2008-12-30

Shoe-tossing in der Nachbarschaft.

Ich frage mich mich gerade, ob unser Haus ein Drogenumschlagplatz ist. Vielleicht wohnte hier auch lange Zeit ein Prenzlberg-Gangster, der nun das Zeitliche gesegnet hat. War der gezündete Böller gestern abend möglicherweise sein letztes Geleit. Oder vielleicht ist einfach nur so jemand gestorben und dieses Paar Schuhe soll nun die bösen Geister fernhalten. Irgendwie niedlich ist hingegen die Möglichkeit, ein junger Herr in unserem Hause hat in der vergangenen Nacht seine Unschuld verloren.

schuhe

PS: In Berlin hat's nicht so viele Überlandleitungen. Da muss mensch dann schnell mal auf andere Aufhängmöglichkeiten ausweichen und den Part mit dem Werfen durchs Schnüren ersetzen.

2008-12-21

Die Freude am Endkunden.

Seit einigen Jahren nun betreue ich die Kundenanfragen bei einem Onlineversandhandel. Wie das so ist, wenn man wo mit Menschen arbeitet, kommen einem die seltsamsten Anfragen unter. Eine der großartigsten Emails habe ich ja schonmal kundgetan.

"Hello!
Please tell me something about my order of xx/xx/xx..."

Das war's. Mehr schrieb er nicht. Nachfragen (das wusste ich schon) bringt nichts bei nur rudimentär englischsprechenden und -verstehenden Italienern. Dann wird es Zeit für meine persönliche Übungsstunde: Welches ist die relevanteste Info, die zu einer Bestellung zu finden ist? Welches ist - gemessen am Zeitpunkt der Email und der vermuteten Informationslage beim Kunden - der Wissensstandpunkt des Kunden und worauf wird seine Frage wohl abzielen? Das ist gelebte Semiotik, Kommunikationswissenschaft und Linguistik in Einem.

Nächster Fall und in meiner persönlichen Hitliste der WTF-Anfragen ungeschlagen auf Platz eins:
Email ohne Name, kein Text in der Betreffzeile, keine Name unter dem Text. Keine Bestellnummer angegeben. Und dann wurde die Bestellung unter einer anderen Mailadresse aufgegeben... Natürlich ist es überaus dringend, sofort und am Besten noch gestern zu erfahren, wo die Ware denn bleibt. Das wird durch Satzzeichen nicht unter 10 Ausrufezeichen deutlich gemacht.
Irgendwo zwischen Tischkante und einem Kopfschütteln, das jedem Metaller auf der Bühne zur Ehre gebührt, überlege ich kurz, ob ich solche Mails nicht einfach durch Nicht-Antworten strafe. Klar, geht so natürlich auch nicht. Also wird in süßlicher Höflichkeit darum gebeten, doch bitte die Bestellnummer oder irgendeinen anderen konkreten Hinweis auf die betreffende Bestellung zu geben. Ansonsten sei eine genaue Auskunft gar nicht usw.usf. Ich stelle mir dann immer vor, wie die Menschen vor ihrem Bildschirm hochrot anlaufen, weil sie einsehen, dass die erste Anfrage wohl etwas faktenlos war. Aber vielleicht ist das auch nur eine Wunschvorstellung meinerseits.

Nicht unweit davon entfernt findet sich folgende Art der Anfrage.
"Ein Teil ist vor ein paar Wochen angekommen. Da fehlt aber die Hälfte. Wann kommt die?" Punkt. Ende der Anfrage. An dieser Stelle kommen dann wieder Tischkante und Kopfschütteln zum Einsatz, denn leider ist es dem realen Kundensupport (egal in welchem Unternehmen) derzeit nicht möglich, Zauberstab und magische Glaskugel rauszuholen, um auf den Gabentisch des Empfängers zu schauen, welcher Teil der Bestellung denn nun bereits eingetroffen ist. Da hilft nur Zähne zusammen beißen, den Satz "Haben Sie vielleicht schonmal daran gedacht, dass ihre komplette Bestellung bereits versandt wurde und es hier ein Problem mit der Post o.ä. geben könnte?" runterschlucken und nachfragen, was genau eigentlich noch fehlt.
Sehr schön sind solche Anfragen übrigens auch von Kunden, die regelmäßig alle 2-3 Wochen bestellen. Da stellt sich dann nämlich als allererstes die Frage, von welcher Bestellung hier eigentlich die Rede ist.

Im Laufe der Zeit habe ich nur eine sinnvolle Erklärung dafür gefunden, was in den Köpfen solcher Leute vorgehen könnte. Sie gehen offenbar wirklich davon aus, dass nur ein Teil abgeschickt wurde und irgendwo in den Akten sorgsam verzeichnet ist, was noch fehlt und es nur verschlampt wurde, den 2. Teil auch noch abzuschicken. Dass alles raus ist und es da möglicherweise ein Problem bei der Zustellung gibt, will sich als Option einfach nicht einstellen.
Wenn irgendjemand hier eine philanthropischere Antwort hat, bitte her damit. Ich finde es nämlich fürchterlich, so dermaßen negativ über einen Teil der versammelten Kundschaft denken zu müssen. Denn bei allem Wohlwollen und Verständnis und bla und keks, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, einige denken, sie wären die Einzigsten, die bei uns bestellen.

Dieser Gedanke kommt mir auch regelmäßig, wenn jemand nur und ausschließlich seinen Nachnamen angibt. Man muss nicht MüllerMeier-Schulze heißen, um zu ahnen, dass es vielleicht noch andere Menschen mit dem gleichen Nachnamen geben könnte, die nicht zur Familie gehören. Ich meine, jeder von uns guckt doch irgendwann mal nach, wie oft und wo es den eigenen Familiennamen gibt. Ist es da zuviel verlangt, für Nachfragen bei einem weltweit operierenden Versandhandel mal auf die Idee zu kommen, dass es noch andere Kunden mit dem gleichen Nachnamen gibt? Und nein, über die Emailadresse lässt sich so etwas leider nicht immer auflösen. Nämlich dann nicht, wenn die Leute von einer andere Mailadresse aus schreiben.

Tischkante. Kopfschütteln. Weitermachen. Denn zum Glück sind das im Großen und Ganzen doch die Ausnahmen.

2008-12-10

Eine andere Perspektive.

Plus, the next generations will literally grow up documenting their entire lives online. It’s unrealistic to expect them to erase their histories off the internet once they reach a certain age. Employers must learn to judge job applicants not by their past but by what they can bring to the company.
(Teresa Wu: "Generation Y in the Workplace Explained"; Hervorhebung von mir. via)

Noch letzte Woche sprach ich mit einem alten Freund, der seit neuestem Schüler in der Mittelstufe unterrichtet, über die Nachteile, die Jugendliche bei der Azubistellensuche haben können, wenn ihre youtube-Videos den älteren Semestern allzu krass erscheinen mögen und allzu leicht zu finden sind. Meine Meinung ist bislang die: Jeder wie er/sie will, hauptsache man ist sich der Konsequenzen bewusst. Dabei bleibe ich. Aber das allein reicht nicht. Eine solche Sichtweise legt die absolute, die alleinige Verantwortung in die Hände desjenigen, der sein Leben und seine Daten ins Netz stellt.

Informationsverbreitung, mithin Kommunikation, aber hat nicht nur den Sender, sondern auch den Empfänger. Und ebenso wie der Sender über eine gewisse Medienkompetenz verfügen soll, soll auch der Empfänger diese haben. Nur gerecht. Für den Empfänger bedeutet dies, immer im Hinterkopf zu behalten, dass das Internet - trotz allem - nur ein Ausschnitt der gesamten Person darstellt. Und im Zweifelsfall eine lang zurück liegende Vergangenheit lebendig erhält, die in Diskrepanz zur aktuellen Persönlichkeit steht.

2008-12-09

nom24 - ein ganz nomales Fernsehwochenende.

Zitat:

Wir bloggen!

24 Stunden!

Fernsehen!

Live!

Bämm!


Frau Anne, der Herm, der Philipp, der René, der Jeriko, Frau Paradies, Herr Grau, Herr Nickel (fka Der Tierpfleger), der Herr pasQualle, der Nilz, der Peter und meine Wenigkeit werden das werte Publikum 24 Stunden mit unseren Gedanken zu dem erfreuen, was sich gemeinhin das deutsche Fernsehen schimpft. Sonnabend bis Sonntag von 6-6, jeweils abends.

Dazu dann bitte hier entlang: nom24

2008-12-07

TadiTada. Die Post ist da.



Und ich geh jetzt weiter "Himmel, ist das knuffig!" vor mich hin brabbeln.

2008-12-05

Naheliegende Erkenntnis

In diesem Artikel der NZZ rund um die Mumbai-Geschehnisse kommt sehr schön zum Ausdruck, wie sich Twitter und redaktionelle Onlineangebote in der Verbreitung von Information ergänzen.

Ergänzen. Das ist der springende Punkt.

Und es wäre ganz traumhaft, wenn sich diese Erkenntnis so langsam mal in den Köpfen und Beiträgen aller Journalisten und (Micro-)Blogger festsetzen könnte. Es gibt hier kein "die einen sind besser als die anderen"! Die jeweiligen Angebote bieten verschiedene Möglichkeiten und haben unterschiedliche Nutzen. Twitter (oder welcher Microbloggingdienst auch immer) ist das schnelle Medium, das die nahezu sofortige Info über das Geschehen bzw. Stattfinden eines Ereignisses in die Welt bringen kann. Dass Twitter mit seinen 140 Zeichen keine Hintergrundanalysen ermöglicht, ist ja wohl offensichtlich. Dass diese Hintergrundanalysen dann auf Wikis und den Onlineportalen journalistischer Provenienz stehen, ist jetzt auch nicht sonderlich überraschend. Und dass die Verbreitung über die Existenz dieser Hintergrundanalysen dann wiederum via Twitter passiert, ist - na? genau! - ebenso naheliegend.

Warum zum Geier gibt es also stets und ständig dieses bekloppte, kindische Konkurrenzgeschreibe. Die Diskussion geht doch jetzt echt schon lange genug, dass die Erkenntnis der gegenseitigen Fruchtbarkeit sich vielleicht mal einstellen könnte.

(Artikel via @furukama)

2008-11-29

Noch in diesem Jahr: Schöner arbeiten. Am 12.12. in Berlin.

Coworking ist das Thema. Mit SelfHub, betahaus und dem von mir präferierten Hallenprojekt gibt es in Berlin bereits ein paar zarte Pflänzlein. So richtig geht da aber noch nix. Und - ihr ahnt es - das soll sich jetzt ändern.

Am Freitag, 12. Dezember erlebt der newthinking store in der Tucholskystraße 48 (google maps) das Coworking-Event "Schöner arbeiten". Es gibt ein bisschen Messe (Menschen stellen ihre Produkte für Arbeit in digitalen Zeiten vor), ein bisschen Konferenz (Menschen halten Vorträge zu Themen rund um neue/andere Arbeitskonzeptionen) und ein bisschen arbeiten (Menschen sitzen in einem Raum, arbeiten jeder für sich und doch nicht allein). Präsentiert, zusammengestellt und durch den Tag begleitet wird das Ganze von Markus Albers (Autor von "Morgen komm ich später rein") und dem Hallenprojekt.

Jetzt wird sich der eine oder die andere vermutlich fragen, was denn dieses Coworking nun wieder ist. Die englische wikipedia hat dazu eine ganz zauberhaft treffende Beschreibung: "Coworking is the social gathering of a group of people, who are still working independently, but who share values and who are interested in the synergy that can happen from working with talented people in the same space."

Zurück zum 12. Dezember. Es wird um Raumkonzepte abseits des Großraumbüros und abseits des Cafés gehen. Es wird um digitale Helferlein bei der Re-Organisierung der Arbeit gehen. Die alte Tante Prokrastination ist mit dabei. Die Prosumenten dürfen natürlich auch nicht fehlen. Und ganz besonders die Festangestellten stehen im Mittelpunkt.
Mit dabei sind Holm Friebe, Kathrin Passig, Sascha Lobo, Peter Glaser, ein Herr von den Telekom-Labs, ein Herr von SAP und noch einige, andere mehr.

Den genauen Tagesplan gibt's beim Hallenprojekt (pdf). Und wer für den Tag noch die Erlaubnis vom Chef braucht, lädt sich am Besten den "Antrag auf schönes Arbeiten" (pdf) herunter.

Be there or be square.

Der erste Eintrag fürs neue Jahr:

rp09 eintrag

War ja klar, ne. :).

2008-11-26

Soviel zur Individualität.

Wenn Menschen gleiche Interessen haben, dann lesen sie auch schonmal dieselben Blogs. Und kommen auf dieselben Post-Ideen. Und tun das zur annähernd gleichen Zeit.

11:48 Uhr: Renè auf Spreeblick.
11:52 Uhr: Jeriko bei sich im Blog.

Ich liebe sowas.

2008-11-19

Sssshhh...

