Wenn man nix beizutragen hat, einfach mal Fresse halten!
Das Leben in einer großen Stadt erfordert manchmal mehr als eine Handvoll guter Freunde und ein gut sortiertes CD-Regal.
Hm. Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich an dem gestrigen Volksentscheid schlimmer finde. Dass die CDU und ein paar Unternehmer dieses Mittel der Bürgerbeteiligung für etwas instrumentalisieren, dass schon lange nicht mehr in der Hand der Bürger liegt. Dass auf beiden Seiten mit billigsten Werbeslogantricks gearbeitet wurde. Dass unser lieber Herr Regierender Bürgermeister politich so dumm war, der ICAT-Kampagne mit Arroganz zu begegnen anstatt sich zurücklehnen und zu sagen: "Aber ihr CDUler (auch auf Bundesebene) habt doch damals mitentschieden. Unser Senat führt nur zu Ende, was von eurem Senat vor einem Jahrzehnt beschlossen wurde." Dass die Boulevardmedien das Thema in gewohnt-gekonnter Manier mit ihrer Nostalgie-Emo-Schlacht bevölkerten. Dass kaum jemand ernsthaft über die Sachverhalte gesprochen hat.
Bis vorhin war ich außerdem erschüttert über die geringe Wahlbeteiligung. 36,1% haben den Weg vorbei an Kabine und Urne geschafft. Von rund 2,45 Mio. Stimmberechtigten sind das gut 880.000 Menschen in Berlin. Wenn ich mir die oben genannten Aspekte so anschaue, wundert's mich keinen Meter, dass die Politikverdrossenheit nach wie vor steil anhält. Das Instrument Volksentscheid kann dem entgegen wirken. Aber nach der Aktion glaubt hier doch keiner mehr daran, dass Bürger ihre Landesregierung wirklich dazu bringen können, ein Gesetz zu verabschieden, das so nicht von Parlament, Regierung und den Parteien vorgesehen ist.
Das eigentlich Schlimme an diesem Volksentscheid ist die Summe all dessen, was da gelaufen ist.
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Es gibt so Posts, da frage ich mich, wie das Geschriebene denn jetzt wieder zu dem Eindruck passen soll, den ich von diesem Menschen gewonnen hatte. Und dann habe ich richtig viel Spaß dabei, meinem Eindruck eine andere, eine um einiges positivere Gestalt zu geben.
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Soeben fuhr an meinem Haus eine alte Straßenbahn vorbei. Alt heißt rund 40 Jahre alt. Sie war gut in Schuss, frisch lackiert und noch mit einem BVB-Logo versehen. BVB steht für Berliner Verkehrsbetriebe, ist die eigentlich sinnige Abkürzung für den Unternhmensnamen und musste auf Grund seiner Ost-Vergangenheit 1990 den Heldentod sterben. (Achtung. In diesem Satz waren unsinnige Ostalgie-Verblendungen enthalten.)
Nun also rollte hier eine alte Straßenbahn vorbei. Auf der Rückseite war ein großes Schild mit der Aufschrift "Fahrschule" angebracht. Und ich hege die kleine Hoffnung, dass die BVG-Oberen sich auf den Streik in den Werkstätten und den damit verbundenen Ausfall moderner Züger dergestalt einstellen, dass sie die alten Züge wieder einsetzen. Anstelle ausfallender Züge hätten wir dann historische Züge. Das hätte doch mal wirklich Stil.
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Wo wir gerade schon bei diesen kleinen Beobachtungen sind.
In den Stunden, in denen wir nicht beieinander sind, sind wir jeder für uns irgendwo in dieser Stadt. Ohne äußere Bewegung an einem Ort oder im Fluss des Straßenverkehrs. Unsere Wege kreuzen sich dabei. Nicht direkt. Manchmal auch das, aber das meine ich nicht. Ich spreche von den Momenten, in denen einer in seinem Zimmer sitzt, draußen rattert die Straßenbahn vorbei und ein anderer sitzt dort drin, auf seinem Weg zur Arbeit. Sie treffen nicht aufeinander und sind dennoch miteinander verbunden. Es ist nie ganz klar, wann genau dieser Moment da ist. Es ist ein Moment, der im Kopf des einen oder des anderen stattfindet. Eine Vorstellung.
