protestierenden glücklich und zufrieden mit der vergangenen Woche.

"War so heiß gar nicht" war´s für mich und meine Bezugsgruppe. Wir sind nämlich erst am Mittwoch am frühen Abend bzw. ich gegen 22 Uhr in Rostock eingetroffen. Während also die ersten 6000 Menschen bereits seit Stunden ihre Blockadepunkte aufrecht hielten, hieß es für uns einrichten im Camp, VoKü plündern und am action point Infos ranholen.
In dem Moment kam gerade der Hilferuf aus Börgerende: Alles klappt gut mit der Blockade, so dass also dort übernachtet wird. Dazu brauchen die Leute aber Schlafsäcke, Decken etc. Wir eine Isomatte rangeholt, und dann auch gleich noch eigene Sachen, um selbst dort zu bleiben.
Wie aber hinkommen? Es war mittlerweile weit nach 23 Uhr und das Nachtliniennetz, insbesondere der Busse, die die Dörfer durchfahren, ist ja nun nicht für nächtliche Blockierwillige geeignet. Am action point waren dann aber ein paar ortsansässige mit 2 Autos, die sowieso Decken und Essen hinbringen wollten. Denen schlossen wir uns an, gingen mit ihnen zum Parkplatz... und warteten... und warteten... und warteten. Einer war nochmal zurück ins Camp, warum auch immer. Der Rest diskutierte ausgiebig das weitere Vorgehen (nochmal in der Schule in Evershagen vorbei und Essen einladen: ja, nein, vielleicht, dauert doch so lange, aber liegt doch auf´m Weg usw.). Derweil kam der Eine ewig nicht vom Camp zurück. Und Sitzblockade am Parkplatz war jetzt eher weniger eine Option für uns.
Wir also wieder zurück zum action point, wo sich grad noch einige andere versammelt hatten und justamente ein Anruf kam: es fahren jetzt einige Autos nach Rostock Lütten-Klein, die fahren dann nochmal nach Börgerende. Wir also auf zur S-Bahn. Die ersten empfingen uns mit der Nachricht: Zug fährt 1:21. Nun also doch Sitzblockade bzw. Liegeblockade auf dem Bahnsteig. Die Hälfte pennte weg. Einer zündete sich seine Pfeife an. Es gab ein paar gedämpfte Gespräche. Im Hintergrund zirpten die Grillen und vom Camp wehten vereinzelt Soundschnipsel des Raves hinüber. 1:27. Immer noch kein Zug da. Die ersten folgten ihrem Bauchgefühl und schauten nochmal an den Plan. Um festzustellen, dass der 1:21-Zug nur am Wochenende fährt...

Wir sind dann wieder zurück ins Camp und straight away ins Zelt. Schlafen gehen.

Satz des Abends: Stell dir vor, du willst blockieren, aber keiner lässt dich hin.

Zuviel für ein Leben

Protestieren und das Arbeitsleben weiterleben verträgt sich nicht.

Ich hatte für heute morgen 8 Uhr mit 2 Kunden einen extra Termin vereinbart. Und was war? Ich hab´s vergessen.

Scheiß dreck!!!

Zeigt nur mal wieder: ich sollte auf mein Bauchgefühl hören. Dann wäre ich um 7 aufgestanden und hätte ganz von selbst rechtzeitig den Rechner angemacht...

2007-06-05

Heiligendamm - Der Auftakt: Das Camp

Mir fällt grade auf, im Titel mit Heiligendamm daherzukommen, ist dezent sinnlos eigentlich. Schließlich fand der gesamte Sonnabend in Rostock statt. Auch die nächsten Tage finden Aktionen der G8-Kritiker nicht in Heiligendamm statt. Heiligendamm ist das permanent Abwesende. Deutlich wird dies an der für Donnerstag geplanten Demo. Der Sternmarsch soll nach den Wünschen der Polizei lediglich auf bis zu 6 Kilometer an den Tagungsort heranreichen, auf Bundesstraßen mitten im Nirgendwo. Es wird wieder eine Demo für die Teilnehmenden, die Polizei und die Journalisten.