Es ist jetzt 6:47 Uhr. In drei anderen Wohnungen brennt auch Licht. Zweimal Küche, einmal Bad. Früher war das mal eine Art Spiel von mir. Wenn ich winters um diese Zeit aufstand, stellte ich mich mit meinem Kaffee ans Küchenfenster und betrachtete der Reihe nach die Fenster, hinter denen Licht brannte. Ich ging typische Frühaufsteherberufe durch und überlegte, welche meiner Nachbarn wohl aus welchem Grund zu dieser Zeit aufgestanden waren.

Die Familie mit Kindern im Schulalter war klar. Auf der gleichen Etage wohnte auch die alleinstehende Frau, die auch immer in aller Herrgottsfrühe aufstand. Auf den Technokerl aus dem Seitenflügel, 2. OG, war ebenfalls Verlass. Manchmal brannte im Nebenhaus in einem der Zimmer Licht. Mit einem ersten Blick in die Twittertimeline stellte ich mir vor, dass das Menschenkind dort schon die ganze Nacht über wach sei und demnächst ins Bett kriechen würde.

Dann stellt sich eine Verbundenheit ein. Wie wenn man sonnabends so um 7 Uhr mit der S-Bahn fährt. Die Menge der Reisenden teilt sich in Alkoholleichen und Arbeitende. Ist man Alkoholleiche, denkt man meist gar nichts mehr. Wenn doch, kommt ein bisschen Mitleid auf mit denjenigen, die an diesem Morgen um diese Zeit schon auf dem Weg zur Arbeit sind. War ich auf der Seite der Arbeitenden (Freitag abend schätzungsweise eher früh ins Bett, frisch geduscht, den Kaffee in der Hand), stellte sich ein Solidaritätsgefühl ein. Für sich genommen ist das genauso bescheuert wie das Mitleidsgefühl, aber das nur nebenbei.

Da ich selten unfreiwillig und meist meiner biologischen Uhr folgend um diese Zeit wach bin, muss ich immer leicht schmunzeln. Ich kann die über der Stadt liegende Atmosphäre der Stille, des Vorsichtigen genießen. Es ist als würde jeder darauf achten, nur keinen Laut zuviel von sich zu geben.

Das behutsame Wachwerden gerät sonst in Gefahr.

2008-11-02

Vitaminhaltige Gedanken.

Aus gegebenem Anlass war ich die vergangenen vier Wochen gezwungen, ausschließlich und gänzlich an Rechnern mit Windows-Tastatur und Windows-Betriebssystem zu arbeiten. Dies war kaum eine Umstellung. Jahrelang schrieb und klickte ich in diesem Universum. Selbst in den vergangenen zwölf Monaten hatte ich immer wieder das Vergnügen, die Windows-Shortcuts aktiv gebrauchen zu dürfen. Nun sitze ich seit gestern wieder an einem Rechner der Firma Apple. (Nein, mein kleines Schwarzes ist immer noch nicht wieder bei mir. Schnüff.)

Und seit gestern abend bin ich darüber erstaunt, welch Heimatgefühl sich bei mir eingestellt hat. Das hier muss irgendwie mehr sein als einfach nur der Hype und Style. Es beginnt mit der Anordnung der Tasten auf der Tastatur. Das Kopieren mit cmd+C geht wesentlich ergonomischer vonstatten als mit dem fingerverknotenden strg+C. Meine Schreibfehler durch Vertippen verringern sich drastisch, sobald ich an einem Apple-Gerät schreibe. Die Bedienung des Trackpads mit zwei und einem Finger zum Scrollen und Klicken auf der gesamten Fläche führt dazu, dass ich nicht mehr über die Bedienung des Trackpads und die Bedienung der Dokumente nachdenken muss. Ich kann mich voll und ganz auf wasauchimmer konzentrieren, ohne mit einem halben Auge zu gucken, wo Scrollleiste oder Maus abgeblieben sind. Es geht weiter mit der Tatsache, dass ich hier an einem schätzungsweise drei Jahre alten Powerbook sitze und der Lüfter genauso selten anspringt wie bei meinem jungspundhaften Macbook. Das Handling der Software ist auf beiden Systemen gleich gut und gleich schlecht. Nur ist es auf Mac OS X irgendwie fluffiger. Auch auf die Gefahr, dass das jetzt extrem eso-mäßig klingt, aber das fehlende Kantige im Design überträgt sich irgendwie auf die Arbeit. Form und Funktion gehen einfach immer Hand in Hand. Irgendwie ist es die gesamte Architektur dieser sauteuren Äpfel, die entspanntes Arbeiten ermöglicht und dieses kleine, seufzerige, begeisterte Hach hinterlässt, wie es sonst nur feinste Indietunes vermögen.

Seit einem Jahr überlege ich hin und wieder, welchen Einfluss dieses HypeKultStyloGehabe rund um den Apfel auf meine eigene Einstellung hat. Einen relativ großen, soviel weiß ich. Zu sehr bin ich anfällig für den Enthusiasmus anderer. Apple schafft es Menschen dazu zu bringen, viel Geld für gut aussehende Produkte auszugeben, die eigentlich weniger können als standardmäßig drin sein sollte. Siehe iPhone mit ohne Bluetoothschnittstelle. Siehe Macbook mit mickrigen zwei USB-Ports. Siehe iPod mit geht-nur-mit-iTunes. Apple hat es geschafft, dass ich zusätzliche 200,- Euro für einen schwarzes Gehäuse ausgegeben habe. Nur weil es schwarz ist. Hallo?!? Welche Saubande von Kapitalisten denkt sich denn sowas aus??? Bereut habe ich es keine Sekunde.

Ich habe keine Antwort auf meine Begeisterung. Ich bin immer noch erstaunt über mich selbst. Vielleicht ist es ja doch das Ding, dass mensch mit einem Mac nach wie vor zu einer Minderheit gehört, deren Technik bewundert wird. Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich wieder alles daran setzen werde, in nahestmöglicher Zukunft vor einem kleinen Schwarzen zu sitzen, zu schreiben, zu arbeiten und mich gut zu fühlen.

Fürs Denken bleibt mir keine Zeit.

Nur für den Theme-Wechsel. Am Blog basteln ist ja grade der neueste heiße Scheiß. Und als Vorgeschmack auf die Zukunft gibt's mich jetzt hier in rot und grau.

Rot und grau. Rot auf grau. Da muss ich grad dran denken, dass das eine Farbkombi ist, die demnächst hier in der großen Stadt und nach gefallenem Schnee und mit draufgetropftem Blut auch in echt zu sehen sein könnte.

In diesem Sinne. Ich geh dann mal weiter meine Inspiration suchen. Ich kann mich noch dunkel erinnern, dass da was mit "schlaf" im Namen war. Bis später.

2008-10-14

"Lioba Zeplins Erschrecken macht einen beachtlichen Bogen um die Wirklichkeit."

Manche Sätze... Ich kann den Blick nicht von ihm nehmen. Noch 10 Zeilen weiter springt mein Auge zurück. Hängenbleiben. Wie an süßem Karamel. Ergriffenheit ist ein passendes Wort. Bewunderung ein anderes. Inspiration ist auch dabei. Verstehen ist eines, das nicht in den Kontext des Buches passen will, wohl aber in den Kontext meines Lebens. Im Nachspüren dieser Worte dort oben, bleibt mir der Einfachheit halber nur folgendes zu sagen: Koenigs Kinder. Kathrin Schmidt.

Meine Hände sind zu alt...

Sie zeigen eine Erfahrung, die das alles hier begreifen könnte. Tun sie aber nicht. Für manche Dinge ist mensch vielleicht nie zu alt.

2008-10-10

!?

Man hat dann so Anwandlungen.
Google maps öffnet sich und die Route wird berechnet. In der Hoffnung, es seien statt der 600 km vielleicht doch nur 589 km. Es sind aber 621 km. Keins der Ergebnisse macht es besser oder schlechter, erträglicher oder irgendwas. Und ein kleines wtf schließt die Seite wieder.

2008-10-09

hinten und vorne.

Nein, der Titel hat nix mit gar nix zu tun. Und weil ich das jetzt extra sage, dann wohl doch mit irgendwas. Würde Freud jetzt vermutlich sagen. Würde er. Wenn er noch leben täte. Tut er aber nicht. Weshalb das jetzt eine Mythenweiterschreibung ist und ich also sagen kann: Nein, der Titel hat nix mit gar nix zu tun.

Wenn ich mir die Formulierung des letzten Satzes so anschaue, möchte ich gleich mal wieder über Korrelate und deren Nicht-Verknüpfbarkeit nachdenken. Mach ich jetzt aber auch nicht.

Und bevor ihr jetzt auch nur ansatzweise eure Hoffnungen aufrecht erhaltet, hier könnte noch irgendwas mit Sinn und Bezug und Referenz geschrieben werden, verabschiede ich mich auch schon wieder.

2008-09-21

Ein gutes Jahr.

Irgendjemand hier in diesem Internet (keine Ahnung wer) hat vergangenen Dezember davon geschrieben, wie bescheuert das Jahr 2007 sich angestellt hat und dass er (soviel weiß ich noch) alle Hoffnungen in 2008 setzt. Ich konnte diesen Satz damals bedingungslos unterschreiben.

Die alte Tante Zuversicht hat sich das Jahr 2008 geschnappt und es zu einem guten werden lassen.

2008-09-19

Namensfragen.

Es gibt da diesen Namen, bestehend aus Vorname und Familienname, den ein jedes Staatskind in seinem Staatsdokumenten stehen hat, und sei es auf der Geburtsurkunde. Mit Aufkommen von Internet, web2.0 und all den socializing tools gingen viele dahin und wählten sich einen weiteren Namen, unter dem sie nun in der Netzöffentlichkeit präsent sind.

Nun ergab es sich im Laufe der Zeit, dass (aus der Perspektive des Netzpseudonyms?) der Staatsdokumentenname die Bezeichnung "Klarname" erhielt. Wiesoweshalbwarum? Auf diese Frage habe ich nicht wirklich eine Antwort. Ich weiß einzig die Bedeutung, dass es eben der Name auf dem Perso ist. Aber so richtig Sinn macht das mit dem "Klarnamen" nicht für mich. Schließlich steht mein Pseudonym ja auch klar lesbar hier überall rum. Man stelle sich nur mal vor: "**** ****** und ihr leben". Das wäre ja ein heilloses Kuddelmuddel, wenn mehr als 3 Leute im Netz aufeinander treffen. "Hey 4Stern-Leerzeichen-6Stern. Hab grad von 8Stern gehört, dass 4Stern-Unterstrich-3Stern morgen auch dabei ist." Neeneenee.
Aber ich will mal nicht so sein. Eine Erklärung bzw. Motivation für die Kreation "Klarname" kann ich mir durchaus zusammenreimen. Das Wort "Pseudonym" enthält in seiner Bedeutung, dass der zugehörige Mensch seinen Staatsdokumentennamen verdeckt halten möchte. So, wie eben auch die Sternchen all unsere Passwörter bei der Eingabe verdecken. Werden bei der Passworteingabe die Zeichen nicht durch Sternchen (oder Punkt) verdeckt, erscheinen sie in Klarschrift. Da ist der Weg zum "Klarnamen" dann auch nicht mehr so weit. Aber unbefriedigend bleibt er als Bezeichnung dennoch irgendwie...

Nicht viel anders verhält es sich für mein Gefühl mit dem "Realnamen". Das Woher ist schnell geklärt. Es gibt die gängige Unterscheidung zwischen dem virtuellen Leben und dem Realleben. Was dem virtuellen Treiben sein Pseudonym oder Nickname ist, ist dem echten Leben sein Realname.
Mein Problem hier: Wo ist die Grenze zwischen virtuellem und realem Leben? Wenn ich blogge, twittere, skype usw., dann ist das höchst real für mich. Nun will ich keineswegs bestreiten, dass die Leiblichkeit der körperlichen Anwesenheit einen Unterschied im sozialen Miteinander macht. Macht sie nämlich definitiv. Allein die Möglichkeit, Mimik und Gestik in ihren Nuancen in die Kommunikation miteinzubeziehen, hat einen eminenten Einfluss auf die Entwicklung eines Gesprächs. Aber ist die Kommunikation via Bits'n'Bytes darum irrealer? Nein, nur anders. Real bleibt sie nach wie vor. Schließlich ist die Hardware, auf der das alles stattfindet, ja auch physikalisch vorhanden.

Dann hätten wir da noch den Bürgerlichen Namen. Als Alternative für den Namen, den uns unsere Eltern aufgedrückt haben, ist er aber auch eher unbefriedigend. Ich muss hier immer an Kritik aus dem Lager der Linken denken - am Bürgertum und am staatspolitischen Bürgerbegriff und den Auswirkungen auf Erwünschtheit im Lande.

Damit hätten wir dann also 3 Bezeichnungen: Klarname, Realname, Bürgerliche Name. Alle drei sind doof. Alternativen fallen mir jetzt auch nicht aus dem Zuckerhut. Bleibt's also erstmal beim Gemecker.