Eine Vorstellung, die Nähe erzeugt. Die das eigene soziale Netz mit Punkten und Linien auf der Landkarte markiert. Diesen Punkten und Linien Gesichter und Lebenswege zuordnet. Es ist eins der Dinge, die das Existieren zu einem Leben machen.
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Mehr um meiner #balkon #sonne #wlan-tagline bei twitter eine gewisse kontinuität zu verleihen, kreierte ich gestern die #balkon #wlan #nachtsonne-tagline für mein abendliches sit-in.
Am Morgen danach, an einem Morgen, an dem weder die Sonne noch die Nachtsonne scheint, wirkt dieses Wort in mir nach. Es entfaltet seine metaphorische Wirkung und lässt ein Licht der ganz anderen Art aufscheinen. Gänzlich unspektakulär schaute ich gestern noch auf meine kleine Lampe und auf die Straßenlaterne, dachte mir nichts dabei und arbeitete weiter. Jetzt wird mir die volle Kraft dieser Bezeichnung bewusst. Ich denke an die vielen Kinder der Nacht, deren Melatonin gegen das natürliche Sonnenlicht immun ist und nur auf das elektrische mit Wohlsein reagiert. Ich denke an Autofahrten durch die Nacht. Leere Straßen in einer großen Stadt. Die Laternen strahlen auf Beton. Im Hintergrund sind schwach die bunt angemalten Fensterrahmen zwischen dem Grau der Häuserfronten erkennbar.
Es ist der pure technische Fortschritt, der seine Ästhetik wirken lässt.
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Heute ist ja schon wieder dieser Girl's Day. Weibliche Schülerinnen werden an die Uni gelockt. Studieren sollen sie. Gefälligst. Weibliche Experten braucht das Land. Grundsätzlich hab ich auch nix gegen diese Veranstaltung. Passt schon. Nur frage ich mich jedes Jahr ernsthaft, wozu das Ganze hier in den Geisteswissenschaften stattfindet. Mit gefühlten 90% Frauen zum Studienbeginn... Wo bleibt der Boy's Day? Wo bleiben die Infostunden, die den Jungs klar machen, dass es vollkommen ok ist, nicht an Technikkrams oder Gewinnmaximierung interessiert zu sein? Wie soll das jemals was werden mit der Emanzipation, wenn diese Sozial-Kultur-Bereiche unserer Gesellschaft mit Frauen vollgepackt sind? Na, ich seh schon. Alles muss mensch hier selbst machen.
Ach ja. Der Titel ist übrigens meine Antwort auf meine mir selbst gestellte Frage, was man eigentlich als Germanistik so werden kann.
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Eben noch lugte der alte Lausbube Selbstmitleid um die Ecke. An sich möchte ich gerade an einem anderen Ort sein als an dem, an dem ich verweile. Doch die Arbeit und soziale Verpflichtungen rufen. Seit Stunden habe ich Bierappetit, aber keine rechte Lust, diesen mit mir selbst auszuleben. Heute ist schließlich der Tag des Bieres! Da muss doch was...! So dachte ich. Und trottete in den Spätverkauf. Ein Berliner sollte es werden. Vielleicht auch ein Flens. Ich betrete den Laden. Sage Hallo. Trotte in die hintere Ecke zu den Kühlschränken. Falle zwischendrin mal wieder darauf rein, dass der halbe Liter Rothaus ja nur dieses fürchterliche Pils ist. Fürchterlich im Vergleich zum Zäpfle. Dann stehe ich vor dem ersten Kühlschrank. Ein innerer Schrei des Jubels entfährt mir. Ein Feuerwerk der Freude sprüht aus silbernen Hälsen.