Aber es geht um die Camps. Zeltplätze, 3 an der Zahl. Am Sonnabend haben wir in Rostock übernachtet. Herr Grau hat die Stimmung dort bereits auf den Punkt gebracht.

In der Nacht gab es noch 2 Ereignisse, die mich extrem beeindruckt haben. Auf unserer Seite des Zauns, hat am Abend ein Rave stattgefunden. Unsere anfängliche Besorgnis, dieser könne uns somehow den Schlaf rauben, hat sich gegen 1 in Luft aufgelöst. Auf einmal war die Musik aus. Es gab natürlich ein paar Proteste bei den anwesenden Tanzenden. Woraufhin ein Stimme - diesmal auch für uns verständlich - verkündete, den Rave jetzt zu beenden, sei eine Konsens-Entscheidung gewesen und deswegen jetzt auch endgültig. Dabei ging es sicher in erster Linie um die Anwohner in der Gegend. Die Camp-Organisatoren haben ein dezidiertes Interesse daran, die Anwohner nicht gegen sich aufzubringen - und die Mehrheit bedenkt dieses auch in Momenten der persönlichen Bespaßung.

Am Abend gab es auf Grund der Ausschreitungen bei der Demo auch Bedenken, ob die Polizei das Camp filzen würde. Dazu hat dann kurz nach 10 ein Plenum stattgefunden, bei dem ca. 200 Leute teilgenommen haben. Es wurde besprochen, wie in solch einem Fall zu reagieren sei. Beschlossen wurde, dass zunächst alle Leute mit Kindern und all diejenigen, die nicht stark genug für eine Auseinandersetzung mit der Polizei sind, in das große Plenumszelt gebracht werden. Dieses sollte dann mit einer Menschenkette und entsprechender Deeskalationskommunikation gegen ein Eindringen der Polizei geschützt werden. Alle anderen sollten quasi dezentral rund um ihre Zelte versuchen, in möglichst ruhiger Form mit der Polizei zu sprechen.

Ja, ich freue mich schon, ab Mittwoch Abend wieder dort zu sein.

Heiligendamm - die heiße Phase

Ich werde ab Mittwoch abend wieder in Rostock sein. Vermutlich nur bis Freitag früh. Für alles andere sind die restlichen Verpflichtungen in meinem Leben zu viele und zu ungünstig gelegen (kackmist das!).

2007-06-04

Heiligendamm - Der Auftakt: Die Anreise

06:41a.m. Eine Zahlenkombination, die das Leben in sich vereint: ein bisschen rund, ein bisschen eckig, mal geradeaus, mal um die Ecke rum. Am Sonnabend morgen war sie für uns alle der Zeitpunkt, an dem wir uns im stahlträgerwerfenden Hauptbahnhof Berlin versammelten. Gleis 6 was the place to be. Dummerweise nicht nur für uns. Da sind noch einige mehr auf die Idee gekommen, zu nachtschlafender Zeit gen Norden zu pilgern... Und noch mehr sind auf die Idee gekommen, schon am Südkreuz einzusteigen. Und noch andere sind von weiter südlich hergekommen. Und deswegen hatten wir dann 3 Stunden Ölsardinenfeeling im Eingangsbereich eines Regionalexpress. Großes Kino. Hat mich sehr bald an die re-publica erinnnert, weil Kuschelveranstaltung gab´s dann auch im Zug. Da wurde sich gegenseitig leidvoll in die Augen geschaut, daraufhin gelacht, ob der Launen des Schicksals, der müde Kopf an die Schulter des Nachbarn gelehnt, das Frühstücksbrötchen über 10 Köpfe hinweg an Freunde weitergereicht, die Zeitung in die Runde verteilt.