2008-09-09

The Wombats - Let's Dance To Joy Division

Let's dance to Joy Division
Celebrate the irony
Everything is going wrong
But we're so happy.



DirektTanz

Mehr von den Wombats auf youtube.

ps: Die Wombats spielen am 5.10. im Berliner Postbahnhof. Geht jemand hin oder will hingehen? Ich hätte da Interesse.

pps: Wer sich immer das Gefühl, I'm Not Gonna Teach Your Boyfriend von den Black Kids komme ihm/ihr irgendwie bekannt vor: wegen obigem Liedgut vermutlich.

"Das Gute an schlechten Zeiten: Pferde satteln. Weiterreiten."

Eines Morgens wachst du auf und weißt, du hast es hinter dir. Du spürst noch ein klein bisschen dieser Wehmut. Du ahnst, dass da noch ein Rückfall kommen wird. Ort und Zeit dafür kennst du schon. Die innere Ankündigung macht es leichter. Die innere Ankündigung macht es leichter? Wohl kaum. Die Ankündigung macht es vielleicht schneller wieder vergehen. Du hast deinen Gedanken nachgehangen. Hast deinen Schicksalsmoment akzeptiert. Hast zugelassen, dass die Emotionen so sind, wie sie sind.

Du hast irgendwanneinmal gesagt: "Das Leben ist für mich nur dann vollständig, wenn ich Freude und Trauer in ihren Extremen erlebe. Denn wie kann ich die Freude in ihren Höhen wertschätzen, wenn ich die Trauer in ihren Tiefen nicht kenne? Wenn ich nur eins der beiden aus meinem Leben ausschließe, werde ich mich innerlich einebnen, nivellieren. Das Empfinden wird dann eine Mittelmäßigkeit erlangen, die am unerträglichsten von allem ist."

"Du opferst deine Gefühle, aber du überlebst." Davon wolltest und willst du dich fernhalten.

Du hast dich wieder an die Worte von damals erinnert. Ja, du bist wieder auf einen Menschen getroffen, bei dem du das Gefühl nicht loswurdest, hier passt etwas zusammen. Eine Mischung aus sich Ergänzen und Gemeinsamkeiten, Gegensätze und das gleich-und-gleich, die die Chance haben, ineinanderzugreifen und die Welt zu erobern. Du hattest das schon einmal. Dein Lebensweg aber sollte anders verlaufen. Damals hast du für einen Augenblick deinen Glauben an die Zukunft verloren. Aber es war eine Zeit, in der du viele besondere Menschen kennengelernt hast. Eine Zeit, in der du gelernt hast, Freundschaften aufzubauen und vermeintliche Freundschaften in der Vergangenheit ruhen zu lassen. Du hast andere dabei beobachtet, wie sie die gleichen Erfahrungen machten. Jeder für sich und dabei gemeinsam habt ihr den Optimismus beim Schopfe gepackt, habt euch den Glauben an die Zukunft zurückgeholt.

Jetzt stehst du wieder an diesem Punkt. Du wolltest schon wieder den Glauben an die Zukunft verlieren. Du hast geweint. Du hast dein Schicksal verflucht. Die Möglichkeiten anders zu handeln, vielleicht doch zu kämpfen, waren keine Alternativen für dich. Du bist keine Schlampe, die Menschen wie Spielzeuge behandelt. Und du bist kein armseliges Würstchen, das anfängt zu betteln. Doch etwas in dir drin hat dich davon abgehalten, den Glauben zu verlieren. Deine Erfahrung. Deine Gegenwart. Deine Erinnerungen. Deine Kraft. Die Zeit, die es braucht, bis du wieder sagen kannst: "Ja mach mal, da ist noch genug zum Leben da" ist kürzer geworden. Du bist in der Lage, Dinge zu überblicken. Du streckst langsam deine Fühler wieder aus und hast jetzt eine Erinnerung mehr im Päckchen.

Das ist dann wohl das, was die Leute als "leichter" bezeichnen.

Entstanden zu einem weit in der Vergangenheit liegenden Zeitpunkt.

Die Vorteile ländlicher Regionen.

Das Setting: eine mehrere Kilometer lange Landstraße, eine miss sophie auf ihrem Longboard mit Musik in der Hosentasche und auf den Ohren, weit und breit keine Menschenseele in Sicht- und Hörweite.

Der Spaß: GANZ LAUT MITSINGEN. Und dabei wild mit den Armen in der Luft rumfuchteln.


Und zwar hierzu: Black Kids - I'm Not Gonna Teach Your Boyfriend


DirektEinsZweiDreiVier

Sonnabendabendunterhaltung auch für euch.

Meine Damen und Herren,

alle, die am Sonnabend (in westdeutsch auch als Samstag bekannt) so ab 23 Uhr noch nix vor haben, in Berlin weilen, uns beim Lesen und Auflegen auf der Schönen Party zugucken wollen und nicht sowieso schon anwesend sein werden: Aufgepasst!

Es gibt Karten zu gewinnen, und zwar für eine Person mit Begleitung. Die Frage dreht sich um die in diesem Blog vorhandene, lose Reihe meiner Helden der Musikgeschichte: Wer ist der Erste, der hier genannt wurde? (Und wer dazu noch den Namen des mir liebsten Süßkrams aus den USA nennt, bekommt 'n Bier ausgegeben.)

Antworten bitte in die Kommentare. Das Gewinnspiel ist geschlossen. Neil Hannon lautet die Antwort und das Bier gibt's für Pop Tarts. Beides geht an Alex. Herzlichen Glückwunsch!

2008-09-08

Sonnabendabendunterhaltung

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Blogs sind ja schon lange Mainstream. Da braucht sich der geneigte Blogger also weiter keine Gedanken machen und kann ruhigen Gewissens seine Seele vor den Ü30-Clubbern der berlin-brandenburgischen Region ausschütten. So geschieht's am 13.9. bei der Schönen Party in der Kalkscheune. Herr Grau, Frau Anne und meine Wenigkeit werden die Launen der FeldWaldWiesenBlogs und unsere gegenseitige Wertschätzung mit einem leisen Glanz in den Augen ins Publikum streuen. Herr Lobo wird uns an-, zwischen- und abmoderieren, um im Anschluss die geneigte Publikumsaufmerksamkeit galant an die Herren Niggemeier und Dilk vom BILDBlog weiterzureichen. Herr Walter, seines Zeichens nerdcore-Cheffe vom Dienst, wird uns dann allesamt in die tanzbare Besinnungslosigkeit bringen.

Falls sich jetzt wer fragt - ich zumindest tue das gerade -, warum ich für meinen eigenen Auftritt mit einer solch uncharmanten ironischen Distanzierung werbe: Diese Stadt lässt mir grade keine andere Chance. ("Diese Stadt" ließe sich auch durch diverse andere Nominalphrasen ersetzen.) Aberwiedemauchsei. Unter dieser Ironiekruste freu ick mir wie bolle uff den abent!

2008-08-31

Da weeßte gar nich, wo de anfangen sollst.

In der Regionalbahn, während der Fahrt, ertönt eine Stimme aus dem Lautsprecher: "Einmal der Zugführer zum Zug, bitte." (kurze Pause) "Äh, einmal der Zugbegleiter zum Zugführer, bitte."

Ungefähr so und kein wenig anders. Aber kommen wir zu den wichtigen Themen des morgigen Montags: Die Registrierung fürs 3. Barcamp in Berlin startet morgen. Stattfinden tut dit Janze am 18. und 19. Oktober.

So gehet hin und registrieret euch. Auf dass wir ein wundervolles Wochenende haben werden!

Gute Nacht.

2008-08-29

::

Den Weg des Handelns geht jeder für sich allein. Aber es ist leichter macht einen Unterschied, diesen Pfad zu beschreiten, wenn wir uns vorher anderen mitgeteilt haben.

2008-08-24

Schluss mit den Spielchen.

Du hast immer so große Stücke auf dich gehalten. Spielchen spielen war nie deins. Nach außen handeln und im Hinterkopf basteln die Optionen sich ihre eigenen Lebensentwürfe. Rechnen sich Gewinnchancen aus auf der Basis kleinmädchenhafter "alle Jungs sind doof"-Stereotypen. Du hast immer mit einem innerlichen Kopfschütteln und etwas Mitleid reagiert, wenn Frauen vor dir standen und sich darüber aufregten, dass der Kerl jetzt schon angerufen habe. Die drei Tage seien doch noch gar nicht vorbei... Eine Etikette, die Distanz wahrt und bloß nichts von Gefühlen wissen will. Obwohl es genau darum doch immer wieder geht. Es ist das große Verlangen nach Zweisamkeit, bitterlich durchstoßen von den Nadeln des Misstrauens. Und viel mehr noch der Angst vor dem Schmerz. Die Gefahr des sich Entblößens und Zurückgestoßenwerdens. Die Sorge, ob jemand ganz anderes zuviel mitbekommt, gar den eigenen Schmerz erkennt. Bliebe alles nur immer in der Privatheit der zweisamen Erfahrungen, es wäre vielleicht einfacher. Aber das kann niemand wissen. Es ist wohl auch mehr eine Hoffnung, die sehnlichst nach einem Strohhalm angelt. Und so ziehen sie sich zurück, die Frauen, die du kennengelernt hast. Sie ziehen sich zurück und bleiben unglücklich.

2008-08-21

und einige häuser sind mir lieber als andere

Eine Unterhaltung auf Twitter trägt sich derzeit zu, die es mir mittlerweile unmöglich macht, sie in 140 Zeichen weiterzuführen. Auf meine Aussage "beginne, die kommunikation per mobiltelefon als veraltet und umständlich zu verabscheuen." erhielt ich folgende Antwort von @mathematikos: "die sprache ist das haus des seins (heidegger)#schrägsinn".

Mir gefiel und gefällt der Satz Heideggers. Bringt er doch ganz wunderbar mein derzeitiges Erleben von Sprache und den Kanälen, in denen ich sie kommuniziere, zum Ausdruck. Doch halt! "Sprache und Kanäle, in denen"? 2 getrennte Dinge? Nee, irgendwie nich. Der Kanal Twitter zum Beispiel, mit seiner Begrenzung auf 140 Zeichen, bringt neue Erscheinungsformen von Sprache mit sich. Der durch das Rautezeichen gesetzte (Eigen-)Kommentar ist eine Einordnung der soeben getätigten Äußerung auf einer Metaebene - ein Kommentar eben. Typographisch ist er immer noch der Äußerung nebengestellt. Aber der Kommentar kommt in neuem Gewand daher. Das Anzeigefeld bei Twitter benötigt eine Abgrenzung mit einem Sonderzeichen. Der klassische Text im Seitenrand oder gar auf den hinteren Seiten eines Buches ist nicht mehr möglich. Hinzu kommt eine zweite Verwendungsweise der Raute, nämlich die der Marginalie. Das ist in einem Buch eine Art Zusammenfassung oder ein Oberbegriff o.ä., das im Seitenrand neben dem Absatz steht und damit den Gesamttext leichter erfassbar machen soll. Sehr beliebt ist dies in u.a. Schulbüchern. Auf ihre Weise ist auch die Marginalie ein Kommentar, wenn auch eher ein zusammenfassender. In Twitter hat sich mit dem Rautenzeichen eine neue Form der Kommentierung entwickelt. Zynisch-ironische Kommentare bspw. werden hierüber verschriftlicht, wie sie bislang in dieser Kürze nur über die Mimik und den Tonfall des Sprechenden erkenn- und verstehbar war. Eine andere, zusammengewürfelte Sprache ist entstanden.

Zurück zu "die sprache ist das haus des seins". Das Haus ist Twitter, die Sprache sind die Zeichen, die wir dort verwenden und das Sein... äh ja... ist halt das Sein. Worauf ich hinauswill, ist nicht der Kommentar "#schrägsinn". Den habe ich in der Verwendung bei mathematikos bislang noch nicht so ganz durchschaut. Was aber auch egal ist, denn es geht mir um "die sprache" und "das haus". Twitter, Skype, Email, Mobiltelefon. Das sind viele Häuser, in denen sich viele Sprachen tummeln (für die Literaturtheoretiker und Linguisten: Sprache im Sinne von parole). Jeder dieser Kommunikationskanäle hat seine Besonderheiten, seine pragmatischen Vor- und Nachteile in der eigenen Lebens- und Arbeitsgestaltung. Pragmatische Bedeutungsteile gehören ebenso zum Sprachsystem (im Sinne von langue) wie die eigentliche Wortbedeutung. Daraus ergibt sich, dass es im Gebrauch nicht die eine Sprache und viele Häuser gibt, sondern viele Sprachen (im Sinne von parole) und viele Häuser und dabei greifen Sprache (parole) und Haus immer ineinander. Und darum gilt: "einige häuser sind mir lieber als andere".

2008-08-19

"Linksliberalismus 2.0"

Es ist Zeit für eine neue Ideologie.