Es gibt Eiszäpfle!
Cheers!
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Am Sonntag nun ist es soweit. Wir, die wir hier in Berlin wahlberechtigt sind, dürfen an unserem ersten Volksentscheid teilnehmen (ausgenommen diejenigen, die bereits per Briefwahl in den Ämtern abgestimmt haben - die dürfen Erster! rufen). Die ganze Republik weiß mittlerweile, dass es um den Flughafen Tempelhof geht.
Damit der Flugbetrieb in Tempelhof wieder Thema im Abgeordnetenhaus und im Senat wird, müssen 2 Bedingungen erfüllt werden: Zum einen müssen mindestens 610.000 Stimmen für den Erhalt des Flugbetriebs in Tempelhof zusammenkommen und es muss mehr Ja- als Nein-Stimmen geben.
Pessimistisch, wie ich so manches Mal sein kann, kann ich mir gut vorstellen, dass die erste Bedingung erfüllt werden könnte. Dieser Pessismismus legt sich zwar ein wenig, wenn mensch bedenkt, dass bei 2.45 Mio immerhin ein Viertel aller Wahlberechtigten eine gültige Ja-Stimme abgeben müssen. Dieser Pessismismus steigert sich allerdings wieder, da ich davon ausgehe, dass zunächst einmal diejenigen zur Wahl gehen, die für den Erhalt sind - insbesondere nach all dieser Stimmungsmache durch die Springerpresse sowie die herzlich dämliche Gegenkampagne von den Regierungsparteien und den Grünen.
Wichtig ist deshalb, dass auch all diejenigen ihre Stimme abgeben, die gegen den Erhalt des Flugbetriebes sind. Ich glaube keinen Meter, dass 74% aller Berliner für den Erhalt sind. Aber das werden Pflüger, Springer & Co. ebenfalls nur dann wahrnehmen, wenn die Wahlergebnisse ihnen das ins Gesicht schleudern (was hoffentlich passieren wird).
ALSO: GEHT WÄHLEN!
Entweder am Sonntag in euren Wahllokalen oder vorher per Briefwahl in euren Bürgerämtern.
Auch wenn der Volksentscheid nicht bindend für den Berliner Senat ist. Auch wenn die Schließung so oder so durchgehen wird. Scheißegal. Geht wählen.
Und ja, ich wende mich hier nur an die, die Schließung des Flughafens befürworten.
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Heute Nachmittag war es, da glaubte ich an nichts Gutes mehr. Sprach von bröseligen Strohhalmen, der Faszination morbider Gedankenspielereien und dergleichen. Ich verließ das Haus. Stand an der Haltestelle und beobachtete einen Kran dabei, wie er ein ca. 2 Meter breites, 50cm langes und 30cm hohes Stück Beton über ein Häuserdach in einen Innenhof hievte. Ich wartete darauf, dass die verankerte Kette nicht halten würde. Stellte mir vor, wie das Stück Beton mit einer Ecke das Dach einreißen und auf seinem Weg gen Boden eine lange Kratzspur in die Häuserwand reißen würde.
Vorbei. Die Sonne scheint mir aus dem Arsch. Ich glaube wieder daran, dass Friede auf Erden möglich ist. Wie ein kleiner Hippie tanze ich durch die Straßen und mein Zimmer. Ich koste diesen Augenblick aus. Er spendet Kraft. Was ist passiert? Ich bin verliebt. In eine Filmfigur. In ein Kleinod der Filmgeschichte. In eine der besten Soundtrack-Zusammenstellungen, die mir in meinem Leben untergekommen ist. Wovon ich rede? Juno.
Manchmal erschrecke ich vor mir selbst, wie schnell Emotionen in ihr Gegenteil umschlagen können. Das ist mir grade aber auch herzlich schnuppe. Oder um es mit den Worten aus Belle & Sebastian's Expectations zu sagen: "You're on top of the world again".
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Macht ja sonst auch fast keiner...