Bei uns in der Ecke standen u.a. 2 betagtere Genossen weit jenseits der 50. Widerstandserfahren, mit eigener Meinung gut versorgt und offenbar auch darin erfahren, früh aufzustehen und dann auch wach zu sein. Die Herren waren sehr gut darin, kurz nach 7 die ersten politischen Diskussionen anzuzetteln. Da hieß es dann: "Wir müssen eine kämpferische Revolutionsfront von unten bilden!" Derselbe Mann war aber wohl doch noch nicht ganz so wach, es entrutschte ihm ein "Das, was dieses Kabarett, äh, Kabinett da macht, ..." Die Herren tauschten sich in altbekannter marxistischer Terminologie darüber aus, anhand welcher Phänomene der böse Kapitalismus erkennbar ist. Ziel seiner Argumentation war die Antwort auf die Frage, ob wir im bösen Kapitalismus leben. Antwort: Natürlich leben wir im bösen Kapitalismus, gar keine Frage, ist doch einleuchtend. Ah ja, vielen Dank für diese Erkenntnis. Wär ich jetzt nicht drauf gekommen. Weshalb stehen wir nochmal alle in diesem Zug? Nein, 7 Uhr früh nach 2 Stunden Schlaf ist keine gute Zeit, um solche Äußerungen ohne Genvervtsein und Sarkasmus auszunehmen.

Angenehmer wurde es gegen 8. Auftritt Karl Schnüffel. "Guten Morgen. Schnüffel mein Name. Karl Schnüffel vom BKA. Im Auftrag des Bundesinnenministers werden von mir hier nun Demonstranten und Terroristen erschnüffelt. Bitte stellen Sie sich dazu in einer Reihe auf." Karl Nümmes, Liedermacher aus Berlin, steckte dahinter.

Den Rest der Zugfahrt verbrachte ich damit, Ernst Cassirers Ausführungen zur Tragödie der Kultur zu folgen, einem Freund Luhmanns Kulturbegriff in wenigen Sätzen näher zu bringen, im Stehen zu schlafen und dem Ganzen das Positive abzugewinnen. Kurz vor Rostock aber war klar: so langsam werden hier alle wahnsinnig. Die einen haben seit mind. 1 Stunde kein Wort mehr von sich gegeben. Bei anderen zieht sich die Stirn in immeren größeren Falten zusammen, während die Augen nicht mehr von leichtem Unbehagen, sondern mehr von stärker werdendem Schrecken berichten (ich bin geneigt, ein Kotztütchen bereit zu halten). Der endgültige Sauerstoffmangel machte sich an den Abiturienten des nächsten Jahres bemerkbar. Sie begannen, Lieder à la "Mein Hut, der hat 3 Ecken..." zu singen. Zum Beispiel über Tomatensalat. Also, genau genommen war Tomatensalat der einzige Text. Der wurde dann in diversen Tonfolgen in die Runde geträllert. Da hatte ich also meine Tragödie der Kultur, live und in Farbe.

Die Ankunft in Rostock glich der Langstreckenreise im Trabi. War man im Trabi unterwegs und das Auto hielt, hieß es immer zuerst raus da und dann überlegen, wie weiter. (Sehr schön zu sehen im FIlm "Go, Trabi, go") Wir also erstmal inmitten aller anderen Zugreisenden raus aus dem Bahnhof auf den Vorplatz, um uns dort darüber klar zu werden, dass wir ja zum Camp wollen und dazu mit der S-Bahn fahren müssen...

Wir sind wieder da

Wat´n Wochenende.
Da kommt mensch nach 2 Tagen Demo und Konzert, (Geister-)Stadt kennenlernen, nicht ganz so legal campen, Ostseeluft schnuppern und Bahnodyssee mit großen Lachern hinter sich bringen nach Hause... und dort wird gleich weiter gefeiert.
Meine liebe Mitbewohnerin hat 3 Jahrzehnte auf diesem Erdball hinter sich. Die Wanne ist gefüllt mit Bier, die Anlage aufgedreht und die Bude voll. An Duschen oder gar Bloggen ist da nicht zu denken. Das mach ich dann jetzt mal im Laufe des Tages.

2007-06-02

Überlebensnotiz

Ja, ich lebe noch (O-Ton miss sophie).
"Mir geht´s gut" sieht anders aus (O-Ton mein Inneres).
Ich bin auf dem Weg nach Rostock (O-Ton meine leibliche Hülle).