Mitte der 1990er Jahre las ich in der Berliner Zeitung eines Sonntags in einer Kolumne. Ich meine mich zu erinnern, sie hatte an dem Tag den einfachen Titel "linksliberal". Der Autor, dessen Namen mir nicht mehr einfallen will, schrieb davon, wie er sich politisch links einordnen würde, aber mit dem Dogmatismus der Linken nichts anfangen könne. Er selbst hatte (und hat vermutlich auch heute noch) kein Problem mit Konsum und dem Tausch seiner Arbeitskraft gegen monetäres Einkommen. Aber er hatte ein Problem mit habgierigen Unternehmensinhabern und mit Unternehmensstrukturen, die Hierarchisierung und Ausbeutung als Teil ihres Systems förderten. Deswegen konnte er sich auch mit den Positionen einer FDP ums Verrecken nicht anfreunden. Er glaubte auch nicht daran, dass ein Staat die Instanz sein könne, die für gerechte Verteilung der Güter sorgen würde. Da müsste schon jeder selbst dran arbeiten. Keine der Parteien sagte ihm zu. Es war ein Dazwischen, das er formulierte. Etwas, das man in linken Kreisen besser nicht zu laut ausspricht. Das Dogma des Antikapitalismus, ihr wisst... Es war genau die Einstellung, die ich so gerne von der Politik gesehen hätte. Lange hörte ich nichts mehr davon, bis im vergangenen August Mercedes Bunz unter dem Titel "Linker Neoliberalismus - Was könnte das sein? Und warum eigentlich? Spinnen die?" (pdf) dazu schrieb.

Dieser Tage ist Christian Rickens' "Links! Comeback eines Lebensgefühls" im Gespräch. Auf dem 9to5.Wir nennen es Arbeit-Festival-Camp sprach er mit Mercedes Bunz, Holm Friebe und Philipp Albers über das Thema. Nun sind seine Ansichten in Buchform erschienen. Auszüge davon gibt es auf spiegel online.

Worum es geht? Es geht darum, die "die richtige Mischung aus Wettbewerb und Solidarität, aus Gewinnstreben und Gemeinsinn zunächst einmal im eigenen Leben umzusetzen". Derart beschreibt Christian Rickens die digitale Bohème, wie er sie kennengelernt hat. Und wie es meines Erachtens den Kern der Sache trifft.

Es ist Zeit für eine neue Ideologie. Eine Attitüde des Pragmatismus, der seine Lebens- und Arbeitsbedingungen - so gut es geht und darüber hinaus - selbst schafft. Sie kommt leise daher. Aber sie wird uns alle erreichen.

Warum ich davon überzeugt bin? Hier ein paar zusammenhanglose Aspekte, die so zusammenhanglos gar nicht sind.
Coworking spaces (Orte für Menschen, die für ihre Arbeit an keinen Ort gebunden sind, aber das soziale Miteinander und die Infrastruktur eines Büros trotz allem brauchen) erfreuen sich größer Beliebtheit unter den Selbständigen und Freiberuflern dieser Welt. Es ist selbstbestimmtes Arbeiten in der Gemeinschaft.
Das muss nicht nur für die kleine Gemeinde der digitalen Bohemiens gelten. Markus Albers bespricht in seinem Buch "Morgen komm ich später rein", wie traditionelle, dröge Büro-Arbeitsformen auch für Unternehmen und deren Angestellte ein Ende haben können. Es braucht im Grunde nur den Mut beider Seiten, neue Wege zu denken.
Passend dazu eine Geschichte aus Philadelphia und Vancouver. Chris Jurney ist mit und wegen seiner Frau von Vancouver nach Philadelphia gezogen. Die Firma, bei der er arbeitet, wollte ihn behalten und richtete alles für eine Fern-Beziehung ein. Zuhause aber ist Chris Jurney die Decke auf den Kopf gefallen. Also machte er sich auf in die Independents Hall und arbeitet fortan dort. Seine Firma bezahlt ihm nun seinen Schreibtisch dort, weil sie auf das Know-How von Jurney keinesfalls verzichten möchten. Alle haben etwas davon, auch die anderen Coworker in der Independents Hall, mit denen Jurney sich dort austauschen kann.

2008-08-05

Ein Brett und eine Welt.

Ich hab es getan. Ich hab mir das La Riviera gekauft. (Für ein Bild bitte 3 Posts runterscrollen. Frisches Material mit mir drauf gibt es hoffentlich bald.)

Um mich herum dreißigt es sehr. Ein stetiges "Jetzt bin ich alt. *seufz*" liegt in der Luft, wenn die Menschen das Erwachsenenalter des modernen Stadtkindes erreichen. Ich hoffe für all die Menschen, dass sie trotzdem Ziele und Hoffnungen in der Zukunft haben und diese nicht nur in der Vergangenheit begraben, aber das nur nebenbei.

Während meiner Jugend hing ein Satz an meinem Kleiderschrank:

I never want to say my best days are behind me
New End Original - Lukewarm

Gemeinsam mit meinem Lachen sollte es das Motto meines Lebens werden. Es hat gute 10 Jahre gebraucht, bis ich aus vollem Herzen sagen kann: Ja, ich lebe im Hier und Jetzt und es liegen noch gute Dinge vor mir. Ich lebe nicht mehr aus reiner Angst in der Zukunft und meine Vergangenheit hört auf, (gefühlte) pure Langeweile zu sein.

Was hat das jetzt mit dem Dreißigwerden und dem Board zu tun? Neulich hörte ich die Geschichte einer Frau, die zu ihrem vierzigsten Geburtstag mit dem Boarden aufhörte. Sie sei jetzt zu alt dazu. Das war ihre einzigste Begründung. Ich finde diese Begründung lächerlich. Es ist die Angst vor der eigenen Courage, anders zu leben als die meisten Menschen in unserer Gesellschaft. (Dieselbe Angst, die Menschen so ein Drecksgewäsch hier schreiben lässt.) Ich bin 27 und fange gerade erst an. Die drei Monate des diesjährigen Frühlings haben mich selbst kaum wiedererkennen lassen. Das erste Mal in meinem gesamten Leben habe ich das Gefühl zu wissen, wer ich bin und was ich will und welche Überzeugungen ich habe und an welchen Stellen ich aufpassen muss, mir nicht untreu zu werden. Ich weiß, welchen gesellschaftlichen Bedingungen ich es zu verdanken habe, dass ich das Leben führen kann, das ich führe. Manchmal kommen andere daher und vermitteln den Eindruck, ich müsste mich rechtfertigen oder mich gar schämen. Ich versuche mein Bestes, diesem Ein-Druck mit jugendlicher Unbeschwertheit zu begegnen: The times they are a changing. Ich gehöre nicht zu den Menschen, für die die Zwanziger nur Durchgangsstationen auf dem Weg in die häusliche Zweisamkeit sind. Alles schnell noch erleben müssen, um sich dann beruhigt ins Familienleben zu verabschieden. Ich gehöre zu den Menschen, die langsam wachsen und in ihren Zwanzigern feststellen, was sie auch in den kommenden 30-40 Jahren noch fürs Glücklichsein brauchen werden. Um alles daran zu setzen, diese Visionen Realität werden zu lassen.

Das mit den Dreißiger-Geburtstagen kann ich jetzt aber doch nicht begründen. Sind einfach nur viele passiert dieses Jahr. Da geistert einem das schonmal im Kopf rum, wenn man auf seinem Board steht und Runde um Runde dreht.

2008-08-01

Das Wegputzen schwer machen.

Gerade erst vor ein paar Tagen wohnte ich einem Gespräches über Potsdam bei. Es ging um Uferwege, die immer mehr der breiten Öffentlichkeit entzogen werden. Es ging um everybody's darling Günther Jauch und das Geld, das er in die Stadt hineinsteckt. Es ging um Stadtobere, die dieses Geld gerne in der Form nehmen als dass sie die Leute gewähren lassen. Es ging um die Veränderungen, die in Potsdam stattfinden, wenn die Stadtoberen weiter so nichthandeln.

Kaum war das Gespräch vorbei, ging die Kunde um den Förderstopp des Potsdamer Waschhauses durch die Region. Ein überdimensioniertes WTF!!! raunte hinter meiner Stirn. Wie schon Anne, der Logopäde und der Saint sagen: Dieses Haus ist ein Fundament für die Potsdamer Kultur. Um nur ein Beispiel zu nennen: Im Laufe der Jahre gab es immer wieder Bands, die während einer Deutschlandtour in Potsdam, nicht aber in Berlin gespielt haben (wenn auch vielleicht in einigen Fällen aus Gründen der Organisation). Und wo waren sie: im Waschhaus.

Gegen die Schließung haben die dort Arbeitenden eine Online-Petition gestartet. Unterschreibbefehl!

2008-07-30

Ein Literaturwissenschaftler tut, was ein Literaturwissenschaftler tun muss.

Den Kritiker in sich rauslassen nämlich. Bestes Erprobungsobjekt: man selbst.

Alles weitere bei Twitkrit und dem "Selbstgespräch eines Knotenpunkts im Zeichengewebe".

An dieser Stelle geht ein herzliches Dankeschön an bjoerngrau für sein Lektorat sowie an das gesamte Twitkrit-Team für die Veröffentlichungsmöglichkeit.

2008-07-25

Große Anschaffungen werfen ihre Rollen voraus.

la riviera
Ich erwähnte es bereits: Ich bin angefixt.

Wenn alles gut geht und alle Rädchen sich so ineinander fügen, wie ich mir das hier grade zusammenbastele, dann... ja dann gibt's Ende nächster Woche neue Füße. Diesmal die eigenen. Mein aktueller Favorit ist das La Riviera aus dem Hause Riviera Longboards. Mit 103 cm Länge ist das Board nicht ganz so groß wie ich (hihi) und mit 23,5 cm Breite hat es eine angenehme Fläche zum drauf Hin- und herlaufen. Und es sieht einfach mal scheiße geil aus!

2008-07-23

Testspiele sind zum Testen da.

Was für ein Drama. Da spielt der Liverpool FC schonmal in Berlin (bei den Glanzleistungen, die die Hertha im Schnitt erbringt, wird das wohl so schnell nicht wieder passieren.) und dann fehlt die halbe Mannschaft. Die Spanier Alonso, Torres und Reina erholen sich noch von ihrem Sieg bei der Europameisterschaft. Gerrard hat sich am Montag mit einer Verletzung in der Leistengegend aus dem Trainingscamp verabschiedet. Der Rest der Angetretenen ist entweder noch jung oder erst seit dieser Saison beim LFC. Einzig Jamie Carragher und Dirk Kuyt waren am Start. Nicht viele Optionen, die Headcoach Rafael Benitez da hatte.

Und das hat mensch dem Spiel auch vollständig angemerkt. Zusammengewürfelt und ohne Plan. Die erste Halbzeit wirkte wie ein Casting. Jeder, der den Ball einmal hatte, dribbelte ein bisschen vor sich hin und beendete dann mit einem Fehlpass oder direktem Ballverlust im Zweikampf. Dass die Hertha in den ersten 45 Minuten kein Tor schoss, ist einzig der guten Abwehr zu verdanken. Die steht schonmal wie 'ne Eins. Über die Spitze lässt sich nur wenig sagen. Wenn der Ball mal in Tornähe war, waren die Jungs, allen voran Andriy Voronin, viel zu ängstlich. Platz zum Schießen? Ach nee, vielleicht lassen sich ja noch ein paar Pässe üben. Anders kann ich mir den mangelnden Drang zum Tor jetzt auch nicht erklären. Die zweite Hälfte wurde da auch etwas lebendiger. Das dürfte zu einem Gutteil daran gelegen haben, dass Benitez fast die komplette Mannschaft auswechselte (9x wurde getauscht).

Das große Problem aber war das Mittelfeld. Das gesamte Spiel über. Sehr bezeichnend hierfür waren mehrere Situationen mit Kuyt, der den Drang zum Tor hatte, aber sich permanent die Bälle selber abholen musste und dann auch prompt an einen der mindestens zwei Herthaner um sich herum verlor. Ich hoffe, dass mit Alonso, Gerrard und Mascherano ein wenig Stabilität ins Mittelfeld kommt. Vor allem braucht es jemanden, der Gerrard ersetzen kann, wenn der verletzt ist oder nen schlechten Tag hat. Daran mangelte es in der vergangenen Saison häufiger.

Ich bin gespannt. Derweil geht mein erstes live gesehenes Liverpool-Spiel als Austest-Spiel in die persönliche Erinnerung ein. Und ich bin hoch erfreut, dass um uns herum gefühlte 5.000 Liverpool-Fans saßen.

Ach ja. Das Spiel ist übrigens 0:0 ausgegangen.

2008-07-19

10 Tage und ihr Auf und Ab.

Als Graph hätte ein Mathematiker seine helle Freude, an der passenden Formel dazu zu basteln. Und als Carrerabahn wäre es die coolste Carrerabahn, mit der je ein Kind gespielt hat.