In Zeiten, in denen der moderne, mit technischen Errungenschaften überfrachtete Mensch seine Unabhängigkeit von der Natur feiert (gut, der Teil hat jetzt mit dem 20. und 21. Jahrhundert nur bedingt was zu tun) und immer weiter vorantreibt, ist es witzig zu beobachten, wie das Wetter uns nach wie vor fest im Griff hat. Als Smalltalk-Thema jedenfalls ist das Wetter alles anderes als vom Aussterben bedroht.
Seit Wochen will es irgendwie nicht so richtig Frühling werden. Und Frühling heißt hier ganz klar nur eines: Sonnenschein. Das Grau des Himmels verbeißt sich in unseren Gemütern. Auch die bunten Häuser nicht viel dazu beitragen, ein wenig Sonne ins Herz zu bringen. Eher schon kommt die morbide Faszination am Verfallenen noch viel stärker zum Vorschein. Die Freude an der Struktur abgeblätterter Farbe. Das interessierte Beobachten der Nuancen vom Dunkelweiß alter Bürobauten über das Sandfarbene der Erdhügel an den Baustellen hin zum Grau der Fahrbahnen. "Ist das nicht dasselbe Grau wie da hinten links am Himmel?"
Bei dem bisschen Lichte betrachtet, das uns derzeit bleibt, sind solche Gedanken trotz der Schönheit des Beobachtungsmoments nicht einfach nur deprimierend. Eine Spur hilflosen Wahnsinns mischt sich unter. Hilflos, weil es nun mal eben DIE NATUR ist. Weil es irgendwie allen so geht. Weil jeder für sich kämpft und alle nur darauf warten, dass es besser wird. Wahnsinn, weil das Leben sich mit jedem Tag mehr wie ein Treten im Hamsterrad anfühlt. Weil jeder noch so kleine Strohhalm mit einem Blick aus dem Fenster geknickt und in der Mitte entzweigebrochen wird.
Und nein, ich bin nicht in der Lage, hier ein Gegenbild zu dieser bescheuerten Grundstimmung zu setzen.
ps: Lieblingsverschreiber bei diesen Post: Frühlich.
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Heute halte ich mich fern. Ich habe beständig diese kleinen Sätze in meinem Kopf. Das Wahrnehmen in 140 Zeichen ist mir ein liebevoller Begleiter des Tages und der Nacht geworden. Doch heute behalte ich sie für mich. Allesamt. Ohne Unterscheidung. Und dabei habe ich eine interessante Beobachtung gemacht. Schreibe ich sie ins Netz, kann ich sie zwar jederzeit nachlesen, doch sie sind dann nicht mehr in mir. Roland Barthes hatte schon recht als er schrieb, dass ein Text eine eigenständige Entität - mit eigenen Dynamiken und Gesetzmäßigkeiten - wird, sobald sie die Hand des Verfassers verlassen hat. Aber vielleicht habe ich auch nur eine solche Wahrnehmung meiner eigenen Sätze, weil ich die Vorstellung im Raum herumhüpfender Texte witzig finde. Wer weiß das schon so genau. Heute jedenfalls trage ich die Sätze in mir. Sicher, ich vergesse die Worte genauso schnell wie sonst, wenn ich sie in die Öffentlichkeit geschrieben habe. Was bleibt, sind Emotionen, die nicht im Hin und Her zwischen Prokrastination und Arbeit untergehen. Das Wissen, etwas für mich behalten zu haben, besinnt mich auf mich selbst. Auf das, was wirklich, wirklich da ist.