Ab in die Waschmaschine. Bei 60° reinigen und mit Kaltwasser spülen. Extra-Schleudergang. Die Tür geht auf, ich steige aus und stehe aufrecht. Irgendwie.

Unwillkürlich musste ich an die nie sehr vertrauenerweckende Achterbahn im Plänterwald denken.

Am Ende dieser Tage: Ein Kompliment, das fast schon eine Liebeserklärung war und von dem ich nur selten zu hoffen wagte, es in der Form jemals wirklich zu erhalten.

2008-07-10

Jeder nur einen Fragebogen, bitte.

Gestern mit nem Kumpel den Test für Einbürgerungswillige überflogen. Viel gelacht. Viel geärgert. Und manchmal war es ein bisschen wie damals in der Schule. Wir hätten gerne hinter die jeweils möglichen Antworten die verschiedenen Interpretationen geschrieben, die auf Grund der Formulierung der Frage möglich waren. Beim hinteren Teil angelangt, begann ich mitzuschreiben, ob der - vermutlich?! - unfreiwilligen Satire, die da so manches Mal zu Tage tritt.

Frage 184: Was nannten die Menschen in Deutschland sehr lange "Die Stunde Null"?
Eine der Antwortoptionen ist:
- Damit ist die Stunde gemeint, in der die Uhr von der Sommerzeit auf die Winterzeit umgestellt wird.
Herrlich!

Frage 204: Wie wurden die Bundesrepublik Deutschland und die DDR zu einem Staat?
- Die Bundesrepublik Deutschland hat die DDR besetzt.
- Die heutigen fünf östlichen Bundesländer sind der Bundesrepublik Deutschland beigetreten.
- Die westlichen Bundesländer sind der DDR beigetreten.
- Die DDR hat die Bundesrepublik Deutschland besetzt.
Ende der 1980er hieß es doch immer so schön: "Wir sind das Volk!" Bei den Völkerwanderungen, die damals stattgefunden haben, ist Punkt 4 gar nicht so abwegig...

Frage 215: Wer wird als "Kanzler der Einheit" bezeichnet?
- Schröder
- Kohl
- Adenauer
- Schmidt
Irgendwie fände ich es nett, wenn hier noch Egon Krenz zur Auswahl stünde.

Und meine liebste Frage ist die Nr. 148:
Was ist die Aufgabe der Polizei in Deutschland?
- das Land zu verteidigen
- die Bürgerinnen und Bürger abzuhören
- die Gesetze zu beschließen
- die Einhaltung von Gesetzen zu überwachen
Ich würfel dann mal zwischen 2 und 4, wa?

Zu der teils krassen Ausrichtung auf Einbürgerungswillige aus Ländern mit islam-religiösem Hintergrund, wenn es um soziale und kulturelle Fragen geht, sag ich jetzt mal nichts. Ist mir zu komplex grade. Kann sich ja auch jeder sein eigenes Bild von machen.

2008-07-04

"Der Blog" und der Weg der Menschen dorthin.

Es lodert ein kleines Feuerchen in Blogdorf. Nicht stark, es ist mehr so ein Schwelbrand, der gelegentlich ein paar Flammen züngeln lässt. Das Feuerchen lodert bei den Verfechtern der grammatikalischen Neutralität des Mediums, in dem wir uns alle hier tummeln. "Blog" hat seine etymologischen Wurzeln im Weblog, welches wiederum in Anlehnung an das Logbuch der Schiffer entstand. "Logbuch" oder "Log" ist eindeutig sächlich, das "Weblog" ebenso. Nur beim Blog hält sich die Verwendung des maskulinen Artikels standhaft neben dem neutralen. Die Verfechter des Neutrums sagen dann bei Gelegenheit auch gerne, "das Blog" sei falsch.

Dem deskriptiven Linguisten in mir rollen sich ob solcher Sickschen, sprachnörglerischen Urteile kurz die Zehennägel auf. Google's Index wirft für "das Blog" rund 788.000 Ergebnisse aus. Für "der Blog" sind es mit 827.000 Ergebnissen nicht wirklich viele mehr. Wie kann etwas "falsch" sein, was von so vielen Sprechern gebraucht und von noch mehr verstanden wird?

Doch wie kommt es eigentlich, dass "der Blog" überhaupt in den Gebrauch Eingang gefunden hat? Ist es die pure Sprachgeschichtsvergessenheit? Wohl kaum. Die Etymologie ist mittlerweile weitgehend bekannt und dennoch: der Blog lebt.

Die Ursachen liegen - wie so oft - in der Sprache sowie im Sprachgebrauch selbst. Wesentlich häufiger als der direkte Artikel im Nominativ wird "Blog" im Sprachgebrauch mit dekliniertem Artikel ("Das findest du bei XY im Blog.") oder in Sätzen mit Possessivpronomen ("Wie XY in seinem Blog schreibt, ...") verwendet.

Das Deutsche zeigt bei den Flektionsformen des Neutrums nur wenig Individualität im Vergleich zum Maskulinum. In weiten Teilen zeigt es dieselben Formen. Insbesondere der Dativ hat durchgängig die gleichen Formen im Neutrum wie im Maskulinum. "Mein Baum" wird zu "meinem Baum" ("in meinem Baum"), "mein Haus" zu "meinem Haus" ("in meinem Haus"). "Der Baum" wird zu "dem Baum (in dem Baum/ im Baum)", "das Haus" wird zu "dem Haus (in dem Haus/ im Haus)". Beim Verweis auf Inhalte wird durch die häufige Verwendung der Präposition "in" (die den Dativ erfordert) also eine grammatikalische Form verwendet, die per se keinen Rückschluss auf das grammatikalische Geschlecht des Nomens zulässt. Da das Maskulinum trotz aller postmodernen Schriften noch immer das unmarkierte Genus ist und also zuerst gedacht wird (natürlicher erscheint), greift der geneigte Sprecher zum Maskulinum, wenn er/sie/es in den Nominativ wechselt.

Damit verknüpft dürfte auch ein diskursiver/ kultureller Aspekt sein. Blog - im Gegensatz zu Weblog - trägt einen wesentlich schwächeren Verweis auf das Logbuch in sich. Das Logbuch spielt in unserer Gegenwart auf Grund der geringen gesellschaftlichen Relevanz der Schifffahrt (im Vergleich zu Bahn und Flugzeug) eine ebenso seltene Rolle in unserem Sprachgebrauch. Die Assoziationskette Blog-zu-Logbuch drängt sich nicht gerade von selbst auf. Das einsilbige "Blog" erscheint eher als eigenständiger Neologismus als es beim zweisilbigen "Weblog" der Fall ist, weil hier "-log" als Teilwort mit der Pause zwischen dem "b" und dem "l" gesprochen wird. Der/das Blog verliert mit zunehmender sprachlicher Reduktion seine an der Oberfläche materialisierte Geschichte. Auf der anderen Seite aber ist es ein Spiegel der sich verändernden Verwendungsweisen des Mediums "Blog". Der logbuchartige, chronologische Charakter wird im Verlauf der Gewohnheit immer un-präsenter. Das Hinzufügen diverser Widgets mit weiteren Inhalten neben dem zentralen Bloginhalt (den Posts), Unterseiten, magazin-artige Layouts und Strukturen usw. pluralisiert die Blogs, verändert ihren Charakter. Anders gesagt, die Erscheinungen der Blogs verlieren mehr und mehr ihren logbuchartigen Charakter.

[Nachtrag] Mit bestem Dank an Anatol Stefanowitsch aus den Kommentaren gefischt: Ein weiterer sprachlicher Grund für die Verwendung des männlichen Artikels liegt sicher auch in der lautlichen Nähe des "Blogs" zum "Block", die sich mit der Auslautverhärtung im Deutschen ('g' wird zu 'k') noch verstärkt. "Block" ist maskulin und per Analogieschluss ist der Weg zu "der Blog" nicht mehr weit.

[Nachtrag, die Zweite] Im blog.institut1 wurde das Thema nun auch verhandelt. Die Verbindung vom Holzklotz zum Notizblock lässt sich historisch vermutlich nicht so richtig direkt ableiten. Aber die implizierte These, dass "das Blog" und "der Blog" über diverse Umwege denselben Ursprung haben, gefällt mir.

2008-07-02

Magische Musik.

The Rodeo ist Dorothèe. Eine Frau, eine Gitarre und eine unfassbar kraftvolle Stimme. Hinreißend. In allen Sinnen, die diesem Worte innewohnen.

The Rodeo - I'm rude


Die ersten Klänge werfen mich zurück in die Atmosphäre, die Juno in Film und Soundtrack erschafft. Ihre Musik ist laut eigener Aussage eine "Hommage an die Pioniere des Folk, Blues und der Country Music" der Südstaaten.

Das Casino ist ein Ort, der in seinem Inneren mit weißem Stoff rautenförmig bespannt ist. An den Seiten sind podestartig Sitzplätze in rot überzogen. In der Mitte des Hangars steht eine weiße Raute und lädt zum Platznehmen ein. Gegenüber des Eingangs ist eine kleine Einbuchtung in die Wand aus Stoff eingelassen. Sie bietet Platz für genau eine Person. Es sollte der Ort werden, von dem aus eine kleine Frau uns alle den Atem anhalten ließ.

Magische Orte III.

Freitag. Mir ist wie Sonnabend. Die ersten Stunden haben also gewirkt. Ein Gefühl von hier-genau-richtig-sein.
Zum Mittag ab ins Kino. Moviemento Kurzfilmreihe mit Kinderfilmen. Im wahrsten Sinne des Wortes ganz großes Kino: A Sunny Day von Gil Alkabetz. Es beginnt mit dem Bild einer Hügellandschaft und einem gelben Ball, der sich hebt und senkt. Ein Schnarchen ertönt - die Ball hebt sich. Ein pfeifendes Ausatmen - der Ball senkt sich. Dann klingelt der Wecker und die Sonne erwacht. Mit einem Schrecken steigt sie über den Hügel. Die Sonnenstrahlen sind noch kleine schwarze Striche. Um sich die Zähne zu putzen, malt die Sonne einen Regenbogen an den Himmel, holt die Zahnbürste raus und nimmt die Regenbogenzahnpasta zum Zähneputzen. Ausgespuckt wird ein kleiner Spritzer Regenbogen. Ein paar vorbeifliegende Wolken sind der Rasierschaum. Dann ist es Zeit, sich die Haare zu kämmen. Aus den kleinen, schwarzen Strichen werden strahlendbreite Sonnenstrahlen. Am Ende des Hügels wohnt ein kleines Mädchen. Sie macht sich auf, stellt sich mit ihrem Hund vors Haus und setzt Sonnenbrille und Hut auf. Auch der Hund bekommt einen Hut. Die Sonne schaut ein wenig traurig. Das Mädchen geht zu ihrer Familie, die sich unter einem Baum in den Schatten geflüchtet hat. Die Sonne schaut wieder traurig zu und verändert ihren Stand. Die Familie flüchtet mit dem Schatten auf die andere Seite des Baumes. Das Mädchen steigt in einen Bus ein. Die Sonne freut sich, sie auf ihrem Weg begleiten zu dürfen. Doch das Mädchen ist ärgerlich und lässt die Rollläden am Fenster des Busses herunter. Die Sonne gibt nicht auf. Sie weiß um das Gute, das sie vollbringen kann und möchte es den Menschen zuteil werden lassen. Sie folgt dem Bus und dem Mädchen, kämpft sich einen Berg hinauf und freut sich, als das Mädchen am Strand ankommt. Aaah! Hierher kommen die Menschen, um die Sonne zu genießen. Also stellt sich die Sonne freudig an den Himmel. Die Menschen reagieren unisono mit dem Aufspannen von Schirmen. Die Sonne lässt sich nicht entmutigen. Sie vollführt einen Tanz und sammelt all ihre Pracht. Die Menschen reagieren unisono mit dem Aufstellen von Zelten. Langsam wird die Enttäuschung zu groß. Die Sonne wandert noch ein wenig umher und macht sich dann auf, hinter dem Horizont des Meeres zu verschwinden. Der Tag ist vorbei und es wird Zeit, sich schlafen zu legen. Da blitzt und jubelt es auf einmal. Die Sonne schaut überrascht gen Strand. Dort stehen all die Menschen, die sich gerade noch in ihren Zelten versteckt hatten, halten Kameras in die Höhe und klatschen begeistert. Die Sonne wird verlegen. Läuft rot und lila an vor lauter unerwarteter Freude ob dieser Aufmerksamkeit. Sie strahlt noch ein letztes Mal und versinkt hinter dem Horizont. Bis nur noch ein Schnarchen und ein pfeifendes Ausatmen zu hören ist.