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Heute abend wird gefeiert. Im Rahmen und als ein Abschluss des von der Kulturstiftung des Bundes finanzierten Projektes "Der 100.000 Euro Job" entstand ein Buch mit nützlichen und neuen Ansichten zum Thema Arbeit. Das Buch vereint Berichte über die durchgeführten Projekte - zum Teil herrlich lakonisch kommentiert vom Supatopcheckerbunny - mit Gedanken und Anekdoten von Menschen, die sich größtenteils dem fremdbestimmten Arbeitsleben entzogen haben. Aber natürlich darf auch der angestellte 9to5-Arbeiter nicht fehlen. Abgerundet wird das alles mit Tipps zum Weiterlesen und -sehen und einer Liste, was mensch noch so alles mit 100.000 Euro hätte anstellen können. Zum Beispiel 5x zwischen Berlin und Peking mit dem Taxi hin und herpendeln. Neben dem Buch gibt es eine DVD, in der 5 Projekte filmisch dokumentiert sind und auf der Homepage lassen sich alle Projekte ebenfalls in Ruhe nachlesen.
Heute abend wird im Festsaal Kreuzberg das Buch vorgestellt und u.a. von Johnny Haeusler, Holm Friebe, Jochen Schmidt, Lisa Rank, Frederic Valin und Sebastian Sooth daraus gelesen. Beginn ist 20:30 Uhr.
Die Homepage zum Projekt.
Der Verlag zum Buch.
Die Stiftung hinter dem Projekt.
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Gestern erschien in der FAZ (auch im Print?) von Thomas Thiel der Artikel "Wer bloggt so spät durch Nacht und Wind? - Eine Reise durch die Blogosphäre". Es ist eine Reise zu den Menschen, die hinter Blogs stehen. Persönliche Gespräche zum Warum?Wieso?Weshalb? stehen im Vordergrund. Ein aus der Beobachtung gewonnenes Wissen um die Vorgänge in der deutschsprachigen Blogosphäre begleitet die Darstellung dieser Treffen. Gänzlich unaufgeregt und ohne Häme bietet es den Außenstehenden einen Einblick in einen Teil dessen, was wir hier tagtäglich (er)leben.
via
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Die Verknüpfung von Orten oder Gegenständen mit gewissen semantischen Konzepten ist ein altes Spiel der Rhetorik. Sollst du eine freie Rede halten und verfügst jetzt leider mal so gar nicht über ein Elephantengedächtnis, stellst du dich einfach vorher in den entsprechenden Raum und verknüpfst die vorhandenen Gegenstände mit deinen Gliederungspunkten. Das Fenster über der Tür ist dein Einstieg in die Rede - so als kommst du von außen den Gang entlang und siehst durch das Fenster, ob im Raum Licht und Leben ist. Ist dort Licht, gehst du hinein. Neben der Tür ist eine Halbsäule, von der Wand in den Raum ragend - sie ist deine Überleitung in den Hauptteil der Rede. Und so weiter und so fort. Im Ergebnis denkst du beim Anblick des Fensters an die Worte deiner Einleitung.
Ähnliches erlebe ich beim Laufen und Fahren durch Berlin. Das Konzept "Orte der Erinnerung" funktioniert auch im Persönlichen bestens. Die Sparkasse Danziger/ Greifswalder ist belegt mit dem Gesicht eines jungen Mannes, den ich vor rund sieben Jahren kennen lernte. Bei unserem ersten Zusammentreffen hatten andere den Eindruck, wir würden uns seit Jahren kennen. Wir quatschten, tauschten uns aus, lachten. Es war eine intensive Zeit. Zu intensiv. Ein paar Wochen lang verbrachten wir unsere Zeit. Bis er auf einen anderen jungen Mann traf, der sein Freund wurde - und er sich von uns allen, nicht nur von mir, langsam, aber stetig entfernte. Anfangs noch hatte ich eine Serie von Bildern im Kopf, wie er auf der anderen Straßenseite steht. Ich nähere mich, er erkennt mich, lächelt und winkt. Irgendwann ist dies zu einem kognitiven Aufploppen des Namens reduziert. Jetzt, nach all diesen Jahren, ist diese Ecke ein Ort neuer Erlebnisse. Ich wohne jetzt hier. Mein neuer Stammkiosk ist gleich neben der Sparkasse. Keine zwei Monate und der Inhaber und ich sind per du. Gibt ja sicher auch nicht viele, die mit einem "1x Mascotte, bitte. Nein, nicht die Muscote, sondern die da drüben neben den weißen ocb." rumnerven. Es ist auch der Ort, an dem ich eine der entspanntesten Mitarbeiterinnen einer Bank erlebt haben werde. Es ist ein Ort, den ich jetzt tagtäglich durchlaufe.
Ein anderer Ort ist die Haltestelle Mollstraße/ Otto-Braun-Straße. Diese Doppelhaltestelle, wenn man vom Alex kommt und Richtung Norden oder Osten fährt. Diese Straßenecke ist ein provinzieller Umsteigebahnhof für mich. Da ist nichts. Einfach gar nichts. Ein große Kreuzung für die Autos. Der 100er hatte früher mal seine Endhaltestelle dort. Das weiß ich aber auch nur von den Anzeigen auf den Bussen. Wie einen Ground Zero habe ich diesen Ort durchfahren. Jetzt muss ich jedes Mal daran denken, wie ich an diesem einen Abend nach dieser einen Party durch diese Häuserschluchten hindurch auf diese Haltestelle zugehe. Meine Begleitung und ich setzen uns auf diese schwarzen Metallbänke an der Haltestelle. Ein MezzoMix macht die Runde. Am Ende sind wir doch gelaufen. Glaube ich. Ich kann mich heute schon nicht mehr an die Details erinnern. Irgendwann werde ich vermutlich 'nur' noch an diese eine tolle Woche und an meine Begleitung denken. Ich werde in meinem Gedächtnis nach den Details der Party kramen müssen und wie wir eigentlich genau dahin gelangt sind. Aber dieser Ort, dieses Sitzen auf den schwarzen Metallbänken, wird für lange Zeit der Ort einer besonderen Erinnerung bleiben.
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Der Wecker klingelt und spielt Snow Patrol. Schönes Lied, aber ein Gedankenblitz à la "welcher Depp in der Musikredaktion lässt so ein Lied am frühen Morgen spielen? Da wird doch keiner wach von." huscht durch den Bewusstseinsteil meines Hirns hindurch. Aufstehen, gemächlich ins andere Zimmer tapern, schauen, dass das Kind wach ist und pünktlich zur Schule kommt. Die Nebelfetzen, die zwischen meinen Synapsen hängen, forcieren eine Vorstellung von entspannter, morgendlicher, ruhiger Atmosphäre in der Wohnung. Diese Stille, bei der man glaubt, das Atmen der noch Schlafenden aus den Zimmern zu hören.
Ich raffe mich auf, stolpere in meine Latschen, den Weg zur Tür nehme ich nicht mal wahr. Ich stehe im Flur und falle gleich wieder einen Schritt zurück. Eine Wand aus Wachheit stellt sich mir entgegen. Ein strahlendes Guten-Morgen-Lächeln vom neuen Mitbewohner. Alle Türen stehen offen. Die Espressokanne pfeift auf dem Herd. Eine gehobene Hand soll einen Gruß imitieren. Ich hoffe, er wurde als solcher verstanden. Ich ducke mich. Mache alle Schotten dicht. Eine Furche durchzieht meine Stirn. Bloß nicht ansprechen. Ich bin verwirrt. Diese Wuselei ist so ungewöhnlich. Meine Beine nehmen mir das Denken ab. Tragen mich ans andere Ende der Küche zur geliebten Kaffeemaschine.
Jetzt nur noch abwarten. Mit dem Kaffee in der Hand nur noch eine halbe Stunde abwarten. Dann sind sie alle aus dem Haus. Stille. Aber es ist eine andere Stille. Denn jetzt liegt keiner mehr in seinem Bett und schläft.
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Ich hab immer noch nicht die Ruhe weg, mir jetzt hier so 'ne Nachlese aus den Fingern fließen zu lassen. Meine peergroup konnte und kann das aber sowieso viel besser.
Herr Grau - Warum ich bisher (fast) nichts über die re:publica08 geschrieben habe
Miss Paradise - Wie bitte lautet die korrekte Übersetzung für „GTD – Getting Things Done”?