Ein bisschen Chillen im Zelt. Ein bisschen Rumlaufen und dabei froh sein, die Regenjacke mitgenommen zu haben. Unseren Nachkömmling begrüßen. Ans Lagerfeuer setzen und die Hippiegemeinde einwirken lassen. Festivals sind immer eine andere Welt. Abgeschottet von allem. Hier auf der Fusion ist es nochmal anders. Tagsüber, wenn die Beleuchtung fehlt und die Stromversorgung für die Stände und die Musik das einzig Technische sind, treten die selbstgebauten Orte aus Holz und Stoffen in den Vordergrund. Die Menschen sitzen auf Holzstämmen oder unter Planen. Der Anblick eines iPhone und der Anblick eines Aliens in seinem Raumschiff würde hier nicht den kleinsten Unterschied machen. Beides ist seltsam entrückt.

Das Cabaret at the End of the World. Der Abend bringt kurzweilige Stunden voller Artistik, Pomp, extravaganten Moderatorinnen und ihren vier Übersetzern. Staunen und Lachen. Bewundern und ums Verrecken den Mund nicht mehr zu bekommen. Bis die ich-bin-eine-Frau-die-so-tut-als-sei-sie-ein-Mann-der-als-Drag-auftritt mit plumpen Sexanspielungen eine schlechte Playbackshow abliefert. WIr verpassen den Rest des Abends. Aber es ist egal. Denn jetzt kommt The Rodeo. Sie ist die Entdeckung des Wochenendes. Deshalb an anderer Stelle mehr.

Sonnabend. Oh! Schon Sonnabend. Ein Gefühl von "das Ende naht". Jetzt bloß nicht verrückt machen lassen. Gemütlich frühstücken. Ins Casino Hörspiele hören. Klappt nicht. Die Bänke und Böden sind überfüllt mit schlafenden und lauschenden Menschen. Egal. Auf dem Sonnendeck ist es sowieso viel schöner. Zu Hauf fliegen die Schwalben in der Gegend umher. Vor dem Casino haben sich zwei Jungs hingesetzt und spielen mit ihrer Gitarre und einem Saxophon ein kleines Set. Es ist genau das richtige für den Moment. Die Seele baumeln lassen. Dösen. Die Ruhe finden, die sich des Nächtens ob der 24h-Trancemucke nicht so recht einstellen will.
Zurück zum Zelt und mal ein wenig zivilisatorische Gesichtspflege gegönnt.
Bratze in der Tube. Schon während des Wartens fließt der Schweiß in Strömen über die Rücken. Gruppendynamiken sind etwas eigenartiges. Wir stehen erst hinten. Dort drückt und drängelt es. Kellerclubatmosphäre kommt auf. Kurz vor Beginn gehe ich nach vorne. Angenehme Leere, die ich schon von weitem erkenne. Ich drängele mich durch und kann für einen Moment Luft holen. Ich wundere mich, dass nicht mehr Leute auf diese Idee kommen. Der Moment des Luftholens ist vorbei als Bratze starten. Von Sekunde eins an rocken sie das Haus. Die Jungs sind heiß. Die Leute vor der Bühne sind es auch. Ein Schlag in die Magengrube. Ein wildes Durcheinander als gäb´s kein Morgen mehr.

Die Jolly Goods. Ich kannte nur ihre Single Girl Move Away From Here, war gespannt und musste mich der Enttäuschung preisgeben. Nicht, weil sie nicht gut waren, denn das waren sie. Sondern, weil die Single mitnichten das widergibt, was die beiden Mädels live präsentieren. Girl Move Away From Here ist eine gerade noch tanzbare, wütende und wütige Musik. Mehr davon hatte ich erwartet. Alles andere jedoch klingt nach den Töchtern von PJ Harvey, mit jugendlichem Zorn im Bauch und verschiedensten Varianten von Herausschreien auf den Lippen. Mehr noch, es ist ein Ausloten der Grenzen dessen, wozu die Sängerin Tanja Pippi in der Lage an den Rändern der Pfade ausgetretener Songstrukturen.

Danach: Flasche leer. Ich kann nicht mehr. Ich merke, die Erkältung steckt mir immer noch in den Knochen. Ich gehe schlafen und begrüße am frühen Morgen die Heimkömmlinge aus den Nachbarzelten. Die Sonne strahlt. Entspanntes nichts-muss-mehr im Kopf. Die Elektrobeats werden auch langsam aufdringlich. Ebenso das partywütige Volk, das mittlerweile die Wege beherrscht. Es hat sich was verändert zum Wochenende hin. Mehr schicke Club-Menschen. Mehr bummbumm-Techno-Volk aus Autos, deren Kennzeichen durchgehend mit drei Buchstaben beginnen. Die Wirkung von Alkohol, anderen Drogen und durchtanzten Nächten zeigt ihr unschönes Gesicht. Es ist zwar immer noch um Längen entspannter als auf anderen Festivals, aber die Ruhe der ersten Tage ist vorbei.
Das Highlight zum Abschluss: Slacklinen. Auch eine Club Mate findet sich noch an.
Die Zeit, in der die Sonne am Höchsten steht, ist die Zeit, in der wir aufbrechen. Anstehen an der Ausfahrt. In kurzen Metern rollen wir voran. Volkssport Nummer eins: Das Auto schieben. Die Jungs sind offenbar noch nicht ganz ausgelastet... Großartiger Anblick allenthalben. Zwischendrin: Lesen. Auf die Motorhaube setzen. Handstände üben.
Auf dem Heimweg Halt an der ersten Raststätte. Jetzt ein Eis. Begegnungen mit Menschen, die so etwas wie "eine andere Welt ist möglich" schon früh aus ihrem Denken gestrichen haben. Genervtes Gehupe, wenn man als Fußgänger die Dreistigkeit besitzt, die Straße zum Parkplatz zu überqueren. Hektische Eltern, die ihre Kinder wieder ins Auto zurückschleifen. "Aber da ist doch ein Mülleimer." "Nein komm! Das Eis kannst du auch noch im Auto aufmachen." Mit Rasten hat das hier rein gar nichts zu tun.

Und so kehre ich heim. Trage die Erinnerungen in mir. Und schaue mit glänzenden Augen alldiejenigen an, die mich fragen wie´s war.

2008-07-01

Magische Orte II.

fusion_2008_215
Bild von langalex, geschossen auf der Fusion.

Seit ein paar Wochen wackel und schlinger ich über ein ca. 5cm breites Seil, wann immer sich die Gelegenheit ergibt. Slacklinen nennt sich das und bringt so dermaßen viel Freude.

In der Situation da oben habe ich es übrigens trotzdem noch irgendwie gechafft, wieder rechtzeitig auf das Seil zu achten und dann auch drauf zu landen... ;)

2008-06-30

Magische Orte I.

Längere und kürzere Sätze zu den Ereignissen der vergangenen Tage: die Fusion des Jahres 2008.

Donnerstag: Treffen am Gesundbrunnen. Schnell noch nen Kasten Alster kaufen. Rauchen auf dem Vorplatz. Eine kleine Tradition. Immer, wenn ich vom Gesundbrunnen aus losfahre, stelle ich mich noch kurz oben hin, genieße die Sonne und den Anblick der Menschen und das bisschen Bahnhofsatmosphäre, das es dort gibt. Fahren und Sitzen quer durch den Waggon verteilt. Den Menschen, die müde und geschafft von der Arbeit einfach nur noch nach Hause wollen, sieht man an, dass sie ein genervt sind von der guten Laune und Entspanntheit, die wir alle versprühen.

Neustrelitz: Bahnhof. Zwei Gleise und ein Bahnhofshäuschen. Alles in fröhlichem Gelb gestrichen. Aber wehe, mensch geht die drei Meter neben das eigentlich Bahnhofsgelände, z.B. zu dem kleinen Toilettenhäuschen. Das Alter der Bahnanlagen springt einem förmlich auf die Schultern. Ein kleiner Backsteinbau, innen nicht verputzt. Die Türen der Kabinen in passendem Ochsenblut lackiert. Ein sanfter Willkommensgruß auf dem Weg aus der Zivilisation heraus. Aber es stinkt nicht und der Boden ist sauber. Irgendwer kümmert sich dennoch um die Räume. Es ist die sympathischere Ecke.

Neustrelitz: Bahnhofsvorplatz. Die Mengen warten auf die Shuttlebusse, die sie zum Festivalgelände bringen werden. Alle versuchen das Fleckchen zu finden, an dem der Bus halten wird, um nur ja mit einem "Erster!" ihren Sitzplatz einnehmen zu können. Ein Kopfschütteln meinerseits. Die Fusion "ein Marktplatz der Utopien und der Träume von einer Welt, die nicht von Rücksichtslosigkeit, Intoleranz, Egoismus und Geldscheffeln bestimmt ist"? Noch merke ich nichts davon. Das soll erst später kommen. Noch sind wir außerhalb des Festivalgeländes. Ein zynisches "Oh, hier draußen passt ihr euch aber perfekt in die Ellbogenmentalität ein!" geht mir durch den Kopf. Diesen Gedanken habe nicht zum ersten Mal - und sicher auch nicht zum letzten Mal -, schließe ihn ein in meine Erkenntnisschatulle und entgegne dem Gejammer und Geschiebe mit innerer Entspanntheit. Und spätestens auf der Fahrt und in dem Moment, in dem wir allesamt gerickroll´d werden, ist die Welt wieder in Ordnung.

Ankommen am Gelände. Mitten im Nirgendwo. Wald und Wiesen ahoi. Ich atme tief ein. Blicke über die Landschaft aus Zeltdächern. Und vergesse mit einem Schlag alles, was in meinem Leben in der Großstadt präsent ist. It´s festivaltime, baby! Dreieinhalb Tage weg von zu Hause. Dreieinhalb Tage einfach nur das tun, wonach mir der Sinn steht.
Ankommen ist einer schönsten Momente bei Festivals. Das eigene Frohlocken ob der kommenden Stunden und Tage prägt die Wahrnehmung. Völkerwanderungen zwischen den Zeltplätzen. Gute Laune allerorten. Es wird aufgebaut, auf den Lageplan geschaut, auf den Rest der Gruppe gewartet oder einfach immer weiter gelaufen. Das Alster fest in der Hand.

Der erste Abend beginnt mit einem musikalischen Opener der deluxe-Variante. Turbostaat rocken die Rote Bühne.
The Notwist: Sie sind gut. Aber die Kälte können sie mit ihrem Sound dann doch nicht aus meinen Knochen vertreiben. Es tut mir nach wie vor in der Seele weh, diesen Moment nicht ausgekostet haben zu können.
Treffen am Zelt. Gemeinsam wieder aufbrechen und einige der magischen Orte entdecken. Das Cabaret at the End of the World ist die leibhaftige Welt, wie sie auch Baz Luhrmann liebt. Ein Ort in Plüsch, Seidenvorhängen und weltentrückter Verspieltheit. Es ist die erste Station, die die Magie der Phantasie leibhaftig werden lässt.
Am Lagerfeuer Wärme und Dubsounds. Feuerkünstler verlieren sich in ihren Bewegungen. Das Auge folgt und der Geist verliert sich mit.
Die Entdeckungsreise geht weiter. Neuland und Second Fusion und all die Kleinigkeiten dazwischen. Das alles bei Nacht. Die Second Fusion ist die wieder analoggewordene digitale Welt. Großer Spaß: Zweite Welt. Auf einem Tisch ist eine Landschaft zusammengebastelt, ähnlich der von Modelleisenbahnen. Für das Spiel gilt es, sich einen Avatar zu basteln, Aufgaben zu lösen, Materialien zu sammeln und das Gesammelte gegen Realien einzutauschen.
Zurück zur Hangar Bühne. Che Sudaka locken mit großartigem Ska.
Die letzten Tage und kurzen Nächte in der Heimat zerren an mir. Mein Körper will Schlaf.

2008-06-26

Auf zur Fusion 08

Morgen abend um diese Zeit werde ich im trauten Mecklenburg-Vorpommern chillen. Die Fusion ruft und in diesem Jahr folge auch ich. So richtig will sich die Stimmung noch nicht einstellen (da muss noch viel mehr Arbeit vorher weg), aber zumindest mein kleiner, gelber Glücksbringer ist schon eingepackt. Mein kleiner, gelber Glücksbringer ist meine Regenjacke. Denn immer, wenn ich sie einpacke, dann nehme ich sie umsonst mit. Und so hoffe ich auch dieses Mal, dass der kleine Sonnenschein sein Dasein dreieinhalb Tage am Rucksack fristen wird.

Jetzt geht's auch gleich wieder zurück an den virtuellen Schreibtisch. 'Ne grantige miss sophie soll ja keiner ertragen müssen.

[Nachtrag] Feinfein. Mein Rucksack läuft gleich mit mir durch die Straßen zu den Gleisen zu dem Wagen, der uns in den Norden bringt. In den letzten Minuten klingt Bratze in den Ohren. Gettin' ready. Gettin' started.

2008-06-22

Meine neuen Füße.