Frau Anne - alles vom 2. bis zum 6. April lesen. ist ganz einfach. (nimm das, technorati!)
PasQualle - über biertrinkende Konzertgänger
Jeriko - post:publica
der philipp - mit vielem und dem einen Text, der mich am meisten berührte.
der herm - mit unlautem, poetischem Humor an vielen Ecken und dem Satz des heutigen Tages: Club Mate schmeckt ein bisschen wie Regenwasser aus einem Aschenbecher.
beide zusammen
der Logopäde - mit der tollsten prä-re:publica-Geschichte
Benedikt und die Antwort auf die re:publica
Es war ein bisschen wie auf Klassenfahrt. Die erste Nacht bis vier feiern. Dann drei Tage in den Seilen hängen, nur um die letzte Nacht durchzumachen. Morgens lange schlafen. Was? Geht schon los? Ach, guck ichs halt im Internet. Abends lange aufbleiben. Gibt ja immer noch ein paar Crackhuren, denen mensch bei ihrem Mülltütentanz zuschauen kann. (Ja, mein Sinn für gute Unterhaltung ist ein anderer.) Ganz großes Herrentennis, das. Wir sehen uns!
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Ein Mensch jenseits der Vierzig mit nur geringer Internetkompetenz sah im Laufe dieser Woche auf irgendeinem TV-Sender irgendeinen Beitrag rund um die re:publica, Bloggen und - offenbar - die Probleme, die Blogger in Ländern bekommen können, deren Regierungen ein wenig nervös auf dieses Geschreibsel in diesem weltweiten Web reagieren. Besagter Mensch wusste aber noch, dass ich mit diesem Bloggen auch was am Hut habe. Sie erzählte nun also vom Gesehenen und war ganz stolz, dass sie die Verbindung zu mir hergestellt hat.
"Da hab ich gehört, dass Blogger... Die können alle Daten und Texte und so ins Internet stellen." Ein Schmunzeln begleitete mein "Mhm, ja so ähnlich." Ich vermute, in dem Beitrag ging es um die Blogosphäre in ihrer Gesamtheit und die inhaltliche Varianz, die sich dort so auftut. Ich erklärte ihr kurz die Sache mit der eigenen Seite, den eigenen Inhalten und den Konsequenzen für die gesamte Informationsstruktur. Im Verlauf der Unterhaltung folgte dann dieser Satz: "Und Blogger? Ihr seid doch die, die Seiten und so dann auch sperren können?" Stille. Mein Hirn imaginierte verschiedenste Handlungsszenarien. Mein Herz triumphierte für einen kurzen Moment. Da lässt rechtes Gesocks irgendwo sein Zeug vom Stapel? BÄMMM! Da verwechselt mal wieder einer Meinungs- und Beleidigungsfreiheit? BÄMMM! Irgendwer findet Stulle mit Ei, Senf und Maggi scheiße? BÄMMM!
Jepp. Das gefällt mir.
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So richtig komme ich gar nicht dazu, die vergangenen Tage nochmals vorbeimarschieren zu lassen. So richtig war es bis gestern abend auch noch gar nicht vorbei. Just in diesem Moment überkommt auch mich ein kleiner Schwermut. Vier, fünf Tage sind einfach ein Witz. Dann denke ich an die vielen Menschen und Erlebnisse. Lasse alles im Schnellstdurchlauf Revue passieren, bevor ich mich gleich wieder ins Bett lege. Ich freue mich über die Menschen, die auch in Zukunft mit ihrem Leben und ihren Aktionen meinen Geist wachhalten werden.
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Es sollte ein Überraschungsabend für mich werden. PasQualle fragte im Vorfeld der re:publica, ob nicht irgendwer zu lightspeed champion mitkommt. Wer war das gleich noch? Kann ich grad nicht zuordnen. Auch so'n Indie-Kerl. Mit ungefähr diesem Stand und ein paar Samples auf last.fm später war meine Mittwochabendplanung perfekt.
lightspeed champion - midnight surprise (live)
DirektÜberraschung
Es war ein Traum. lightspeed champion machen so Musik, da braucht mensch keinen Urlaub mehr. Ein Mann, seine Stimme und die Gitarre. Texte über Mädchen, die ziemlich abgefuckt sein müssen. Der Mann an der Geige macht die Lieder zu einem emotionalen Höhenflug. Ein zarter Pfeil, der ohne Umwege mitten ins Herz trifft und dort seine Substanz verteilt.
Der Wermutstropfen. Konzerte fangen in letzter Zeit mehr und mehr pünktlich an, vor allem, wenn am darauffolgenden Tag ein klassischer Werktag ist - so mein Eindruck. Wie auch immer. Wir waren zu spät. Windmill war schon wieder weg. Windmill war gar nicht da. Und den Anfang von lightspeed champion haben wir auch verpasst.
lightspeed champion - daheim, bei myspace und bei last.fm
windmill - daheim, bei myspace und bei last.fm
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Am heutigen Abend gibt es im Berliner Magnet einen - an sich typischen - Konzert- und Tanzabend. Das Besondere? Veranstalter sind Musikblogs. brrrln und vrstrkr kümmern sich um die Bespielung. Mehr zum Whip It Good-Abend auf den Blogs und der Magnetseite.
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Zwischen Warmup-Party und Follower-Party fand er statt, der erste Tag der re:publica.
Nur wenige Panels können dieses Jahr meine euphorische Vorfreude auf sich ziehen. Zeit genug also, Menschen zu treffen, mit ihnen diese Tage zu genießen und mit ihnen zu plaudern. Herr Grau, PasQualle, miss julie, Frau Anne, der Jeriko, der René, der Logopäde, der philipp, der Herm, korrupt, die Frau Generator und creezy. Flauschiges Rumschlonzen stand auf der Tagesordnung. Der Dienstagabend, der irgendwann gegen 4 Uhr morgens sein Ende fand, forderte ebenso seinen Tribut.
In einer Zeit, in der Multitasking und das schnelle Aufeinanderfolgen der Ereignisse unseren Alltag bestimmen, ist die re:publica für mich derzeit der Inbegriff der Entschleunigung.
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grad die eröffnung. darunter.
Beckedahl: "Wer nutzt hier Twitter. [Menschen melden sich.] Ah, doch weniger als gedacht. Ja, der Rest wird dann am Freitag dabei sein."
jetzt: wider das erinnern.
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Gestern war ein schöner Tag. (So könnte jetzt auch ein Aufsatz eines Zweitklässlers beginnen.) Ich saß vor meinem Rechner und habe mich gepflegt um meine Arbeiten gekümmert. Nebenbei ein bisschen chatten, ein bisschen bloggen, ein bisschen Geisteswissenschaftler vor dem Wahnsinn retten, in der Sommerzeit mit Winterzeit leben zu müssen. Später in den Park. Ein bisschen chillen, ein bisschen über die Arbeit der Zukunft nachdenken, ein bisschen Feriengefühl. Die Sonne schien. Mein Herz lachte.
Heute. Die Sonne scheint. Mein Herz lacht immer noch. Doch jetzt ist die Erkenntnis auch bis zu mir durchgedrungen: Heute ist ja schon Dienstag! Und heute abend ist die Hütte voll. Und hier sieht's aus wie Sau. Und ich seh aus wie Sau. Und sowieso und überhaupt. In diesem Schock habe ich 3 Kaffee in gefühlten 3 Minuten in mich rein gestürzt. Das Zettelchen mit den Erledigungen ist voll bis obenhin. (Run some errands. Ich mag den englischen Ausdruck für diese Form der Tagesbeschäftigung.) Jetzt bloß nicht hektisch werden. Immer schön der Reihe nach. Erstmal bloggen zur Beruhigung.
Motto des Tages: Mein Blog ist mein Valium.
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