Mein armes Fahrrad. Wenn sich das Board hier demnächst tatsache häufiger mal in meinem Besitz befindet, dann wird mein liebes, kleines Zweirad noch anfangen zu weinen. Ich werde es dann im Hinterhof stehen lassen. Müssen geradezu.

longboarrrd

Zweieinhalb Wochen ist es her, dass ich das erste Mal auf einem Longboard stand. Meine bisherigen Erfahrungen mit den Brettern dieser Welt beschränkten sich auf ein BilligSTskateboard, das ich im Alter von ca. 12 Jahren mein Eigen nannte. Auf Grund von Unfahrbarkeit (das Teil sah mehr aus wie ein Regalboden und so fuhr es sich auch) landete es nach gut einer Woche zusammen mit den Phantasien von Downhillfahrten oder Halfpipehüpfern wieder in der Ecke und später im Müll. In der Neunten gönnte ich mir vom Klassenfahrtsgeld einen Tag Snowboarden. Sich auf dem Idiotenhügel alle Nase lang hinzupacken und selbst von 5-Jährigen auf ihren Skiern gekonnt überholt zu werden, ist aber nun wahrlich nicht das, was mensch einen Anreiz zum Weitermachen nennen würde.

Mit diesen, erfolgreich verdrängten, Erfahrungen im Hintergrund stand ich nun also vor zweieinhalb Wochen am oberen Ende des Schwedter Stegs und bestieg obiges Longboard. Das lief in etwa so ab: Draufstellen. Die ersten Meter relativ sicher gradeaus rollen. Fragen, wie das mit dem Bremsen eigentlich so funktioniert. Um dann keine halbe Stunde später die erste Abfahrt auf dem Schwedter Steg zu meistern. Ohne Hinpacken wohlgemerkt. (Für alle, die die Brücke nicht kennen: Die ist 200 Meter lang und hat eine Steigung von geschätzten/gefühlten 5%. Runterwärts kann man da schon gut an Fahrt gewinnen.) Mir kam das in dem Moment irgendwie alles sehr leicht und natürlich vor. Gestandene Longboarder kann man damit schon mal aus dem Konzept bringen.

Dann erstmal Pause. Heute das zweite Mal auf'm Board gestanden und gleich beim Cruisen durch die Innenstadt mitgemacht. Huiuiui. Vor einer ums Verrecken nicht bremsenwollenden Straßenbahn flüchten zu müssen, wo doch eigentlich komplett die Erfahrung fehlt für solche Situationen... Alter Schwede! Aber der Anblick von rund 20 Longboardern, die an der Ampel eine komplette Autospur dichtmachen, um dann gemütlich links abzubiegen, ist einfach göttlich. Das dachten sich wohl auch die vielen Fußgänger, Rad- und wenigen Autofahrer, die das Spektakel mit belustigter Miene verfolgten. Und das entschädigt denn auch für all den ausgestandenen Nervenkasper, aber sowas von-

Nun also vier statt zwei Räder. Nicht immer. Aber immer öfter.

2008-06-20

Inside Out - The Kooks in der Columbiahalle

Eins vorweg. Die Kooks haben so mit das beste Publikum, das seit der Erfindung der The-Bands in einer Konzerthalle aufgetaucht ist. Junge, waren die heiß. In der Umbaupause wurden die jeweiligen Pausen zwischen den Konservenliedern mit einem leisen Anschwellen der Jubelrufe gefüllt. In jeder Liedpause wurde es ein bisschen lauter. Bis die ersten Takte von Arctic Monkey's When The Sun Goes Down angespielt wurden. Bämmm. Überrascht warf ich einen Blick auf die Bühne. Leer. Das Entzücken des Publikums war derart groß, dass ich für einen kurzen Moment schmunzelnd überlegte, ob sie gar die Bands verwechselt hatten. Aber nein, hatten sie nicht. Die Masse wogte und zappelte und musste einfach schonmal rauslassen, was da an Energie brodelte.

Dann. Licht aus. Lightshow an. Von der Sorte Anlehnung an Stadionrock. Es war ein Versprechen und das Publikum löste es ein. Jeder, aber auch wirklich jeder Song fand seine Mitsänger vor der Bühne. Da wurde getanzt, gefeiert und gesungen. Das ist umso erstaunlicher, als die vier Jungs und insbesondere der Sänger Luke Pritchard gar nicht sonderlich viel gemacht haben. Es gab ein fröhliches "Hallo!", ein kurzes Lachen und dann ging's los. Kein unnötiges Blabla, kein wildes Rumgehampel auf der Bühne, keine Ankündigung der einzelnen Songs. Letzteres brauchte es auch gar nicht. Die Jungs und Mädels im Zuschauerraum haben sowieso alles an den ersten Takten erkannt.

Ich glaube, es ist die Musik der Kooks, die so etwas möglich macht. Egal ob Ballade oder Up-Tempo, die Stimme von Pritchard legt in alles ein leicht beschwingtes Element hinein, die Akoustik-Gitarre lacht dazu - ja, genau das macht sie, sie lacht. Und all das bringt an einem Abend Menschen zusammen, die gerne lachen und Spaß haben. Großartig, das.

Und jetzt noch ein wenig Musik.
The Kooks - She Moves In Her Own Way

DirektSelberbewegen

2008-06-18

Heute abend: The Kooks

Für einen kurzen Moment wünsche ich mir, die Kooks spielten heute abend im Lido oder besser noch im Knaack oder im Bang Bang oder gar im Privatclub oder so. Es passte um so vieles besser zur Musik und zur Band. Ich könnte gemächlich meinen Muskelkater (slacklinen - später mehr) auskurieren und der um die Ecke lugenden Erkältung einen heftigen Schwinger verpassen. Die Klänge hätten einen kurzen Weg von der Decke zurück in meine Füße. Der Schweiß hätte einen kurzen Weg von den Körpern der Menschen hin zur Decke und zurück. Alle wären noch ein wenig aufgeregter. Alles wäre kuschliger. Und würde in etwa so aussehen:


The Kooks: Matchbox

Genug der Wunschträumereien. Heute abend ab irgendwann nach neun gibt's die Kooks. Und das wird hoffentlich der Hammer werden. Liebe Aufregung, bitte starten Sie jetzt Ihre Arbeit.

2008-06-09

Auf Entdeckungsreise.

Letzte Woche auf'm Longboard gestanden. Das erste Mal. Und wenn ich groß bin, will auch mal in so einem Parkhaus durch die Etagen heizen.

DirektAbfahrten


Und nächste Woche kommt dann das hier dran.

DirektSeilkasper

2008-06-02

Eine Dekade an Tagen.

Mal ein bisschen die Rolle vorwärts rollen lassen. Die labels der Gegenwart anpassen. Aufs Barcamp verweisen. Mir dabei das erste und hoffentlich letzte Mal pink ins Haus holen. Und ansonsten nicht viel zu sagen zu haben. So sieht's aus. Ich hoffe, euch geht's gut. Mir nämlich auch. Bis später.

2008-05-23

Sandkastenförmchen deluxe.

Rund 2650 Sprachen. 142 sprachliche Merkmale. Derzeit 5728 zitierte Texte. Der World Atlas of Language ist online gegangen.

Wer schon immer mal wissen wollte, dass die deutsche Gebärdensprache mehr als 5 unregelmäßige Verneinungen kennt und sich damit in guter Gesellschaft befindet (von den 35 untersuchten Gebärdensprachen haben 21 mehr als 5 unregelmäßige Verneinungen), kann sich das alles auf der Karte (auf Basis und mit allen Features von google maps) visualisieren lassen. Oder im zugehörigen Kapitel nachlesen, dessen Literaturangabe per Mausklick vollständig samt Datum des Abrufs verfügbar ist. Oder gleich die Merkmalsdaten im KML- oder XML-Format abrufen. Oder vielleicht doch lieber eine Diskussion zum Merkmal führen und die Kommentarfunktion nutzen. Oder einen Schritt weiter gehen und mehrere Merkmale kombinieren.

Was das Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie und die Max Planck digital library hier geschaffen haben, ist von unschätzbarem Wert für sprachwissenschaftliche Studien. Schon jetzt lassen sich eine Fülle an sprachlichen Merkmalen im weltweiten Vergleich anzeigen. Neue Studien können leicht eingebunden werden, ohne dass immense Druckkosten die Verbreitung weiteren Wissens einschränken oder gar verhindern. Ich könnte mir auch vorstellen, Sprachen, die aussterben oder bereits ausgestorben sind, optional anzeigen zu lassen und somit Sprachwandel direkt in die Karten einzubinden.

Drauf aufmerksam geworden bin ich über den Bremer Sprachblog. Und ich geh dann mal wieder in den Sandkasten, noch ein wenig spielen.

Einer der Gründe, weshalb Erklärungen von freiem Willen nie in strengem Sinne kausal sein können.

Im Ablauf von Überlegen-Entscheiden-Handeln gibt es zeitlich aufeinanderfolgende bewusste Zustände, von denen wir nicht die Empfindung haben, dass ein Zustand den nächsten zwingend erfordert. Diese Empfindung zeigt sich auch in unserer Sprachpraxis, wenn wir diesen Ablauf beschreiben oder uns vergegenwärtigen. Beim Überlegen, im Moment einer Entscheidungsfindung, machen wir uns eine bestehende Situation, verschiedene Handlungsoptionen sowie unsere Wünsche und Ziele bewusst. Dies zusammen führt zu handlungsauslösenden Gründen, die im Fällen einer Entscheidung münden. Insbesondere in den Fällen, in denen für die verschiedenen Handlungsoptionen gleich gute Gründe vorliegen, ist die Entscheidung für die eine oder andere Handlung nichts, was sich in einem streng naturwissenschaftlichen Sinne als kausal hinreichend bezeichnen ließe. Ebenso ist der bewusste Zustand des „eine Entscheidung treffen“ nicht kausal hinreichend für den zeitlich darauf folgende bewussten Zustand des Handelns. Implizit schwingt hier die Option des Anders-Entscheiden-Könnens bzw. des Anders-Handeln-Könnens immer mit. Die grundsätzliche, potenzielle, zumindest rein theoretisch vorhandene Option einer Handlungsalternative macht die kausal hinreichende Erklärung von Entscheidungen logisch unmöglich.

Gründe sind Gründe und keine Ursachen, die unter kausal hinreichenden Gesetzmäßigkeiten stehen. Und inwiefern schon allein die Formulierung des Titels bezeichnend für die Debatte der Willensfreiheit ist, werde ich an anderer Stelle näher erläutern. Es fehlt nämlich an einem signifikanten Aspekt, der da wäre: der soziale und damit diskursive Aspekt von Gründen und deren Angemessenheit als Handlungsauslöser. Im Wahn, Erklärungen über die Welt in naturwissenschaftlicher Exaktheit und Messbarkeit abzugeben, übersehen viele, dass unsere Handlungen aus bestimmten Gründen in ein soziales Netz eingebunden sind, welches jedoch in seinen Gesetzmäßigkeiten wesentlich instabiler ist als es die Gesetze der Natur sind.

file under: Nerdsprech ohne explizit gemachten Zusammenhang. Kurz: Ihr müsst das da oben nicht verstehen.

2008-05-17

Aus den Tiefen der Schreibhölle.

Der Wahnsinn schleicht sich heran. Kommt heraus aus seiner Ecke. In vielerlei Gestalt begegnet er mir. Stimmen. Dialoge. Ein wenig Hintergrundmusik hier. Ein wenig Nahrungsmittelgenuss dort. Der stete Griff zur nächsten Zigarette. Ein halbfertiger Satz zerfasert sich selbst. Schnell noch an der Vokabelfront ein paar Aufmüpfige niedergestreckt. Tief durchatmen. Versuchen, die Fasern wieder einzusammeln. Zu spät. Sie sind in alle Winde zerstreut. Nun gut. Nur die Ruhe bewahren. Wird halt einen Absatz weiter gebastelt. "Aber das führt doch wieder nur zum Rumschustern an vielerlei Ecken. Und nix wird richtig fertig. Und ist das nicht auch die Flucht vor der Herausforderung der schwierigen Stellen?" Jaja. Blabla. Weiß ich auch. Danke schön. Auf Wiedersehen. Und also wieder tief durchatmen. Sammeln. Einsammeln. Ein paar Schritte zurück gehen. Was wollte ich gleich noch? Ahja. Der rote Faden lugt unter dem Sofa hervor. Wie einem scheuen Tier nähere ich mich behutsam. Wir beschnuppern uns von allen Seiten. Nutzen die Ladepause. Bsi zum nächsten Angriff-

2008-05-16

Wenn's mal einer Beleidigung bedarf.

dich ham se wohl im puff beim betten machen gefunden

yorckle bei twitter

2008-05-13

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Und dann sitzt du hier. Du willst weg hier. Den Tag beginnen. Du fühlst dich unwohl inmitten der Menschen um dich herum, die alle im Hier und Jetzt etwas zu tun haben. Die offenbar zufrieden, vielleicht sogar glücklich sind. Du kannst hier nicht sitzen und deinen Gedanken nachhängen. Alles, nur nicht deinen Gedanken nachhängen. Du denkst daran, was du den Tag über machen wirst. Zählst die Sekunden bis du aufstehst. Dann gehst du. Und an jedem einzelnen Ort wirst du mit Unruhe an den nächsten denken.

2008-05-12

Gedanken in Mitteldeutschland

Unbewegt in Bewegung sein mit Gedanken, die sich auf den Leitplanken ablegen und aufreihen.

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Das Hostel ein Ort zum Details entdecken. Eine Summe der kleinen Dinge. Neben der Alten Oper gelegen, heißt es unspektakulärerweise Opera Hostel. Ich muss dennoch immer zuerst an den Brwoser denken. Es liegt am Rande der Altstadt, die ich auf der Suche nach einem Wlan-Café durchstreife. Die Menschen auf den Straßen sehen nach Tourismus und Feiertagsausflüglern aus. Alles ist ruhig und beschaulich. Sie haben hier sicher alle ihre Sorgen, aber sie sehen nicht danach aus, als müssten sie sich ernsthaft um ihre Lebensgrundlagen fürchten. Der Besuch im Burger King bringt ein wenig Auslgeich in dieses Stadtbild. Viele alte Menschen sind hier. Allein. Ich muss an kleine Renten und noch kleinere soziale Netzwerke denken. Die Traurigkeit in ihren Augen wechselt sich mit Erschöpfung ab.

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Den Nachmittag verbringe ich im Fam. Ich gerate mehr aus Zufall in den Nichtraucherbereich. Es ist leer hier. Leer und ruhig. Draußen in der Sonne haben die Kellnerinnen viel zu tun. Das gefällt mir. Muss ich mir doch keine Gedanken darum machen, wertvollen Umsatzplatz zu klauen. Bald vier Stunden sitze ich jetzt hier. Die Arbeit für heute ist getan.

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Es ist ein Wochenende nach meinem Geschmack. Öfter mal rauskommen. Den Schreibtisch in der Tasche. Meine Bindungen sind nicht die an einen Ort. Sollen es nicht sein. Ich weiß, was ich zu tun habe in den nächsten Jahren.

2008-05-10

Sonne & Meer - here i come.

2008-05-05

The Subways/ Jennifer Rostock - 4. Mai im Radialsystem V

Das Schöne an Festivals ist ja, dass mensch sich in Ruhe unbekannte Bands anschauen kann. Jennifer Rostock also. Oder "Jenni", wie sie liebevoll von ihren Fans genannt wird. Kopf oder Zahl ist ein Song, der in die Beine geht. Die Zeile "Hoffnung, Hoffnung, tanz dich barfuß durch die Welt" hat was. Aber bei Jennifer Rostock wusste ich nie so recht, was ich von der jetzt nun wieder halten sollte.

Und dann kommt da dieses kleine, viel zu dünne Persönchen mit diesen langen, schwarzen Haaren auf die Bühne und rockt das Haus. Eine Stimme und ein Mundwerk, mit dem sie gar nicht anders kann als auf der Bühne ihr Publikum zu unterhalten. Alles andere wäre pure Verschwendung.

Live hat das alles nur noch sehr wenig mit dem Synthiegefiepe der Single Kopf oder Zahl zu tun. Da wird aus der auf myspace selbstgegebenen Schubladisierung "Elektro, Punk, Pop" ganz schnell Rock mit ein wenig Pop und Elektro als Dreingabe. Punk ist das gesamte Erscheinungsbild irgendwie auch, aber mehr im Sinne von Punk ist... von den Ärzten. Ich konnte mich auch des Gedankens nicht erwehren, dass Frau Rostock eine perfekte Projektionsfläche dieses Popfeminismus bietet, wie er u.a. letztens von Bernadette La Hengst für den Spiegel formuliert wurde.

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Die Subways. Lange Monate schon wartete ich darauf, die Mischung aus zuckersüßen Melodien und hartem in die Saiten Hauen live erleben zu dürfen. Gestern sollte es soweit sein. Und doch ganz anders kommen. Drummer Joshua Morgan hat es mit einem Virus darniedergelegt. Billy Lunn und Charlotte Cooper spielten ein kleines Set mit Akoustikgitarre und Bass. Viel zu kurz die Setlist. Umso intensiver der Gig.

Aufgeregt waren die beiden. Mit verschmitztem Grinsen machte Lunn seine Ansagen, ein guter Schuss Nervosität immer dabei. Cooper sagte nicht viel, aber auch ihr Gesicht sprach Bände ob der Begeisterung des Publikums. Es war ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass eine sympathische Band den musikalischen Genuss um einiges zu steigern vermag. Das neue Album "All Or Nothing" wird im Juni erscheinen und der gestrige Auftritt war wohl so ziemlich die erste Gelegenheit, die neuen Songs ohne das Gewand einer plugged-in-Gitarre und eines Schlagzeugs zu präsentieren. Dass das bei den Subways aber mal so richtig gut funktioniert, ist bestens bekannt. Lunn's Stimme trägt ganze Lieder fast wie von selbst. Kraft verbindet sich gekonnt mit dieser melodiösen Harmonie, die die Briten mit der Muttermilch eingeflößt bekommen. Singen die beiden dann im Duett, kreieren sie die Sahnehäubchen ihrer Musik.

Den Saal hab ich mit einem breiten Grinsen und einem tiefen, inneren Glücksgefühl verlassen.

2008-05-03

Slut/ The Hoosiers - 2. Mai 2008 im Radialsystem V

Pünktlich sein hilft. Vor allem wenn die Vorband gar nicht die Vorband ist und der heimliche Star des Abends als Erstes auf der Bühne steht. Schwupps, die ersten 15 Minuten Slut verpasst. Und schwupps eingetaucht in ein Feuerwerk des Indiepop, der eigentlich keiner mehr ist.


Slut - Something To Die For

Rund um die Jahrtausendwende muss es gewesen sein, als ich Slut kennen lernte. Hauptsächlich von den Sachen, die im Radio liefen. Ich mochte sie immer gerne, kaufte mir das Lookbook-Album, hörte es oft und verfolgte sie dann doch mehr so nebenbei. Ich war auf melodiösen Indiepop à la Bluetones und Konsorten geeicht. Und verstand darüber die tiefen Dimensionen nicht, die Slut in ihrer Musik aufleben lassen. Es waren Klangwelten, die sich heute abend auftaten. Wenn Elektro nachgesagt wird, es spüre der Struktur der Musik auf eine Weise nach, die tief in sein Innerstes eindringt, dann machen Slut genau das mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Klavier. So manches Mal musste ich an Muse und ihren Klang denken. Die zarten Teppiche, die an einer Mauer des Rock aufprallen, in tausend Teile bersten und dann sanft gen Boden gleiten. Slut haben nur wenig gesagt, dafür mehr die Lieder ineinandergewebt. Auf diese Weise ist das typische Ansage-Lied-Konzert zu einem runden Ganzen geworden, bei dem ich ob der Brecht-Adaption in dem Gefühl den Raum verließ, gerade einer Oper beigewohnt zu haben.

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Zu The Hoosiers hab ich nicht viel zu sagen. Kannte ich vorher nicht. Will ich auch jetzt nicht kennen lernen. Uninspirierter, talentbefreiter Mischmasch auf Gitarre-Bass-Schlagzeug. Die Sachen mit den Bläsern waren gut, die gingen ins Bein. Mehr davon und weniger "wir sind so trash-witzig"-Attitüde und die Jungs könnten mir zusagen.

2008-04-28

Das eigentlich Schlimme an diesem Volksentscheid.

Hm. Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich an dem gestrigen Volksentscheid schlimmer finde. Dass die CDU und ein paar Unternehmer dieses Mittel der Bürgerbeteiligung für etwas instrumentalisieren, dass schon lange nicht mehr in der Hand der Bürger liegt. Dass auf beiden Seiten mit billigsten Werbeslogantricks gearbeitet wurde. Dass unser lieber Herr Regierender Bürgermeister politich so dumm war, der ICAT-Kampagne mit Arroganz zu begegnen anstatt sich zurücklehnen und zu sagen: "Aber ihr CDUler (auch auf Bundesebene) habt doch damals mitentschieden. Unser Senat führt nur zu Ende, was von eurem Senat vor einem Jahrzehnt beschlossen wurde." Dass die Boulevardmedien das Thema in gewohnt-gekonnter Manier mit ihrer Nostalgie-Emo-Schlacht bevölkerten. Dass kaum jemand ernsthaft über die Sachverhalte gesprochen hat.

Bis vorhin war ich außerdem erschüttert über die geringe Wahlbeteiligung. 36,1% haben den Weg vorbei an Kabine und Urne geschafft. Von rund 2,45 Mio. Stimmberechtigten sind das gut 880.000 Menschen in Berlin. Wenn ich mir die oben genannten Aspekte so anschaue, wundert's mich keinen Meter, dass die Politikverdrossenheit nach wie vor steil anhält. Das Instrument Volksentscheid kann dem entgegen wirken. Aber nach der Aktion glaubt hier doch keiner mehr daran, dass Bürger ihre Landesregierung wirklich dazu bringen können, ein Gesetz zu verabschieden, das so nicht von Parlament, Regierung und den Parteien vorgesehen ist.

Das eigentlich Schlimme an diesem Volksentscheid ist die Summe all dessen, was da gelaufen ist.

2008-04-27

!

Es gibt so Posts, da frage ich mich, wie das Geschriebene denn jetzt wieder zu dem Eindruck passen soll, den ich von diesem Menschen gewonnen hatte. Und dann habe ich richtig viel Spaß dabei, meinem Eindruck eine andere, eine um einiges positivere Gestalt zu geben.

2008-04-26

Streik mit Stil?

Soeben fuhr an meinem Haus eine alte Straßenbahn vorbei. Alt heißt rund 40 Jahre alt. Sie war gut in Schuss, frisch lackiert und noch mit einem BVB-Logo versehen. BVB steht für Berliner Verkehrsbetriebe, ist die eigentlich sinnige Abkürzung für den Unternhmensnamen und musste auf Grund seiner Ost-Vergangenheit 1990 den Heldentod sterben. (Achtung. In diesem Satz waren unsinnige Ostalgie-Verblendungen enthalten.)

Nun also rollte hier eine alte Straßenbahn vorbei. Auf der Rückseite war ein großes Schild mit der Aufschrift "Fahrschule" angebracht. Und ich hege die kleine Hoffnung, dass die BVG-Oberen sich auf den Streik in den Werkstätten und den damit verbundenen Ausfall moderner Züger dergestalt einstellen, dass sie die alten Züge wieder einsetzen. Anstelle ausfallender Züge hätten wir dann historische Züge. Das hätte doch mal wirklich Stil.

2008-04-25

Wege, die aneinander vorbeiführen.

Wo wir gerade schon bei diesen kleinen Beobachtungen sind.

In den Stunden, in denen wir nicht beieinander sind, sind wir jeder für uns irgendwo in dieser Stadt. Ohne äußere Bewegung an einem Ort oder im Fluss des Straßenverkehrs. Unsere Wege kreuzen sich dabei. Nicht direkt. Manchmal auch das, aber das meine ich nicht. Ich spreche von den Momenten, in denen einer in seinem Zimmer sitzt, draußen rattert die Straßenbahn vorbei und ein anderer sitzt dort drin, auf seinem Weg zur Arbeit. Sie treffen nicht aufeinander und sind dennoch miteinander verbunden. Es ist nie ganz klar, wann genau dieser Moment da ist. Es ist ein Moment, der im Kopf des einen oder des anderen stattfindet. Eine Vorstellung.

Eine Vorstellung, die Nähe erzeugt. Die das eigene soziale Netz mit Punkten und Linien auf der Landkarte markiert. Diesen Punkten und Linien Gesichter und Lebenswege zuordnet. Es ist eins der Dinge, die das Existieren zu einem Leben machen.

Nachtsonne.

Mehr um meiner #balkon #sonne #wlan-tagline bei twitter eine gewisse kontinuität zu verleihen, kreierte ich gestern die #balkon #wlan #nachtsonne-tagline für mein abendliches sit-in.

Am Morgen danach, an einem Morgen, an dem weder die Sonne noch die Nachtsonne scheint, wirkt dieses Wort in mir nach. Es entfaltet seine metaphorische Wirkung und lässt ein Licht der ganz anderen Art aufscheinen. Gänzlich unspektakulär schaute ich gestern noch auf meine kleine Lampe und auf die Straßenlaterne, dachte mir nichts dabei und arbeitete weiter. Jetzt wird mir die volle Kraft dieser Bezeichnung bewusst. Ich denke an die vielen Kinder der Nacht, deren Melatonin gegen das natürliche Sonnenlicht immun ist und nur auf das elektrische mit Wohlsein reagiert. Ich denke an Autofahrten durch die Nacht. Leere Straßen in einer großen Stadt. Die Laternen strahlen auf Beton. Im Hintergrund sind schwach die bunt angemalten Fensterrahmen zwischen dem Grau der Häuserfronten erkennbar.

Es ist der pure technische Fortschritt, der seine Ästhetik wirken lässt.